Interview: Guido Krain
 
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Interview mit Guido Krain

von Ralf Steinberg

 

Der Autor Guido Krain ist uns schon lange kein Unbekannter mehr. Vor fast genau zehn Jahren befragten wir ihn zu seine Elfenmond- und Cvon-Geschichten. Nun fliegt er mit einer mutigen Besatzung hinaus in die Unendlichkeit und will mit O.R.I.O.N. ein neues Kapitel deutscher Space Opera aufschlagen. Zeit, ihm endlich wieder einmal ein parr Fragen zu stellen:


Fantasyguide: Hallo Guido, in eurem Vorwort versprecht ihr unter anderem, dass O.R.I.O.N. realitätsbewusste Science-Fiction bieten wird. Das klingt seltsam, was versteht ihr darunter?

 

Guido Krain: Im Mittelpunkt steht für uns das Erzählen spannender Geschichten mit interessanten Charakteren. Dabei darf es gerne auch mal etwas skurril, politisch unkorrekt, philosophisch, lustig, brutal oder tragisch zugehen. Alles andere ist diesem erzählerischen Ansatz untergeordnet. Es ist uns extrem wichtig, die Freiheit der Autoren möglichst wenig einzuschränken.

Allerdings haben wir uns das Genre der Science Fiction ausgesucht. Und das Großartige an der Science Fiction – und ganz besonders der Space Opera – ist doch die Kulisse: Unbegreifliche Weiten, fremdartige Wesen, phantastische Technik und skurrile Konsequenzen der Naturgesetze.

Daraus folgt für uns ein gewisser Anspruch, dieser Kulisse auch gerecht zu werden. Wenn ich zum Beispiel von interstellaren Reise schreibe, sollte ich meinen Lesern zumindest den Hauch einer Ahnung von der unvorstellbaren Leere zwischen den Sternen geben oder erzählen, wie sich eine Reise mit Überlichtgeschwindigkeit anfühlt. Ich muss mir Gedanken über die Funktionsweise der vorkommenden Technologien, politische Strukturen und Wirtschaftssysteme machen. Ich muss exotische Ökosysteme besuchter Planeten ausarbeiten und mich in die Psyche von »Nichtmenschen« hineindenken.

All das darf natürlich nie so weit in den Vordergrund treten, dass es den Handlungsfluss stört – der Leser sollte möglichst gar nicht merken, wie komplex dieser Hintergrund ist. Bei ihm sollte sich nur der Eindruck einer glaubwürdigen/realen Kulisse einstellen.

Für meine ersten beiden Romane habe ich zum Beispiel so viel Hintergrundmaterial produziert, dass es für ein weiteres Buch reichen würde.


Fantasyguide: »O.R.I.O.N.« präsentiert sich als Teamarbeit und doch steuerst Du nicht nur gleich zwei Geschichten bei, die folgenden Bände stammen auch aus Deiner Feder. Wie sieht eure Teamarbeit aus?

 

Guido Krain: Dass ich am Anfang einen so großen Teil beisteuere, hängt einfach mit der Art zusammen, wie das Projekt entstanden ist. Alisha hatte ja die Idee zu dieser Serie und mich mit zwei anderen Autoren für die Umsetzung ins Boot geholt. Da sich meine damaligen Mitstreiter nicht beteiligten, entwickelte ich im Alleingang die Hintergrundwelt und die »Stammcrew« der Eos. Irgendwann war ich so fest mit dem Projekt verbunden, dass Alisha mich zum Mitherausgeber gemacht hat. Dann suchten wir uns neue Mitschreiber und konnten zu meiner Freude Norma und Martin zur Mitarbeit bewegen. Die beiden erwiesen sich als Glücksgriff und haben sich in Rekordzeit eingearbeitet.

Wir legen in der Zusammenarbeit großen Wert darauf, dass jeder Autor möglichst große Freiheit beim Plotten und Schreiben hat. Es gibt einen großen Plotbogen in dessen Rahmen wir uns alle bewegen, aber innerhalb dieses Rahmens kann sich jeder Autor austoben. Dass wir alle drei in jeder Beziehung so unterschiedlich sind, wird die Romane sicherlich sehr abwechslungsreich machen.

 

Fantasyguide: Wer wird noch an »O.R.I.O.N.« mitschreiben?

 

Guido Krain: Nach aller Voraussicht nur Martin Barkawitz, Norma Feye und meine Wenigkeit.

 

Fantasyguide: Deine Mitherausgeberin Alisha Bionda wird Dich doch sicher oft zur Redaktionsgesprächen zu sich auf die Balearen einladen? Oder scheust Du die weiten Wege? Wie organisiert ihr eure Zusammenarbeit? Wer macht was?

 

Guido Krain: Alisha schickt mir leider viel zu selten ihren Privatjet vorbei ;o). Nein, bei dem räumlichen Abstand muss die Zusammenarbeit natürlich primär via Internet und Telefon funktionieren.

Wir haben unsere Aufgabenbereiche strikt getrennt. Während ich mich um alle inhaltlichen Fragen, den Plot, Kommunikation mit den Autoren und die Storylines kümmere, übernimmt Alisha die unangenehmen Seiten des Herausgeberinnendaseins. Verhandlungen, Organisation, PR und den ganzen Rattenschwanz der sonst noch an einer solchen Serie hängt.

 

Fantasyguide: Gestalterisch hebt sich »Funken der Unendlichkeit« von anderen aktuellen SF-Werken ab. Wer zeichnet dafür verantwortlich und wie kam es zur Zusammenarbeit mit Shikomo?

 

Guido Krain: Freut mich, wenn unsere Serie auffällt. Wer dafür verantwortlich ist, kann ich nur schwer beantworten. Das Grundlayout aber auch die Grafiken wurden in sehr enger Zusammenarbeit erstellt – gerade Alisha ist ja eine Perfektionistin, wenn es um Gestaltung geht. Einen Beitrag leistet bestimmt auch die Verlagsdoktrin, nach der Bücher grundsätzlich als edle Hardcover mit Innenillustrationen gedruckt werden.

Shikomo haben wir ins Boot geholt, weil wir seinen Stil sehr passend für die Serie finden.

 

Fantasyguide: Wird Shikomo auch die weiteren Bände gestalten?

 

Guido Krain: Auf jeden Fall. Dass die Serie auch optisch eine Kontinuität hat ist uns sehr wichtig und einer der Gründe, warum wir mit einem Grafiker arbeiten wollten, mit dem wir schon Erfahrungen gesammelt haben.

 

Fantasyguide: Ihr stellt jede Menge Figuren in den vier Geschichten vor. Gab es für sie Exposés oder konnte sich jeder seine eigenen Besatzungsmitglieder ausdenken?

 

Guido Krain: Die Stammcrew habe ich im Rahmen der Vorlaufphase entwickelt. Diese Charaktere sind aber natürlich nicht statisch, sondern werden von uns allen gemeinsam in enger Absprache weitergeführt. Ich hoffe, dass meine Mitstreiter sie mittlerweile ebenfalls als ihre Figuren empfinden.

Über diese Stammcharaktere hinaus hat jeder von uns die Möglichkeit, eigene Charaktere einzubringen, die auch nur von ihm oder ihr geschrieben werden.

 

Fantasyguide: Die Mischung ist sehr wild. Es gibt Cyborgs, Klone, Umweltangepasste, Krieger, Killer und Genies. Der Captain ist ein Prinz Charming – man könnte denken, das passt alles gar nicht in eine Crew. Wolltet ihr nur Potential anhäufen oder gibt es tatsächlich einen großen Plan hinter dieser Zusammenstellung?

 

Guido Krain: Ich habe das Kompliment an Kapitän Callahan weitergegeben – er fühlt sich geschmeichelt. ;o)

Ich denke, die Frage sollte eher lauten »Wie sieht eine menschliche Raumschiffbesatzung des 31. Jahrhunderts aus?« Nach über einem halben Jahrtausend interstellarer Raumfahrt und über einem Jahrtausend technischem Fortschritt ist es sehr naheliegend, dass die Menschheit wesentlich bunter als heute ist. Es wird selbstverständlich sein, auf Menschen mit künstlichen Körperteilen oder genetischen Anpassungen an fremde Lebensräume zu treffen. Selbstverständlich erfolgte die Zusammenstellung auch nicht willkürlich. Jedes Mitglied der Stammcrew hat eine Funktion, ohne die ein so großes Schiff nicht auskäme und eine etwas anders gelagerte Beziehung zum Kapitän. Alle zusammen machen den Geist der Serie aus. Ihre körperlichen Eigenheiten sind dabei Nebensache.

Die »Nebencharaktere«, die nur von einem Autor geschrieben werden, haben eher subalterne Aufgabenbereiche im Schiff. Aber natürlich werden gerade diese Charaktere eine wichtige Rolle in unseren jeweiligen Romanen spielen.

Also kurz gesagt: Ja, jeder hat eine Funktion.

 

Fantasyguide: Überhaupt Pläne – wird O.R.I.O.N. Staffeln mit einem übergreifenden Storybogen aufweisen oder eher aus einzelnen Abenteuern bestehen?

 

Guido Krain: Sowohl als auch. Alle Romane sind in einen großen und mehrere kleine Storybögen eingebunden. Jeder Roman stellt aber zugleich eine Episode dar, die teilweise in sich abgeschlossen ist.

 

Fantasyguide: Benutzt ihr zur Sammlung der Daten und Fakten nur eure Köpfe oder habt ihr eigene KIs wie Lynx?

 

Guido Krain: So etwas wäre schon praktisch, wenngleich es nach Lorns Aussage sehr lästig werden kann. Wir benutzen eine Art »O.R.I.O.N.«-Bibel, in der Storylines, Charaktere sowie Hintergrundfakten aller Art zusammengeführt werden.

 

Fantasyguide: Obwohl ihr mit der Eos bereits ein Raumschiff im Einsatz habt, deutet alles auch auf Beiboot-Abenteuer hin. Was habt ihr da schon vorbereitet?

 

Guido Krain: Natürlich werden die Beiboote immer wieder mal eine große Rolle spielen – schon weil Martin seine persönlichen Charaktere zu Kommandanten eines Beiboots gemacht hat. Auch in meinen ersten Romanen wird ein Beiboot eine größere Rolle einnehmen. Es wird aber wohl keine Romane geben, die nur an Bord eines Beiboots spielen.


Fantasyguide: Sicher werden die LeserInnen diverse Parallelen zu anderen Serien erkennen. Welche Vorbilder spielten für euch eine Rolle? Womit wollt ihr auf keinem Fall verglichen werden?

 

Guido Krain: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Natürlich wird jeder Autor – auch bei der Konzeption einer Serie – von Bildern und Welten beeinflusst, mit denen er aufgewachsen ist. Vorbilder im eigentlichen Sinne haben wir aber – ich denke, da spreche ich auch für Martin und Norma – nicht.

Ich habe kein Problem damit, wenn »O.R.I.O.N.« mit anderen Serien verglichen wird – egal mit welcher. Ich finde das sogar interessant. Mich verwundern nur manchmal die Parallelen, die unsere Leser ziehen. So wurde Lorn, einem desillusionierten Kriegsveteranen, vor dem Teile seiner eigene Besatzung Angst haben, eine Ähnlichkeit mit Data aus Star Trek unterstellt. Du selbst hast eine Verbindung zwischen Polaris und Wesley Crusher – ebenfalls aus »Star Trek« – gezogen. Dabei scheint mir die einzige Gemeinsamkeit zu sein, dass beide Charaktere ungewöhnlich intelligent sind und die gleiche Anzahl an Gliedmaßen besitzen.

Daran sieht man wohl, wie unterschiedlich jeder Leser Bücher und Geschichten in seinem Kopfkino erlebt. Als Autor fragt man sich da nur manchmal was man noch tun kann, damit die Leser sich ganz ohne Schublade auf die eigenen Charaktere einlassen. Ich hoffe ja, dass sich das Problem nach den ersten Romanen verflüchtigen wird.

 

Fantasyguide: Der Start einer Serie ist stets voller Erwartungen und Euphorie. Wie lang ist euer Atem, wovon macht ihr es abhängig weiter zu machen? Habt ihr euch ein erstes Ziel gesetzt, um zu schauen, ob sich ein Weitermachen lohnt?

 

Guido Krain: Die Serie hat fast drei Jahre Planung und Arbeit gekostet, bisher hält sich die Euphorie aber recht hartnäckig. ;o) Natürlich werden wir nicht in alle Ewigkeit weitermachen, wenn uns niemand lesen will. Bis jetzt sieht es aber nicht danach aus. Band 2 und drei sind geschrieben – Norma schreibt gerade an Band 4. Gleichzeitig sind wir mit den ersten konkreten Planungen für Band 6 und 7 beschäftigt.

 

Fantasyguide: Der deutsche SF-Markt ist ja nicht wirklich riesig. Wie findet ihr zu euren Lesern? Sind besondere Promo-Events geplant?

 

Guido Krain: Wir hoffen ja, mit unserer Serie nicht nur die eingefleischten Science Fiction-Fans zu erreichen, sondern alle an Phantastik interessierten anzulocken. Natürlich haben wir uns dafür einiges ausgedacht. Selbstverständlich werden wir auch zu Cons und Messen gehen, Lesungen veranstalten und Gewinnspiele durchführen.

 

Fantasyguide: Euer Cover scheint dem Realitätsbewusstsein zu widersprechen, Bugs Bunny findet man nicht oft auf Science-Fiction Covern. In Deiner Geschichte Zombie auf Kartoffel spielt die Häschen-Maske auch eine Rolle – was hat es damit auf sich?

 

Guido Krain: Wir haben versucht, den Charakter der Serie mit diesem ersten Cover auf den Punkt zu bringen: Wir halten uns bewusst nicht an Regeln und Erwartungen. Eine Geschichte auch mal mit einem Augenzwinkern erzählen zu können ohne deshalb das »Realitätsniveau« senken zu müssen, ist eine dieser gebrochenen Regeln.

 

Fantasyguide: Bist Du mit »O.R.I.O.N.« komplett ausgelastet, oder arbeitest Du bereits an weiteren Projekten?

 

Guido Krain: Nein, »O.R.I.O.N.« ist nur ein Teil meiner Arbeit. Derzeit schreibe ich gerade an Die Zahnfee einem Krimi für den Oldigor-Verlag. Danach geht es weiter zum Todesfürsten und PSYCHOTIKA – zwei Romane, die ich für den Rouven-Finn-Verlag schreibe. Danach ist dann Band 6 für »O.R.I.O.N.« dran.

Auch für den Arunya-Verlag habe ich noch einiges in der Pipeline. In den nächsten Wochen erscheint in der Anthologie Blutjung – der Vampir, der mich liebte eine erotische Vampirnovelle aus meiner Feder. Außerdem sind dort ein Steamfantasy-Roman und ein klassischer Vampirroman – ganz ohne streichelgeeignete Vampire – in der Planung.


Fantasyguide: Hast Du eigentlich die Tür in die Elfenmondwelt gefunden?

 

Guido Krain: Nein, aber ich habe die Suche noch nicht aufgegeben ;o) Im ersten Schritt werden die Romane erstmal eine schönere Hülle bekommen. Im Hintergrund wird bereits emsig an einer schönen Hardcover-Edition gearbeitet. Die Geschichte um Cvon ist auch noch nicht abgeschlossen und wird noch in diesem Leben erscheinen.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Interview und dem ganzen Projekt phantastischen Erfolg!

 

Guido Krain: Vielen Dank für das Interview und Dein Interesse an »O.R.I.O.N. Space Opera«!

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Buch:

Funken der Unendlichkeit

Novellensammlung

Reihe: O.R.I.O.N. Space Opera Band 1

HerausgeberInnen: Alisha Bionda und Guido Krain

Gebundene Ausgabe, 252 Seiten

Arunya-Verlag, Oktober 2014

Cover und Illustrationen: Shikomo

Inhalt:

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Guido Krain: Der Predator von Bellaris

Norma Feye: Papageienbande

Martin Barkawitz: Projekt Eightball

Guido Krain: Zombie auf Kartoffel

</typolist>

 

ISBN-10: 3958100023

ISBN-13: 978-3958100022

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00OJS3RLS

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

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Erstellt: 17.04.2015, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 13911