Ein Obdachloser bittet in einem abgelegenen Bauernhof um eine Unterkunft, ein Kurgast stößt auf einen alten Friedhof, ein Junge erlebt einen unvergesslichen Adria-Urlaub, und Urlauber besichtigen ein stilles Moor – das sind nur 4 der 11 Kurzgeschichten, die Alexander Lorenz Golling in diesem Buch zusammengestellt hat. In allen wird es den jeweiligen Protagonisten gruselig, eine ganze Reihe von ihnen überlebt das Abenteuer nicht. Aber auch die, die überleben, werden diese Ereignisse nie vergessen.
Den Anspruch, Gruselgeschichten zu schreiben, hat der Autor in allen Fällen definitiv erfüllt. Dabei ist die Grundstimmung der Geschichten zunächst nicht immer düster. In manchen Fällen kommt der Gruseleffekt erst zuletzt. Der Zeitrahmen reicht dabei vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, in einem Fall sogar bis in die Zukunft. Fast alle Kurzgeschichten können gut unterhalten, die letzte, Heimkehr, ist die einzige, der ich nichts abgewinnen konnte.
In Eine Familienangelegenheit erleben wir, wie ein Obdachloser vor mehr als 100 Jahren in einem beinahe verlassenen Gutshof um eine Unterkunft bittet. Erst nach und nach erfährt er, wieso der Gutsherr, der für jede Hilfe dankbar ist, der einzige verbliebene Bewohner ist.
Das Raunen der Wälder lässt den Protagonisten erschauern. Erst ganz am Ende wird beim Lesen klar, was es mit dem Mann auf sich hat. Hier funktioniert der Überraschungseffekt definitiv!
Dass es auch ohne unmittelbare Gefahr mysteriös-gruselig werden kann, beweist Noch ein Bier, bitte!, obwohl es für die Beteiligten nie ums Leben geht. Hier handelt es sich eher um ›Soft-Grusel‹.