Interview: Brigitte Melzer
 
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Interview mit Brigitte Melzer

geführt von Thomas Götz

 

Anlässlich des Erscheinens ihres Buches Dämonisches Tattoo unterhielt sich unser Redakteur Thomas Götz mit Brigitte Melzer:

 

Fantasyguide: Liebe Frau Melzer, danke, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen. Nun beginnen wir doch zu Anfang mit einer der üblichen Klischeefragen, und auch wenn es im Buch selber eine kurze Übersicht darüber gibt: Können Sie uns etwas ausführlicher beschreiben, wie sie Autorin geworden sind?

 

Brigitte Melzer: Ich gehöre zu denen, die nicht für sich in Anspruch nehmen können, schon ihr ganzes Leben lang zu schreiben. Angefangen habe ich tatsächlich erst vor 10 Jahren, im zarten Alter von 29. Ich habe immer viel gelesen und hatte auch viele Ideen im Kopf. Allerdings wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, diese festzuhalten, wenn mich nicht eines Tages eine ziemlich hartnäckige Idee überfallen hätte, die sich immer weiter gesponnen hat. Irgendwann war das alles so umfangreich, dass ich angefangen habe, mir ein paar Notizen zu machen. Nur für mich, damit ich nichts vergesse. Den Gedanken, daraus einen Roman zu machen, fand ich vollkommen abwegig. Ich war schließlich kein Schriftsteller. Eines Tages hat es mich dann aber doch gepackt: Ich wollte diese Geschichte erzählen! Also habe ich mich an den PC gesetzt und angefangen. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Erfinden und Entwickeln von Figuren und Geschichten riesigen Spaß macht und nachdem ich die ersten 1.000 Seiten (ja, es ist ein etwas umfangreicheres Projekt *lach*) geschrieben hatte, habe ich meinen ersten Schreibworkshop besucht und bin auf diesem Weg mit anderen „Infizierten“ in Verbindung gekommen.

Seitdem lässt es mich nicht mehr los.

 

Fantasyguide: Dämonisches Tattoo ist ja nicht ihr erster Roman, daher war ist es sicher "leichter" (in Hinblick darauf, einen Verleger zu haben) ihn zu schreiben. Aber wie kam es damals, bei Ihrem ersten Roman, zu einer Veröffentlichung? Haben Sie einfach alle Verlage abgeklappert, bis Sie bei Otherworld landeten?

 

Brigitte Melzer: Ich habe mich zwar ausführlich mit dem Schreibhandwerk beschäftigt, war aber, was die Verlagssuche angeht, vollkommen ahnungslos. Ich hatte meine Geschichte (mein Herzublutprojekt von oben, das mittlerweile auf die 2.000 Seiten zumarschierte) eigentlich nur für mich geschrieben und dabei zunächst einmal gar nicht an eine Veröffentlichung gedacht. Dann stieß ich auf die Ausschreibung für den „Wolfgang-Hohlbein-Preis“. Ich war neugierig und wollte herausfinden, ob das Schreiben tatsächlich mehr sein könnte, als ein bloßes Hobby. Da ich mit meinem Werk schon ein wenig über den gewünschten 300 Seiten lag, musste eine neue Idee her. Heraus kam mein erster Roman Whisper – Königin der Diebe, mit dem ich den zweiten Platz belegt habe. Das Manuskript konnte Ueberreuter überzeugen, sodass es ebenfalls veröffentlicht wurde. Daraus entstand eine wunderbare Zusammenarbeit, die auch heute noch andauert.

 

Fantasyguide: Bei der Inhaltsangabe zu Ihrem Buch wurde ich sogleich an den Film The Tattooist erinnert. Falls Sie den Film nicht kennen, eine grobe Zusammenfassung: Ein böser Geist hat sich in einer Tattoo-Nadel festgesetzt und als der Hauptdarsteller damit in Kontakt kommt, entfesselt er ihn und die (Tattoo-inspirierten) Morde nehmen ihren Anfang.

Bezogen Sie ihre Inspiration vielleicht zufällig aus dem Film? Falls nicht, woher kam die Idee zum "Dämonischen Tattoo"?

 

 

Brigitte Melzer: „Dämonisches Tattoo“ ist auf Umwegen entstanden. Eines Tages kam vom Verlag die Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, über ein Tattoo zu schreiben. Das Thema fand ich spannend und die Möglichkeiten sind geradezu endlos. Das war auch ein bisschen das Problem, denn das Manuskript, das letztlich herauskam, wurde vom Verlag zwar begeistert aufgenommen, allerdings spielte das Tattoo eine zu geringe Rolle. Ich habe es also durch eine dämonische Saat ersetzt – so entstand „Die Dämonenseherin“, die im Herbst 2009 erschienen ist, und ich durfte mich erneut ans Brainstorming zum Thema „Tattoo“ machen.

Von den unzähligen Spielarten hat mich letztlich die Möglichkeit am meisten fasziniert, mittels eines Tattoos (und seines Bewohners) eine Verbindung zwischen zwei Personen zu schaffen, die sich entwickelt und von beiden Seiten beherrscht und manipuliert werden kann.

Den Film kenne ich nicht, aber in meinem Roman stellt das Tattoo ja nur eine Verbindung zwischen Protagonist und Antagonist her und hat nichts mit den Morden selbst zu tun, die ja schon sehr viel früher ihren Anfang genommen haben.

 

Fantasyguide: Das Buch an sich scheint mir überdies auch gut recherchiert zu sein, Ich hatte jedenfalls immer den - positiven - Eindruck, mich in der realen Welt zu bewegen. In wie fern haben Sie sich hier etwa von wahren indianischen Ritualen inspirieren lassen? Sind Sie ggf. tiefer mit der Kultur der Indianer vertraut oder ist vieles auch einfach erfunden?

 

Brigitte Melzer: Meine Recherchen haben sich in diesem Fall in erster Linie auf Polizei und FBI konzentriert. Da ich niemandem zu nahe treten wollte, habe ich den Indianerstamm samt seiner Rituale komplett erfunden.

 

Fantasyguide: Inwieweit fließen auch Ihre eigenen Erfahrungen in die Figuren des Romans mit ein? Oder anders ausgedrückt: Wie sehr "fühlen" oder "leiden" Sie mit ihren Figuren?

 

Brigitte Melzer: Nachdem ich keine Erfahrungen mit Indianern, Serienkillern oder Dämonen habe, müsste die Antwort wohl lauten: Eigene Erfahrungen fließen nicht ein.

Spaß beiseite. Manche Gefühle lassen sich aber dann doch nachvollziehen und ich kann mir auch ganz gut ausmalen, wie sich jemand in dieser oder jener Situation vermutlich fühlen würde. Das hat wohl weniger mit eigenen Erfahrungen, als mit einer gewissen Empathie zu tun.

Auf jeden Fall leide ich schon des Öfteren heftig mit meinen Figuren mit. Wenn ich nicht mitfiebern oder mitleiden könnte, würde etwas mit den Figuren nicht stimmen und ich müsste mir überlegen, wie ich sie lebendig genug darstellen kann, damit sie in mir (und noch wichtiger: beim Leser) Gefühle wecken.

 

Fantasyguide: Ich weiß, das man als Autor manchmal dazu neigt, Plotfehler zu übersehen, daher die Frage: Haben Sie eigentlich einen Testleser, (Falls ja, wer ist es denn ;)?), der Sie auch auf solche Sachen hinweist? (Von Ihrer HP weiß ich ja, das Sie sich Kritik gern zu Herzen nehmen ).

 

Brigitte Melzer: Ich gebe mir viel Mühe, mögliche Plotfehler schon während des Schreibens aufzuspüren und auszubügeln – ganz besonders, wenn es auch noch Löcher in der Logik sind. Das ist ein Teil des Schreibens, in den ich eine Menge Energie fließen lasse. Glücklicherweise habe ich da eine Art eingebautes Radar, sodass mir die meisten Dinge in dieser Hinsicht tatsächlich auch auffallen. Rutscht doch einmal etwas durch, habe ich gute Chancen, dass einer meiner aufmerksamen Testleser es entdeckt.

 

Fantasyguide: Zum Schluss natürlich ebenso eine weitere obligatorische Frage: Welche Projekte stehen als Nächstes an und wann kann man mit ihnen rechnen?

 

Brigitte Melzer: Für den Herbst steht bei Otherworld ein Urban-Fantasy-Roman mit dem Titel Rebellion der Engel in den Startlöchern. Darin geht es um einen Schutzengel, der versehentlich seine Schutzperson tötet und damit eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die Himmel und Hölle auf den Plan ruft. Im Frühjahr 2011 erscheint dann bei Ueberreuter unter meinem Pseudonym Kate Logan die Fortsetzung zu Der Geist, der mich liebte und bei cbt die Taschenbuchausgabe von Elyria – Im Visier der Hexenjäger.

 

Fantasyguide: Vielen Dank das Sie sich Zeit für das Interview genommen haben.

 

Brigitte Melzer: Ich bedanke mich für das Interesse.

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Erstellt: 28.04.2010, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 10377