Hörspiel
Reihe: Offenbarung 23 Folge 35
Rezension von Tanja Thome
Rezension:
Offenbarung 23 hat sich als Hörspielreihe längst etabliert und blickt Ende 2009 auf mittlerweile knapp vierzig Folgen zurück. Selten sind die Folgen jedoch derart aktuell, wie dies im September 2009 mit den Folgen 34 und 35 gelungen ist. Im Namen des Volkes, die 35. Folge der Reihe, erschien im September und befasst sich mit dem Thema Wahlen – und Wahlmanipulation.
In der WG von Tom Baumann, Florian Bogner und Pia van Boyen macht man sich so seine Gedanken zur Bundestagswahl. So richtig Lust hat keiner, wählen zu gehen. Aber ist es nicht komisch, dass die Wahlbeteiligung so gering ist, und dass man allerorten dieselben Kommentare zum Thema hört, etwas dass wählen ohnehin nichts bewege und „die da oben“ eh machen, was sie wollen?
Die drei machen sich auf den Weg, um mehr zum Thema Wahlen und Politikverdrossenheit herauszufinden. Kann es sein, dass dieselben Kommentare der Menschen letztlich auch denselben Ursprung haben?
Der Verlauf der Folge ist – ebenso wie bei einigen anderen Folgen – mittlerweile ein anderer, als dies noch in den ersten Teilen der Fall war. War es anfangs so, dass der Protagonist zumeist durch äußere Umstände bedroht wurde, denen er im Rahmen eines Thrillerplots zu entkommen versuchte, ist es nun eher so, dass das Abenteuer und die Gefahr gesucht werden. „Im Namen des Volkes“ hat etwas interviewartiges, denn eine Person nach der anderen wird aufgesucht, um mehr zum Thema zu erfahren, und erst ziemlich am Schluss bekommt das natürlich vorherrschend konspirative Element auch eine bedrohliche Note und die Protagonisten bekommen die Chance, einzugreifen. Thematisch funktioniert das ganz gut, man bekommt als Hörer halt verschiedene Perspektiven aufgezeigt, natürlich wirkt das Ganze allerdings auch unweigerlich konstruiert.
„Im Namen des Volkes“ setzt vor allem auf Wahlmanipulation und unterschwellige Botschaften. Das ist ein interessanter Ansatz und keiner, der gänzlich aus der Luft gegriffen wäre, was die Folge hörenswert macht, auch wenn man sich nicht viel Neues hat einfallen lassen, um das Thema an den Hörer zu bringen.
Dieses Mal ist es nicht so, dass verschiedene Personen aufgesucht und nach ihrer Meinung gefragt werden, sondern es werden verschiedene Baustellen zugleich eröffnet, so dass manch eine Figur mehrmals aufgesucht wird, um weitere Informationen zu erhalten. Das macht „Im Namen des Volkes“ insgesamt zu einer ziemlich komplexen Folge im Verhältnis zur Spielzeit von 57 Minuten, und so verhakt man sich beim Hören durchaus mal und ist durch den einen oder anderen Orts- und Themenwechsel kurzzeitig etwas desorientiert.
Die Sprecher machen ihre Sache wie immer gut, immerhin haben sie viel Erfahrung – nicht nur durch die recht hohe bisherige Folgenanzahl der Serie, sondern auch, weil „Offenbarung 23“ im Ansatz cineastische Hörspiele bietet. Sprecher wie David Nathan (Johnny Depp), Marie Bierstedt (Kirsten Dunst), Arianne Borbach (Catherine Zeta-Jones) und zahlreiche bekannte weitere Stimmen sorgen dafür ebenso wie die Sachstimmen (Helmut Krauss als Erzähler und Franziska Pigulla als Stimme des Schicksals). Dieser Effekt kommt bei der schnitzeljagdartigen Folge zwar nicht ganz so zur Geltung wie bei anderen, sorgt aber neben der hohen Tonqualität an sich durchaus für ein recht spannendes Hörerlebnis.
Fazit:
„Im Namen des Volkes“ ist thematisch sehr aktuell und bietet die gewohnt hohe Produktionsqualität der Hörspielreihe, weshalb sich das Hören lohnt und für Fans der Reihe ohnehin ein Muss ist. Das Thema Wahlmanipulation und unterschwellige Botschaften birgt leider allerdings wenig Neues abseits bekannter Stammtischideen und das Hörspiel lässt sich durch häufige Orts- und Personenwechsel teilweise etwas erschwert verfolgen.
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