Im Blutkreis (Autor: Jérôme Delafosse)
 
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Im Blutkreis von Jérôme Delafosse

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Als Nathan Falh völlig orientierungslos in einer Klinik im norwegischen Hammerfest aufwacht, kann er sich noch keinen Reim auf seinen desolaten Zustand machen. Kurze Zeit später jedoch ereilt ihm die Erkenntnis, dass er infolge eines Tauchunfalls im nordischen Eis einen totalen Gedächtnisverlust erlitten hat und somit auch seine gesamte Vergangenheit ausgelöscht ist.

Noch im Hospital ereignen sich die ersten Ungereimtheiten; fragwürdige Personen suchen ihn auf, und nach einem Attentat auf ihn flieht Nathan in seine alte Wohnung in Paris, die ihm jedoch auch kaum Aufschlüsse über sein bisheriges Leben liefern kann. Lediglich eine Mail eines gewissen Ashley Wood bringt ihn weiter und führt in nach Italien, wo er von den Errungenschaften des Elias-Manuskripts erfährt, welches Wood noch vor dem Unfall für Falh entschlüsseln sollte. Dennoch verlaufen sich auch hier alle Spuren im Sand, bis Nathan zum ersten Mal mit einer fragwürdigen Wohltätigkeitsorganisation in Verbindung kommt und Schritt für Schritt einer Verschwörung historischen Ausmaßes auf die Schliche kommt. Massenmorde und der Missbrauch biologischer Waffen scheinen nur die Spitze des Eisberges zu sein, in dessen Kreisen er mit sinkender Anonymität ermittelt. Und noch schlimmer als das: Die Spur des monströsen Verbrechens führt auf direktem Wege in Nathans Vergangenheit und schließlich zu ihm selbst.

 

 

Rezension:

Jerome Delafosse wird von den rößten französischen Medien bereits mit einem Starautor wie Jean-Christophe Grangé auf eine Stufe gestellt, was angesichts dessen Verdiente mit Romanen wie „Die purpurnen Flüsse“ zwar zunächst eine gewagte Gegenüberstellung ist, si aber spätestens nach Genuss seines bis dato aktuellsten Werkes „Im Blutkreis“ als völlig berechtigt bewährt. Der Franzose wagt einen wechselseitigen Mittelweg aus verschwörerischem Historien-Thriller und rasantem Action-Plot, verknüpft dabei Elemente von Brown und Co. mit einer unheimlich flotten Abfolge eigener Strukturen und etabliert währenddessen einen (Anti-)Helden, dessen mysteriöse, undurchdringbare Aura wohl das eigentliche Meisterstück dieser Geschichte ist.

 

Die Story beginnt dabei recht unscheinbar mit einer derzeit sehr beliebten Amnesie-Einführung, die jedoch nicht ausschließlich zum zentralen Thema der Handlung heraufbeschworen wird. Zwar ist die Suche nach Falhs wahrer Identität der Kernpunkt des Plots und auch das entscheidende Element, welches die Story in immer neue Szenarien führt, jedoch entwickeln sich um das große Rätsel seiner Herkunft zahlreiche gewaltige Nebenschauplätze, die sich schließlich mit dem persönlichen Drama vermischen – und das mit äußerster Vehemenz. Delafosse erweist sich in der Gestaltung seiner Story als steter Antreiber und macht das Tempo der Ereignisse zum ersten Spannungsmotivator. Ständig werden gänzlich neue Schicksale in die komplexe Story einbezogen, darunter auch das Elias-Manuskript, welches Nathan Schritt für Schritt dabei hilft, die wahre Verschwörung aufzudecken, aber auch die Spuren seiner finsteren Vergangenheit wieder aufzunehmen.

Allerdings wandelt der Autor gleichermaßen auf einem schmalen Grat zwischen Glaubwürdigkeit und schreiberischer Freiheit. Nicht selten ereilt einend as Gefühl, dass die Thesen und Handlungsforschritte in ihrer letztendlichen Ausprägung ein wenig gewagt sind, zumal dem stillen Helden wirklich alles Erdenkliche problemlos in die Hände zu fallen droht. Falsche Fährten sind ebenso ausgeschlossen wie vehemente Rückschläge, und auch wenn Nathan bei der Suche nach der Wahrheit einige blaue Flecken einstecken muss, so ist sein Weg vorgezeichnet und zwangsläufig von Erfolg gekrönt, da sich der Autor ab einem gewissen Punkt keine groben Einschnitte mehr erlauben darf. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass die Verbindung zu den historischen Ereignissen des Elias-Manuskripts bisweilen ein wenig bemüht wirken und nicht immer fließend in die Handlung der Jetztzeit eingeflochten werden. Hier wäre an gegebenen Stellen noch ein wenig mehr Aufklärungsarbeit vonnöten gewesen, was im Zuge der unheimlichen flotten Weiterentwicklung aber nur schwer zu realisieren war – und schließlich bei der kompakteren Form belassen wurde.

Andererseits lebt die Geschichte in erster Linie von ihrem enormen Tempo und den ständigen Storybreaks, überdies aber auch ganz klar vom steten Wechsel der Schauplätze, die in das komplexe Gerüst eingeführt werden. Bis zur letzten Seite ergibt sich somit auch trotz der genannten lückenhaften Rahmengestaltung eine faszinierende Thriller-Handlung, deren gewaltiger Spannungsbogen völlig zu Recht mit den Werken eines Grangé verglichen wird.

 

 

Fazit:

Was die Entwicklung der Charaktere und die Strukturierung eines unheimlichen komplexen Romans ergibt, könnte Jerome Delafosse definitiv den Posten als neuer Stern am französischen Schriftsteller-Himmel einnehmen. Mit „Im Blutkreis“ hat der junge Autor jüngst eine gewagte, unheimlich mitreißende Geschichte publiziert, die auch Anhängern von an Brown sehr gut gefallen dürfte – und denen dieses Buch damit auch uneingeschränkt empfohlen sei.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423174837e2b68a30
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Im Blutkreis

Autor: Jérôme Delafosse

Broschiert: 416 Seiten

Verlag: Blanvalet (Juni 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442369843

ISBN-13: 978-3442369843

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.06.2008, zuletzt aktualisiert: 12.07.2019 15:15, 6767