Im Bann der Wächter von Licia Troisi

Reihe: Die Feuerkämpferin; Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Es ist nichts Verwerfliches dabei, dass Autoren der Welt treu bleiben, mit der sie erstmals Erfolg hatten. Gerade wenn sie diese so angelegt haben, dass sie noch viel Raum bietet, um Altbekanntes mit neuem zu verbinden, bietet sich das an. Auch Licia Troisi geht diesen Weg. Die Saga um „Die Feuerkämpferin“ beginnt mit „Im Bann der Wächter“ und startet eine bis zwei Generation nach den letzten Ereignissen.

Während einige der alten Charaktere noch leben, wie die Schattenkämpferin Dubhe und ihr Gefährte Learco, hat sich die Welt doch wieder ein wenig mehr verändert und im Hintergrund haben Entwicklungen stattgefunden, die eine neue Bedrohung wecken. Und nun kommen neue Helden ins Spiel.

 

In diese stolpert mehr oder weniger ein Mädchen ohne Erinnerung. Sie erwacht auf eine Wiese, weiß nicht wer und was sie ist, bis sich der Drachenreiter Amhal ihrer annimmt, ihr einen Namen gibt – Adhara – und sie mit sich nimmt.

Er gehört zu den Männern und Frauen, die durch das Land reisen, um fest zu stellen, wie weit sich schon eine geheimnisvolle Seuche ausgebreitet hat, die immer mehr Menschenleben fordert. Allein Nymphen und Wesen mit deren Blut scheinen gegen die Krankheit immun zu sein, die schwarze Flecken auf der Haut der Menschen erscheinen lässt. Wenn die Betroffenen aus Mund, Nase und Ohren bluten sind sie so gut wie tot.

Auch König Learco und seine Frau Dubhe beobachten die Entwicklung mit Sorge und versuchen heraus zu finden, wie die Seuche ausgelöst wird, und ob sie einen Ursprung hat.

Adhara kommt an ihren Hof, da sie beider Sohn Neor angenehm aufgefallen ist. Er bittet das Mädchen sich um seine wilde kleine Tochter zu kümmert, die von keinem Kindermädchen gezähmt werden kann.

Sie nimmt an, kann sie doch so in der Nähe Amhals bleiben und gleichzeitig nach Spuren suchen, die sie zu ihren Erinnerungen und ihrer Vergangenheit führen können. Aber wirklich weit kommt sie damit lange nicht.

Der gelähmte Neor ist ein guter Beobachter und scheint im Gegensatz zu anderen, keine Gefahr in Adhara zu sehen. Dafür bleibt er misstrauisch, als San, der Sohn Nihals und ein Freund Learcos aus langem Exil zurück kehrt. Doch auch er kann nicht verhindern, dass damit eine Entwicklung in Gang kommt, die das Böse schon lange geplant hat.

Allein die „Erweckten“, eine verfolgte und vor einigen Jahren zerschlagene Sekte, haben daran gearbeitet, der Entwicklung entgegen zu steuern. Und Adhara hat mehr mit ihnen zu tun, als sie weiß.

 

Wieder einmal geht es in Licia Troisis Roman um den Kampf zwischen Gut und Böse, in denen einige junge Helden verwickelt werden, die erst noch zu sich selbst finden müssen. Wie Dubhe und Nihal ist auch Adhara eine Außenseiterin, die mehr oder weniger unverhofft in das Abenteuer gestoßen wird und sich darin zurecht finden muss. So dient der erste Band auch überwiegend dazu das Szenario und die Figuren aufzubauen. Und hier merkt man, dass die Autorin gereift ist. Sie wiederholt nicht einfach nur ihr Erfolgsrezept, sondern bringt das ganze auch noch in einen größeren Kontext, macht deutlich, dass das spiel nicht ohne Grund in jeder Generation wiederholt wird.

Nur diesmal werden die Karten etwas anders gemischt. Ein gut gemeinter Plan scheint zwar in die richtige Richtung zu laufen, aber die Feinde, denen sich Adhara stellen muss, werden es in sich haben und auch herzzerreißende Entscheidungen von ihr erzwingen.

So ist nicht verwunderlich, dass das Buch mit einem Paukenschlag endet und den Leser erwartungsvoll dastehen lässt. „Im Bann der Wächter“ ist deshalb nicht unbedingt so spannend wie seine Vorgänger, macht aber nichtsdestoweniger neugierig auf die kommenden Geschehnisse.

Ansonsten bedient die Autorin wieder einmal gängige Klischees und Handlungsmuster der All-Age-Fantasy, indem sie die Heldin sehr jung macht, die Gefahren leicht durchschaubar. Aber sie ist gereift und gleicht einige Schwächen und Fehler aus. Man merkt zwar schon recht früh, wer böse ist, wird aber auch noch überrascht, da das Offensichtliche nicht alles ist.

 

Fans von „Eragon“ und „Die Gilde der schwarzen Magier“ werden sich auf spannende Abenteuer in einer bunten Fantasy-Welt freuen können, die immer noch Überraschungen bietet. Vielleicht ist „Im Bann der Wächter“ nicht sonderlich anspruchsvoll und eher oberflächlich gehalten, besitzt aber durchaus Unterhaltungswert und eine gewisse Spannung, die das Lesen leicht und Lust auf mehr macht.

 

Nach oben