Reihe: Warrior Cats Bd. 1
Rezension von Christian Endres
Sonst kennt man das ja eher von Heftromanen: Da muss ein Autoren-Pseudonym schon einmal für eine ganze Heerschar fleißiger Schreiberlinge herhalten, die im Kollektiv an einer Serie arbeiten. Dass moderne Fantasy-Romane dieser Praxis folgen, ist doch eher ungewöhnlich – dennoch, hinter Erin Hunter verbergen sich die Autorinnen Cherith Baldry, Kate Cary und Victoria Holmes, wobei letztere vornehmlich als Expose-Schreiberin und Redakteurin, sozusagen als Kopf des Projekts, fungiert.
Die Fußstapfen, in welche die Damen treten, sind nicht gerade klein – schließlich hat die Animal- bzw. Tierfantasy 1972 Richard Adams’ weltliterarischen Klassiker »Watership Down« hervor gebracht und seit dem noch ein paar andere bemerkenswerte Romane von etwa Garry Kilworth oder William Horwood.
Dennoch spricht Einiges für die Katzen-Damen und ihre erfrischenden KatzenClans: Drei Staffeln mit insgesamt 17 Warrior Cats-Romanen sind so etwa seit 2003 im Original bereits erschienen, dazu diverse Manga-Spin-Offs. Beltz hat sich nun die deutschen Rechte an den Romanen und den Hörbüchern um die kriegerischen Wildkatzen gesichert, während Tokyopop ab November die Comic-Zwischenspiele in Manga-Form bringen wird. Besser spät als nie.
Den Leser des ersten Romans »In die Wildnis« erwartet nach einer rasch gestillten Sehnsucht nach den Wäldern und der Freiheit zunächst einmal eine rasante, temporeiche Geschichte mit markigen vierbeinigen Katzenhelden, an die man schnell sein Herz verliert - ganz in der Tradition von »Watership Down«. Zwar können die Autorinnen in Sachen Mythologie und Hintergrund nicht ganz der Tiefe von Adams Kaninchen-Epos mithalten, ist ihre Story hier und da auch manchmal etwas zu leicht zu durchschauen – Spaß macht ihre flotte, hier und da auch gerne einmal recht brutale Geschichte um die vier KatzenClans und ihre Verfeindungen trotzdem. Darüber hinaus ist Sammy die Hauskatze, die der Sehnsucht nach Freiheit erliegt und zum Krieger-Azubi mit Namen Feuerpfote wird, ein wirklich toller, sympathischer tierischer Hauptcharakter. Auch die Idee mit dem SternenClan und den neun Leben weiß zu gefallen.
Das alles macht »In die Wildnis« zu einem actionreichen, im wahrsten Sinne des Wortes tierischen Coming-of-Age-Roman in bester Genre-Tradition.
Vielleicht nicht gerade für die Kleinsten und Jüngsten – ansonsten bedingungslos empfehlenswert und über weite Strecken ein phänomenal guter Pageturner!
