Im Auftrag der Rache von Col Buchanan

Reihe: Farlander Band 2

Rezension von Christel Scheja

 

Assassinen und Kriegermönche sind in der Fantasy als Helden nicht mehr wegzudenken, seit die Computerspiele es möglich gemacht haben, dass die Protagonisten keine weiße Weste mehr haben müssen. Statt die Rolle des Bösewichts einzunehmen, kämpfen sie mit viel List und Tücke für das Gute, vertreten damit eine zweifelhafte Moral, deren Auswirkungen unter den Tisch gekehrt werden.

Glücklicherweise wissen manche Autoren auch mit dem Thema zu spielen und die Helden menschlich zu machen, anstatt sie auf ihre Kampfkraft zu reduzieren. Das ist bei Col Buchanan und seiner „Farlander“-Reihe der Fall, dessen zweiter Band nun erschienen ist.

 

Asch ist einer der erfahrensten Röschun. Die Kriegermönche halten sich zwar aus den politischen Intrigenspielen heraus, behalten die Situation aber genau im Auge, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Sie greifen nur dann ein, wenn sie es für nötig halten oder aber ein Klient ihre Hilfe braucht.

Seit einiger Zeit gewinnt das heilige Imperium der Mhann an Macht. Es ist abzusehen, dass die kleineren Reiche nicht mehr lange den Eroberungsversuchen der Matriarchin standhalten können. Und dann könnten auch die Stunden der Röschun gezählt sein.

Ausgerechnet Asch muss mit seinem Lehrling Nico in das Herz dieses Reiches vorstoßen, da eine Klientin durch den Sohn der machtgierigen Herrscherin gestorben ist. Zwar gelingt es den perversen Prinzen Kirkus zu töten, aber auch Nico muss sein Leben lassen.

Aus diesem Grund wirft Asch seine Eide über Bord. Denn nun, so der Junge tot ist, kommen seine wahren Gefühle für das Kind, das er nie anerkennen durfte ans Licht und führen ihm auf den Pfad der Rache.

Ché, ein Spion der Kriegermönche am Hof, der in der Verkleidung eines verweichlichten Diplomaten agiert, könnte der Schlüssel dazu sein, um an die Matriarchin heran zu kommen, aber dieser hat selbst mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, die die Intrigen im Dunstkreis der Herrscherin mit sich bringen.

 

Col Buchanan macht dort weiter, wo er in „Der Pfad des Kriegers“ aufgehört hat. Der Autor gibt sich zwar Mühe, das Notwendige zu erklären, man merkt aber doch, dass einiges an Vorkenntnissen fehlt, wenn man das erste Buch nicht gelesen hat.

Auch diesmal steht Asch nicht allein im Mittelpunkt Chè, der ebenfalls ein Röschun ist, erhält sogar mehr Seiten. Sein Handlungsstrang zeigt, wie schwer es ist, am Hof der Matriarchin zu überleben und wie bedrohlich und monströs das Reich inzwischen geworden ist. Der junge Mann muss die Herrscherin sogar auf ihren Feldzügen begleiten und kann nur hoffen, dass er diese irgendwie überlebt.

Sein Weg kreuzt sich immer wieder mit dem von Asch. Der erfahrene Assassine ist menschlicher denn je, denn sein Wunsch, den Tod seines Lehrlings zu rächen, verwandelt sich immer mehr in eine andere Hoffnung – den Jungen wieder zum Leben zu erwecken. Wie das möglich sein kann, enthüllt sich im Laufe des Buches und mach Lust auf mehr.

Die Figuren sind allerdings auch weiterhin sehr einfach gestrickt. Zwar haben die Hauptfiguren ihre Ecken und Kanten, die Nebenfiguren sind aber auf das Notwendigste reduziert und bleiben entweder gut oder böse. Das ist besonders gut bei der verdorben und pervers agierenden Matriarchin und ihrem Hofstaat zu erkennen. Die vielen Klischees in diesem Bereich mindern leider ein wenig den durch die netten Ideen im Verlauf der Handlung geschaffenen Eindruck, da der Autor hier doch einiges an interessanten Entwicklungen und Wendungen verschenkt.

Längen gibt es glücklicherweise nur wenige, denn der Autor sorgt durch gezielt eingesetzte Action immer wieder für einen Adrenalinkick und schreckt den Leser gekonnt auf. So ist ein Abenteuer entstanden, dass zwar nicht viel neues erzählt, dies aber in einer ungewohnten Zusammenstellung bietet.

 

„Im Auftrag der Rache“ kann zwar nicht ganz die Spannung des ersten Bandes halten, bietet aber wieder angemessene Unterhaltung für alle Fantasy-Fans, die abwechslungsreiche Geschichten mit ausgefeilten Kämpfen, miesen Intrigen und einem Hauch von besonderer Magie mögen, aber nicht all zu viel Komplexität von den Figuren und dem Hintergrund erwarten. Allerdings endet die Geschichte diesmal relativ offen, so dass man doch ein wenig auf die Fortsetzung gespannt ist.

 

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