Im Königreich der Kälte (Autor: Nick Lake)
 
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Im Königreich der Kälte von Nick Lake

Rezension von Christel Scheja

 

Da sein Vater für das Europaparlament arbeitete, wuchs Nick Lake in Luxemburg auf und kehrte erst nach England zurück, um dort in Oxford Englisch und Linguistik zu studieren. Danach arbeitete er lange Jahre als Lektor im Kinderbuchbereich, bis er sich selbst daran machte, einen Roman zu schreiben. Doch „Im Königreich der Kälte“ soll nicht der einzige Roman des mit seiner Frau in London lebenden Autors bleiben.

 

Light trägt nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, sie ist auch kein normales Kind, mit einfachen Eltern. Ihr Vater ist ein Polarforscher, der die meiste Zeit des Jahres im hohen Norden unterwegs ist, ihre Mutter war eine Inuit, hat die Familie aber schon lange verlassen. Geblieben ist nur „Butler“ ein Mann aus dem Volk ihrer Mutter, der das Albinomädchen mit den silberweißen Haaren seit ihrer Geburt beschützt.

Light lebt auf dem altenglischen Herrensitz der Familie ihres Vaters in Nordirland und stört sich nicht sehr daran, dass es dort spukt. Sie nimmt die Geisterwelt als ganz normal hin, ist sie doch auch mit den Sagen und Legenden der Inuit aufgewachsen und so einiges gewohnt.

Eines Tages taucht ein Mann mit einem Haifischkopf und den Beinen eines Eisbären auf. Das Mädchen ist zunächst etwas misstrauisch und vorsichtig, weil sie nicht weiß, was sie von ihm halten soll, lässt dann aber alle Bedenken fallen, als dieser ihr mitteilt, dass ihr Vater entführt worden sei. „Frost“, der Herr der Kälte hat ihn in seiner Gewalt, um ihn wie seine anderen Opfer zu quälen und ganz langsam umzubringen.

Aber das ist noch nicht alles, denn der Fremde erklärt Light, dass sie die einzige sei, die Frost besiegen könne. Auch wenn das Mädchen nicht so recht an diese Behauptung glauben will, macht sie sich doch auf einem rostigen Eisbrecher auf den Weg in den Norden, nachdem sie noch einmal die Aufzeichnungen ihres Vaters gesichtet hat, um bedeutsame Hinweise zu finden.

Auf der Reise sammelt sie wichtige Verbündete um sich – den rachsüchtigen Schatten eines Mädchens, das von einem ihrer Vorfahren ins Haus eingemauert wurde, den geheimnisvollen Arnauyq, der ein wenig wie ein Mädchen aussieht, den verstümmelten Kapitän des Schiffes, der weniger schroff ist, als vermutet und nicht zuletzt einen alten und weisen Inuit-Schamanen.

Mit diesen Gefährten erreicht sie schließlich die Station im Ewigen Eis, bei der ihr Vater zuletzt gesehen wurde, nicht ahnend, dass sie dort schon erwartet wird. Denn der Herr der Kälte weiß mehr über sie als Light selbst...

 

„Im Königreich der Kälte“ bedient sich nicht nur der Legenden und Mythen der Inuit, man merkt auch, dass sich Nick Lake ein wenig von „Der Goldene Kompass“ hat beeinflussen lassen. Denn auch hier wird ein ungewöhnliches Mädchen zur Heldin und kommt auf ihrer Reise in den Norden mit seltsamen Wesen zusammen, die der Phantasie entsprungen zu sein scheinen. Und Light ist zudem sehr selbstbewusst, erfindungsreich und listig – auf der anderen Seite sieht sie aber auch nicht immer alles ein und macht auch schwerwiegende Fehler.

Allein die Magie wird nur sehr verhalten eingesetzt. Ansonsten wendet er sich im schlichten Aufbau der Handlung zwar an Jugendliche ab zwölf Jahren, einige Szenen sind aber auch erstaunlich direkt und brutal, vor allem, wenn es auf das Ende und den Kampf mit Frost zugeht. Andererseits geht er aber auch nicht so weit in den Beschreibungen, dass es eklig oder widerlich wird.

Ansonsten ist die Geschichte sehr geschickt aufgebaut. Man erfährt nach und nach immer mehr über Light und ihre Verbindungen zu den Inuit, folgt zusammen mit ihr nicht nur den frischen Spuren des Vaters, sondern auch der Mutter, die zu einem höchst überraschenden Ergebnis führen.

Das Ende ist zudem sehr passend für alle Beteiligten gewählt und beweist, dass Gewalt nicht unbedingt immer das letzte Mittel sein muss. Besonders die Einbindung der Mythen weiß zu gefallen, da bisher nur wenige Autoren auf sie zurückgegriffen haben. Alles in allem vermeidet er dadurch einige Klischees, erzählt aber trotz oder gerade wegen der fremdartigen Elemente eine sehr spannende Geschichte mit interessanten Figuren und einem immer wieder überraschenden Plot.

 

Gerade weil „Das Königreich der Kälte“ keinen eingetretenen Pfaden folgt, sondern seinen eigenen Weg geht, weiß die Geschichte besonders zu fesseln, weil sie sich bewusst aus dem Wust der gängigen Urban Fantasy heraus hebt, auch wenn die Geschichte dennoch in einem vertrauen Rahmen bleibt. Es lohnt sich, einen Blick zu riskieren, wenn man diese Art von Abenteuerromanen mag.

 

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Im Königreich der Kälte

Autor: Nick Lake

gebunden, 382 Seiten

Knaur/Pan, erschienen November 2009

Übersetzung aus dem Englischen von Sabine Reinhardus

Titelbild von Liane Payne

ISBN-10: 3426283034

ISBN-13: 978-3426283035

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.02.2010, zuletzt aktualisiert: 11.01.2024 16:17, 9972