Ida B ...und ihre Pläne von Katherine Hannigan
Rezension von Christine Rau
Ida B ist ein schwungvolles und ausgeglichenes, junges Mädchen. Zusammen mit ihren Eltern Ida und Evan lebt sie auf einer Farm mit großen Apfelbaumplantagen. Jeder Tag ist für sie ein Erlebnis, wenn sie auf dem riesigen Land ihrer Eltern auf Abenteuerjagd geht. So schickt sie Botschaften den Bach hinunter, um herauszufinden, ob er im Atlantik oder in Kanada mündet. Als sehr naturverbundenes Mädchen liebt sie es, draußen zu spielen, unterhält sich stundenlang mit den Bäumen, denen sie sogar Namen gegeben hat oder planscht in ihrem Bach.
Eigentlich führt Ida B so ein ganz unbekümmertes, glückliches Leben, doch eines Tages soll sich das alles ändern.
Schon einige Zeit vorher musste Ida B, zu ihrem Leidwesen, das erste Mal in die Vorschulklasse. Dort wird das freiheitsliebende Mädchen mit Regeln und Verboten konfrontiert, mit denen sie schlecht umgehen kann. Statt Ida B genannt zu werden, heißt sie in der Schule nur Ida, wie ihre Mutter, weil die Lehrerin nichts von „Kosenamen“ hält. Gesprochen, erzählt und gelesen wird nur „Wenn es Zeit dafür ist“. Doch für Ida B, die es liebt Pläne zu schmieden und genau zu wissen, wann was und wo passiert, sind diese Regeln die Hölle. Nach einiger Zeit beschließen die Eltern sie zu Hause weiter zu unterrichten.
So geht Ida B’s Leben wieder bergauf.
Bis zu jenem Tag an dem sie wieder einmal die Apfelbäume im Garten besucht und der Baum Pauli T ihr verkündet, dass schlechte Zeiten auf sie zukommen werden. Zunächst passiert auf diese Warnung hin allerdings nichts, und Ida B denkt schon, alles war nur ein schlechter Scherz. Aber dann erfährt sie, dass ihre Mutter Krebs hat.
Zu alldem können sich ihre Eltern nun auch aus Zeitmangel nicht mehr um ihre Schulbildung kümmern und Ida B muss wieder in die Schule.
Enttäuscht von ihren Eltern, die ihr Versprechen gebrochen haben, beschließt sie, die Schule nicht zu mögen, ihre Eltern dafür zu hassen und auf nichts und niemanden mehr zu hören.
Doch die neue Klasse ist ganz anders als die Vorschulklasse und als Ida B erwartet hat...
Das Buch beschreibt zum einen das lustige Leben der aufgeweckten Ida B, die einfach nur versucht ihren Spaß zu haben und das Leben um jeden Preis genießen will. So versucht Ida B mit Hilfe einer Spülmittelmaske das täglichen Gesichtwaschen zu umgehen. Solche Szenen wirken durch die unschuldige Beschreibung aus Ida B’s Sicht unmittelbar lustig und einfallsreich, sorgen beim Leser aber gleichzeitig für erschrockenes Kopfschütteln.
Zum anderen zeigt das Buch aber, dass Kinder auch ernsthafte Probleme haben können. Ida B muss mit der Krankheit ihrer Mutter umgehen und zusehen, wie sie sich verändert. Ihr fallen die Haare aus wegen der Therapien, sie wird blass, schläft den ganzen Tag und ist nach einiger Zeit nicht mehr die Mama von früher, die Ida B immer mehr vermisst. Allgemein wird das ganze Haus plötzlich still und alle sind nur noch betrübt.
Und so verändert sich nicht nur ihre Mutter, sondern auch Ida B selbst.
Die Geschichte wird in einer sehr klaren und korrekten Sprache erzählt. Ida B achtet sehr auf Ausdruck, was für Kinder zwar nicht unbedingt normal ist, zu Ida B aber passt und außerdem sehr angenehm zu lesen ist.
Die Geschichte ist sehr bildlich beschrieben und es wird viel mit Vergleichen gearbeitet. So wird der Hund Rufus gern mal als „Speichelfabrik“ bezeichnet, denn kein Hund sabbert wohl so viel wie er. Jedes Mal, wenn er aufsteht, hinterlässt er gleich einen ganzen See dort, wo er gelegen hat. Solche Details sind sehr erheiternd und sorgen für gute Unterhaltung.
Besonders interessant ist, dass scheinbar nicht nur die kleine Ida B sehr für Naturverbundenheit steht, sondern auch der Autor. So wird auf der letzten Seite darauf hingewiesen, dass diese Auflage auf 100% recyceltem Papier gedruckt wurde. Zusätzlich hat sich jemand die Mühe gemacht auszurechnen, wie viel Bäume deswegen weiter wachsen dürfen, wie viel Wasser und Strom gespart wurde, Tatsachen über die es sich lohnt, Gedanken zu machen.
