Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (DVD)
 
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Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Filmkritik von Christel Scheja

 

Wie keine anderen Produzenten und Regisseure haben George Lucas und Steven Spielberg mit ihren Ideen das Unterhaltungskino der 1980ger Jahre geprägt. Allein eine Filmreihe, die sie gemeinsam entwickelten und produzierten, definierte den in die Jahre gekommenen Abenteuerfilm neu: Indiana Jones.

Es brauchte gerade einmal drei Auftritte, um den peitschenschwingenden Archäologen mit dem unverkennbaren Hut zu einer Ikone der Pop-Kultur zu machen und in den Olymp der unvergessenen Filmhelden aufzusteigen. James Bond benötigte dazu wesentlich länger.

Nachdem allerdings der dritte Film „Indiana Jones und der letzten Kreuzzug“ abgedreht war, wurde es plötzlich still.

Wie bei anderen ihrer Ideen merkten Spielberg und Lucas, dass es nicht gut war, den Erfolg bis zur Neige auszukosten, vor allem wenn weitere gute Ideen fehlten. Auch ihr Hauptdarsteller Harrison Ford wollte sich anderen Rollen und Herausforderungen zuwenden. Sie alle wandten sich anderen Projekten zu, wurden aber auch immer wieder gefragt, wann denn ein neuer Film gedreht werden würde. Erst neunzehn Jahre später wagten alle drei trotz großer Bedenken, den entscheidenden Schritt.

So entstand „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Der Film wurde bewusst ebenfalls zwanzig Jahre nach den anderen Episoden angesiedelt, um auch dem Alter von Harrison Ford Rechnung zu zollen, da kein anderer die Rolle von Indiana Jones übernehmen sollte. Zudem banden sie Elemente ein, die auch neuen Zuschauern den Einstieg leicht machen sollten.

 

Im Jahr 1957 arbeitet Henry Jones junior als ordentlicher Professor in der Universität und hat Hut und Peitsche eigentlich schon länger an den Nagel gehängt. Da holt ihn die Vergangenheit in Form einer Entführung durch die russische Wissenschaftlerin Irina Spalko ein. In einem geheimen Armee-Depot in der Wüste Nevadas – Area 51 – soll er ihnen helfen, einen bestimmten Fund aufzuspüren, den nur ein paar Jahre früher in Roswell gemacht hatte. Ganz offensichtlich planen die Kommunisten wie einst die Nazis, Artefakte der Vergangenheit auszunutzen, um die Weltherrschaft zu erlangen. Als guter Patriot versucht Indy alles, um den Diebstahl eines geheimnisvollen Skeletts zu verhindern, doch er kann am Ende nur fliehen und knapp einer Atomexplosion entgehen. Durch den Vorfall gerät er allerdings auch in das Visier des FBI, die für seinen Ausschluss von der Universität sorgen und ihn genau beobachten.

Gerade als er seine lieb gewordene Heimat verlassen will, tritt der junge Mutt Williams an ihn heran, dessen Mutter Indiana einst gekannt haben muss. Er behauptet nun, dass sie und ein gemeinsamer alter Freund und Kollege namens Harold Oxley in Peru von den Russen verschleppt worden sei. Das alles steht in Zusammenhang mit einem legendären Kristallschädel aus der noch geheimnisvolleren Stadt El Dorado stammen soll.

Da nun auch noch Agenten des KGB in Erscheinung treten, beschließt Indy, die beiden auf eigene Faust zu suchen und bricht zusammen mit Mutt nach Südamerika auf, nicht ahnend, dass er damit in sein nächstes mystisches Abenteuer mit wilden Verfolgungsjagden und gefährlichen Erkundungen in alten Grüften stolpert. Schon bald wird er verraten und steht durch Verrat wieder Irina Spalko gegenüber, die ihn nun mehr denn je braucht.

Noch eine andere Überraschung erwartet ihn, denn „Mary“ entpuppt sich als keine andere als Marian Ravenwood. Als beide zusammen im Treibsand zu versinken drohen, macht sie ihm deutlich, dass Mutt mehr ist als nur allein ihr Sohn.

 

Fortsetzungen, die an den Erfolg legendärer Filmserien anknüpfen sind immer eine Sache für sich. Dass musste George Lucas bereits mit seinen „Star Wars“-Prequels erfahren, die eine ganz eigene Dynamik entwickelten und die Fans erst gar nicht ansprachen. Dementsprechend sorgfältig wurde die Fortsetzung von Indiana Jones geplant. Zwar berücksichtigte man die ersten Filme, deren Aufbau und Bildsprache, trug aber auch dem modernen Geschmack und aktuellen Trends Rechnung.

Wie schon „Indiana Jones und das Geheimnis des verlorenen Schatzes“ ist auch „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ kunterbuntes Popcorn-Kino, das eine eher märchenhafte als realistische und vor allem sehr übertriebene Geschichte erzählt. Indy, seine Freunde und Feinde sind klassische Comic-Buch-Helden, Gut und Böse sind klar voneinander unterschieden, und Klischees, die mit der Zeit verbunden werden, wird kräftig Rechnung gezollt.

Natürlich ist es nicht gerade glaubwürdig, wenn der Held eine Atombomben-Explosion in einem bleiverkleideten Kühlschrank überlebt, durch die Luft geschleudert wird und dann auch noch den Atompilz aus nächster Nähe beobachtet – aber es passt zu den Vorstellungen der Zeit und der Sprache des Films. Fans der Serie werden mit kleinen Hinweisen auf die alten Filme belohnt.

So bekommt man in dem Depot noch einmal kurz die Bundeslade zu sehen, sieht Fotos von Henry Jones senior und Marcus Brody. Mary Williams alias Marian Ravenwood ist Indys Flamme aus „Jäger des Verlorenen Schatzes“. Und das sind nur einige wenige Reminiszenzen an die ersten drei Filme.

Die Liebe zum Detail geht aber noch weiter. So taucht am Anfang kurz ein verlassenes Diner auf, das den Namen „Atomic Cafe“ trägt. Gemeint ist damit ein Film aus den 1970ger oder 1980ger Jahren, in dem zusammengefasst wird, wie naiv die Amerikaner in den 1950ger Jahren mit der Atomkraft umgegangen sind.

Bei seinem ersten Auftritt nimmt Mutt Williams alias Shia LaBeouf nicht nur die Pose ein, die man von Fotos des jungen Marlon Brando in seiner ersten großen Rolle in „Der Wilde“ (the Wild One, USA 1953) kennt, sondern sieht auch noch genau so aus, da Mütze, Jacke und Motorrad identisch sind.

Aber es hat sich auch einiges verändert. Obwohl sich der Film an die alte Trilogie anlehnt ist er doch wesentlich mehr mit Spezialeffekten gespickt, zu deren Kosten manches Mal das Geheimnisvolle in der Geschichte geht. Die Mythen um den Kristallschädel und die letztendliche Auflösung sind wesentlich weniger beeindruckend und kraftvoll, als die um die Bundeslade oder den heiligen Gral.

Anstatt einen Flickenteppich von Informationen zusammen zu fügen, sind viel mehr Verfolgungsjagden angesagt, so dass man am Ende nicht wirklich von dem großen Mysterium, das die Helden miterleben konnten, überzeugt ist. Auch eine weitere Stärke der Trilogie – Reisen um die ganze Welt und zu verschiedenen Schauplätzen fehlt ziemlich – der Film ist wie „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ recht stationär angesiedelt und lässt sich von der Dynamik noch am ehesten mit diesem vergleichen.

Zudem fehlen einige heiß geliebte Details. Henry Jones junior wird nicht mehr „Indiana“ genannt, sondern „Jonessy“, man kennt weder den am Anfang auftauchenden Freund noch die Abenteuer, die er im Krieg und kurz danach erlebt haben soll. Auf die Ereignisse aus der Trilogie wird nur selten in den Dialogen angespielt.

Das bedeutet aber nicht, dass der Film schlecht ist. Er ist trotz aller Schwächen actionreiches Abenteuerkino, dass man unbeschwert genießen kann und besitzt zumindest ein wenig von dem Charme der Trilogie, was vor allem an Hauptdarsteller Harrison Ford liegt, der zwar in die Jahre gekommen ist, aber auch als Actionheld immer noch eine gute Figur macht und diese nun auch mit abgeklärtem Sarkasmus spickt, den er vor allem im Dialog mit Newcomer Shia LaBoeuf ausspielt.

 

 

Auch wenn „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ nicht mehr ganz die Ausstrahlung und Verspieltheit der Trilogie aus den 1980ger Jahren besitzt, so ist durch die Zsammenarbeit von George Lucas, Steven Spielberg und Harrison Ford ein spannendes und unterhaltsames Stück Abenteuerkino entstanden. Es beweist, das auch Heldenikonen mit Mitte sechzig noch eine gute Figur machen können.

Zwar wurden einige Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte an die alten Filme verschenkt, alles in allem ist aber eine Fortsetzung entstanden, die dem Mythos keinen Schaden zufügt und sich auch nicht all zu sehr hinter den Vorbildern verstecken muss.

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DVD:

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, USA 2008

Regie: Steven Spielberg

Buch: George Lucas und Jeff Nathanson

Musik: John Williams

Bildformat: 16:9

Synchro: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch

Spieldauer: 117 min, 1 DVD

FSK: 12

Extras: Featurette Die Rückkehr einer Legende, Featurette Vorproduktion

Paramount, 24. Oktober 2008

 

ASIN: B0019XB5FG

 

Erhältlich bei: Amazon

DarstellerInnen:

  • Harrison Ford

  • Kate Blanchett

  • Shia LaBeouf

  • Karen Allen

  • Ray Winstone

  • John Hurt

  • Jim Broadbent


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Erstellt: 31.10.2008, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 7647