Hulk: Grau
 
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Hulk: Grau

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Fast jeder Fan von klassischen Superhelden-Comics dürfte diese Geschichte kennen: Der Wissenschaftler Bruce Banner wird von Gamma-Strahlen getroffen und verwandelt sich dadurch immer wieder – meistens ist Wut der Auslöser – in das Monstrum Hulk. Fortan wird er gejagt: vor allem von General Ross, mit dessen Tochter Bruce Banner eine Liebesbeziehung hat. Muss diese fast schon ikonische Origin-Story aber neu erzählt werden, wie es in Hulk: Grau geschieht? Und verdient die erstmals 2003/04 herausgebrachte Story das Label Marvel Must-have unter dem der Band erscheint? 

 

Wolken sind weiß, der Himmel leuchtet blau und der Hulk ist grün. Doch alles kann aber auch grau sein, wie »Hulk: Grau« zeigt. Star-Autor Jeph Loeb – der bereits in Werken wie Daredevil: Gelb Captain America: White oder Spider-Man: Blau das marvelsche Farbmultiversum aufgemischt hat – nimmt sich der Entstehungsgeschichte des Hulk auf seine Weise an. Dabei verweist er einerseits auf die Tradition des wütenden Kolosses. Denn der Hulk war bei seinem ersten Auftritt wirklich grau und erhielt vor allem aus drucktechnischen Gründen später eine grüne Hautfarbe. Anderseits präsentiert Loeb die Origin-Story auf eine besondere Weise. Er rahmt sie dabei nicht nur durch eine psychologische Sitzung von Bruce Banner ein. Diese durchdringt sogar die Origin-Story, weil der Autor Banner aus dessen Perspektive die Konflikte des Hulk schildern lässt. Das bietet spannende Einblicke in Psyche, Schuldkomplexe & Co. So wirkt der graue Gigant weniger als tumber Haudrauf, sondern vielmehr als moderne Version von Frankensteins Monster. Immer wieder ist dabei der Mensch das eigentliche Monster, was aber natürlich keine ganz neue Erkenntnis ist. Die einzelnen Kapitel präsentieren die verschiedenen Facetten des Hulk. Denn der ist hier überhaupt nicht eindimensional: sicher immer wieder wütend, dann aber auch einfühlsam, später gewalttätig und dabei oft tragisch. Das alles erzählt Jeph Loeb mitreißend.

 

Der Mitte 2022 verstorbene Zeichner Tim Sale hat mit Jeph Loeb an zahlreichen Projekten – wie Batman: Das lange Halloween – gearbeitet. Hier überzeugt er vor allem mit gleichermaßen durchdachten wie wirkungsmächtigen Bildkompositionen und variiert immer wieder Perspektiven. In diesem Zusammenhang kreiert er einige herausragende Panels – etwa wenn sich das wutverzerrte Gesicht des Hulk auf dem goldenen Helm seines Gegners Iron Man spiegelt und dabei auch visuell die Grenzen von Mensch, Monster und Maschine verschwimmen. Mal rückt er dem Hulk eng auf die Pelle, indem er ein Auge des Giganten panelfüllend zeigt. Dann präsentiert er die Kreatur in der Totale und lässt so dessen zerstörerische Wut wirken. Auch die Mimik und Tragik des Hulk arbeitet Tim Sale mit Wucht heraus. Da fällt es kaum ins Gewicht, wenn es einigen wenigen Zeichnungen etwas an Brillianz fehlt.

 

Ausdrückliches Lob verdient auch Kolorist Matt Hollingsworth. Denn der erzählt die Geschichte auf einer weiteren Ebene – nämlich durch die Farbgebung. Nach einem ganz in Schwarz und Weiß gehaltenen Auftakt dringt zunächst etwas Grün in die Panels. Schon bald folgt ein wahrer Farb-Tsunami. Toll gemacht!

 

Fazit:

»Hulk: Grau« zeigt eindrucksvoll, wie sich Altbekanntes sowohl bezüglich Story als auch Optik frisch, intelligent und mitreißend erzählen lässt: nicht nur für Fans des grau-grünen Giganten absolut empfehlenswert.

 

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Comic:

Hulk: Grau

Orignaltitel: HULK: GRAY #1-6, 2003/04

Autor: Jeph Loeb

Zeichner: Tim Sale

Panini, Januar 2023

gebundene Ausgabe, 164 Seiten

 

ISBN-10: 3741631310

ISBN-13:‎ 978-3741631313

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 01.03.2023, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 21604