Chernograd leidet unter einem chronischen Geister- und Monsterproblem. Besonders die 12 Schmutzigen Tage sind gefürchtet. Um Belograd vor den Problemen der Nachbarstadt zu bewahren wurde vor langer Zeit eine Mauer gebaut, die beide Städte voneinander abriegelt. Ein Überqueren ist streng verboten. Hexen wie Kosara kommt die schwierige Aufgabe zu, die Einwohner Chernograds vor den schlimmsten Gefahren zu schützen. Als ihr allerdings ihre Kräfte geraubt werden, muss sie vor dem Zmey über die Mauer fliehen.
Die Idee hinter Genoveva Dimovas Fantasy-Story muss man schon als ungewöhnlich bezeichnen. Dass sich hinter den Nachbarstädten, von denen nur die eine von Monstern und Geistern geplagt wird, ungeahnte Hintergründe verbergen, dürfte der Genre-affine Leser natürlich schon vermuten. Auch dass bei einer Autorin mit einem sehr slawisch klingenden Namen – sie ist eine in Großbritannien lebende Bulgarin – und den ebenso slawisch klingenden Städtenamen Elemente der slawischen Mythologie zu finden sind, ist kaum überraschend. Welche der übersinnlichen Mitwirkenden dieser entstammen und welche Schöpfungen der Autorin sind, muss man dann allerdings selbst erforschen.
Diese hierzulande eher ungewohnte Welt trägt wahrscheinlich dazu bei, dass man (beziehungsweise ich) am Anfang etwas Zeit benötigt, in die Geschichte hineinzufinden. Richtig Fahrt nimmt die Handlung erst auf, wenn sich die Protagonistin zusammen mit ihrem neuen Bekannten von der Belograder Polizei an die Ermittlungen macht. Umso mehr der Leser die Handlungswelt dabei kennenlernt, um so interessanter wird diese. Bei einer Fantasy-Handlung, die NICHT in den Bereich der Urban Fantasy fällt, ist es schon ziemlich ungewöhnlich, wenn es in dieser Welt trotzdem Telefone, Krankenwagen und ähnliche moderne Errungenschaften gibt. Unterm Strich ergibt das einen außergewöhnlichen Fantasy-Roman, der seinen Reiz besonders aus der zugrundeliegenden, uns eher fremden Kultur zieht.
Die Autorin folgt erzählerisch stets ihrer Protagonistin.