I.N.R.I. oder die Reise mit der Zeitmaschine (Autor: Michael Moorcock)
 
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I.N.R.I. oder die Reise mit der Zeitmaschine von Michael Moorcock

Rezension von Bine Endruteit

 

Rezension:

Karl Glogauer ist mit sich und seinem Leben nicht zufrieden. Er leidet unter ständigen Selbstzweifeln und mit seiner Freundin streitet er sich viel zu oft. Eine Zuflucht bietet ihm der Glaube an die Kirche. Er ist fest davon überzeugt, dass Jesus wirklich gelebt hat. Besonders gerne beruft er sich hierbei auf die Worte von Jung, über dessen Schriften er sich immer wieder mit anderen unterhält. Schon als Kind hat ihn die Figur des Jesus fasziniert. Er hat sich sogar an einen Zaum fesseln lassen, nur um „Kreuzigung“ zu spielen. Egal was er tut, der Sohn Gottes ist in seinem Leben ständig präsent. Wenn er ein Holzkreuz sieht, erregt ihn das sexuell, Frauen findet er dann attraktiv, wenn sie ein kleines Silberkreuz tragen. So verwundert es nicht, dass er die Gelegenheit wahrnimmt, eine Zeitreise zu unternehmen. Eigentlich ist er nur eine Testperson, aber vielleicht kann dieses Experiment für ihn die seelische Rettung bedeuten. Karl lässt sich in die Vergangenheit schicken, um die Kreuzigung Jesu mit eigenen Augen zu sehen.

 

In der Vergangenheit angekommen, erlebt Karl, der sich von nun an Immanuel nennt, eine große Überraschung: Niemand scheint Jesus zu kennen. Zwar soll es noch ein Jahr dauern, bis dieser stirbt, aber dass keiner auch nur von ihm gehört hat, ist schon verwunderlich. Karl erwacht in einem Lager, das auch von Johannes dem Täufer bewohnt wird. Da selbst dieser auf die Frage nach Jesus, dem Nazarener nur die Stirn runzelt, ist Karl ratlos. Sollten all die Zweifler aus seiner Zukunft Recht behalten? Hat dieser Mensch tatsächlich nie existiert? Das will der Zeitreisende einfach nicht glauben und so macht er sich auf die Suche nach Jesus. Er reist bis zu seinen Eltern Maria und Josef und dort erfährt er eine erschreckende Wahrheit. Jetzt ahnt er, was in der Vergangenheit, in der er sich befindet, wirklich passiert ist, und er beginnt, danach zu handeln.

 

 

Dem Leser ist sehr schnell klar, was Karl Glogauer im Zeitalter Jesu erleben wird, aber es ist nicht das Ziel des Buches, hieraus ein Geheimnis zu machen oder dahingehend Spannung aufzubauen. Es ist viel mehr die Studie eines Menschen, der sich so sehr nach etwas verzehrt, dass er selbst zu dem wird, nach dem es ihm verlangt. Der Protagonist ist schwer zu verstehen, auch wenn sein Seelenleben sehr genau vor dem Leser ausgebreitet wird. Aber gerade darum hat die Geschichte ihren Reiz. Karl Glogauer ist einem so fremd, dass man sich kaum vorstellen kann, was er als nächstes tut. Die Zeitreise selbst ist dementsprechend unspektakulär beschrieben, Karl kommt in einer Kugel an, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Mehr gibt es hier nicht an Informationen, da der Roman sich eben nicht mit technischen Spielereien, sondern mit der Psyche eines Menschen auseinandersetzt.

 

I.N.R.I. – Die Reise mit der Zeitmaschine ist bereits 1966 in dem Magazin New Worlds erschienen, das der Autor Michael Moorcock zu der Zeit herausbrachte, und wurde auf Deutsch bereits 1987 und 1992 als Taschenbuch veröffentlicht. Hier liegt eine Neuübersetzung von Jürgen Langowski vor, die außerdem ein interessantes Nachwort von Carsten Polzin enthält.

 

Im Gegensatz zu Moorcocks Fantasy-Epen wie der Elric-Sage um den „Ewigen Helden“ ist dieses Werk sehr kurz. Hier wurden keine neuen Welten erfunden und große Kämpfe heraufbeschworen. Es geht einzig um Karl und wie er seine christliche Welt erlebt. Im Buch werden in sehr kurzen Abschnitten abwechselnd Erlebnisse von Karl in der heutigen Zeit und in der Vergangenheit erzählt. Dabei hat zu Anfang die Jetzt-Zeit mehr Gewicht, zum Ende hin immer mehr das Zeitalter Jesu.

 

Fazit:

Eine Science-Fiction-Geschichte, die mehr Wert auf den psychologischen Aspekt legt, als auf die Technik. Moorcocks Story provoziert und regt zum Nachdenken kann. Dies ist mit Sicherheit keins seiner großen Werke, aber trotzdem ein durchaus interessantes Buch.

 

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I.N.R.I. oder die Reise mit der Zeitmaschine

Autor: Michael Moorcock

Übersetzer: Jürgen Langowski

Verlag: Piper (Februar 2007)

Broschiert: 190 Seiten

ISBN-10: 3492286186

ISBN-13: 978-3492286183

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.03.2007, zuletzt aktualisiert: 20.01.2024 21:43, 3549