Houyo (Nävis Bd.1)
 
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Houyo

Reihe: Nävis Bd.1

Rezension von Michael Nolden

 

Die kleine Nävis wächst in einer für Menschen lebensfeindlichen Umgebung auf. Ihr einziger Begleiter ist der Roboter Nisob, der sie als Baby bei einem Absturz eines Raumschiffes rettete und seither für sie sorgt. Auf einer kleinen Insel, auf der das Wrack ihrer Rettungskapsel strandete, hat Nisob ein provisorisches Heim geschaffen. Hier versucht er Nävis zu erziehen. Das gestaltet sich bei dem Wildfang gar nicht so einfach. Das Kind nennt den Dschungel sein Zuhause. Es bewegt sich in den Bäumen und am Boden wie ein Äffchen, sofern es auf diesem Planeten Äffchen geben und Nävis solch ein Tier kennen würde.

 

Dieser Wildfang liebt außerdem Streiche. Gleich zu Beginn vertreibt sie störende Tiere von einem Wasserloch, indem sie ihnen vorgaukelt, die Knochenbrecher seien zum Wasserloch unterwegs. Wie aufs Stichwort rennt alles los und flüchtet.

Was Nävis nicht weiß: Die Tiere wollen ihr nur einen Gefallen tun. Keines von ihnen fällt noch auf diesen alten Trick herein.

 

Nävis gebärdet sich wie ein ganz normales Kind ihres Alters, aber etwas fehlt trotz der wohlmeinenden Obhut durch Nisob: eine Freundin.

In der Zwischenzeit haben sich die Tiere im Wald zu früh gefreut. Die Knochenbrecher haben doch zum Wasserloch gefunden und sie machen das, für das Knochenbrecher im Dschungel bekannt sind. Dem Gemetzel folgen Streitigkeiten innerhalb des Rudels. Die Beute fällt zwar mager aus, dennoch gilt es die Rangfolgen einzuhalten. Inu-Aquino beansprucht seinen Anteil noch vor den Jungtieren und gerät damit mit seiner Schwester Osaban aneinander. Dies ist der Beginn einer gnadenlosen Jagd, in deren Folge Osabans Tochter Houyo auf der Flucht auf Nävis trifft.

 

Der Beginn dieser Freundschaft ist alles andere als einfach. Nävis muss feststellen, dass sie nicht der größte Wildfang im Dschungel ist. Außerdem ist da noch Inu-Aquino, der nicht mit seiner Suche aufgeben will, solange er nicht die Tochter von Osaban gefunden hat.

 

Nävis ist ein Ableger der überaus erfolgreichen Serie Sillage. Dort treffen wir eine erwachsenere Nävis, die mit einer ausgewachsenen Houyo auf die Gesandten des Weltraumkonvois Sillage trifft. Sillage gibt sich im Gegensatz zu seinem jüngsten Ableger einer ernsteren Erzählweise hin. Nävis ist ganz eindeutig für ein jüngeres Publikum gedacht. Die Bilder sind stark verniedlicht und besitzen den Stil von Disney- oder Bluth-Produktionen.

 

Ein Kind im Dschungel muss sich den Vergleich mit dem berühmteren Dschungelbuch gefallen lassen. Auch Mowgli hatte Freunde unter den Tieren. Houyo wird später zu einer Art Baghira und im vorliegenden Band könnte Inu-Aquino mit seinem überbordenden Hass ein Äquivalent zu dem Tiger Shir Kahn sein.

Mögen die Zutaten auch ähnlich sein, so entwickeln Jean David Mourvan und Philippe Buchet, die Sillage-Erfinder, doch etwas ganz Eigenes daraus. Philippe Buchet, der im Original den Zeichenstift schwang, hat die künstlerische Gestaltung hier an Jose Luis Munuera übergeben.

 

Munuera versteht sein Handwerk. Nävis ist einfach liebenswert geworden. Die Kulleraugen schauen mal grimmig, verschmitzt oder unschuldig, begleitet von einem Schmollmund, wenn sie den alten Nisob ärgert, der als Ersatzelternteil sein Bestes zu geben versucht. Herrlich sind die Szenen, wenn Nävis schreit: „Ich will mich nicht waschen!“ Und wenig später: „Ich will nicht in die Heia!“ Am Ende siegt Nisob trotzdem mit viel List und Geschicklichkeit. Diese Szenerie weckt Erinnerungen an die gute alte Cartoon-Zeit und Serien wie Pauli oder Boule und Bill.

Wie im Original ist der szenische Ablauf rasant zu nennen. Ob Nävis durch den Dschungel rast oder die Knochenbrecher sich in schnellen Jagden durch den die Wälder verfolgen, so gewinnt der Leser den Eindruck einer Beinahe-Animation.

Auch die ruhigeren Szenen wie zum Beispiel die erste Annäherung von Nävis an Houyo zeigen eine sehr feine Atmosphäre, die so manchen Haustierbesitzer an seinen ersten Kontakt mit einem pelzigen oder gefiederten Freund erinnern wird.

In diesem allgemeinen Szenario einer Dschungelwelt fällt der Roboter Nisob ziemlich aus dem Rahmen. Umso erstaunlicher ist es, welche Agilität Munuera dem mechanischen Wesen verleiht, das immerhin auf Raupenketten unterwegs ist.

 

Die Bilder sind mit groß ausgeführten Farbflächen angelegt. Angelegte Schatten erschöpfen sich in einer Abstufung. Doch mehr ist auch absolut nicht notwendig. Die schlichte Farbwahl vermittelt schöne Stimmungen, natürlich je nach Szene auch Spannung.

 

Die Vorgeschichte zu Sillage ist eine harmlose aber auch absolut gute Unterhaltung, eine, die mit einem Happy End aufwartet und wirklich Vorfreude auf die Fortsetzung weckt.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328123707bceddddf
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Comic:

Houyo

Reihe: Nävis Bd.1

Autor: Jean David Mourvan, Philippe Buchet

Zeichner: Jose Luis Munuera

Farben: Christian Lerolle

Verlag: Carlsen Comics

ISBN: 3551784914

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 03.12.2005, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:02, 1605