Druckversion: Interview: Helmuth W. Mommers (2018)

Interview mit Helmuth W. Mommers

geführt von Michael Schmidt

 

Anlässlich des Erscheinens der Kurzgeschichtensammlung ANDERZEITEN im Verlag p.machinery stellte sich Helmuth W. Mommers: erneut den Fragen unseres Redakteurs Michael Schmidt:

 

Michael Schmidt: Hallo Helmuth, du bist zwar in der Szene bekannt wie ein bunter Hund, andererseits war es in letzter Zeit ruhig um dich. Stell dich doch mal den Lesern des Fantasyguides vor!

 

Helmuth W. Mommers: Ich bin das, was man ein Urgestein der deutschen SF-Szene nennt. Also seit den Anfängen in den 50ern dabei, habe meine Liebe zur SF mit 21 zum Beruf gemacht – als Autor, Übersetzer, Herausgeber und Literaturagent. Aber dann für 35 Jahre eine andere Laufbahn eingeschlagen, die mich erst Anfang des neuen Jahrtausends zurückgeführt hat – und der ich jetzt als geliebtes Hobby fröne, u. a. als Autor und Gründer der Bibliothek VILLA FANTASTICA in Wien.

 

Michael Schmidt: »ANDERZEITEN« ist nach längerer Zeit mal wieder eine Veröffentlichung von dir. Was erwartet den Leser in dem Buch?

 

Helmuth W. Mommers: Ein bunter Strauß von (26) Geschichten, von romantisch und besinnlich bis böse und unkorrekt, angereichert mit Witz, Ironie und Augenzwinkern. Auf 580 Seiten. In einem wunderschönen gebundenen Buch zu gnädigem Preis (EUR 23,90 – darf ich’s sagen?). Oder, wenn’s denn sein soll, als e-book.

 

Michael Schmidt: Ein Wort zum Titelbild!

 

Helmuth W. Mommers: Schön bunt, wie ich’s gern hab. Danke, Lothar Bauer!

 

Michael Schmidt: »ANDERZEITEN« ist eine Sammlung deiner Geschichten und ein dicker Wälzer geworden. Es ist aber keine Gesamtausgabe, sondern es werden ausgewählte Stories präsentiert. Nach welchen Kriterien hast du diese ausgewählt?

 

Helmuth W. Mommers: Der Band enthält alle meine Erzählungen, die ich seit 2002 verfasst habe. Mit Ausnahme einer Story in Zusammenarbeit mit Ernst Vlcek und Uschi Zietsch, und 7 von 10 Geschichten aus meiner Collection SEX, LOVE, CYBERSPACE. Also eine Art »Teil-Gesamtausgabe«.

 

Michael Schmidt: Zwei Geschichten haben einen neuen Titel bekommen. Das spricht dafür, dass die Geschichten überarbeitet wurden. Hast du für die Sammlung noch einmal Hand angelegt und wie stark wurden die Texte überarbeitet?

 

Helmuth W. Mommers: Alle Storys wurden neu lektoriert, im Wesentlichen stilistisch, grammatikalisch und orthografisch überarbeitet. Die beiden Titel wurden gegen trefflichere ausgetauscht. – Zu jeder Geschichte gibt es einleitende Worte über ihre Entstehung, meine Beweggründe und Gedanken, die ich dabei gehabt habe.

 

Michael Schmidt: Gibt es Geschichten aus der Sammlung die dir besonders am Herzen liegen?

 

Helmuth W. Mommers: Nein, ich verbinde mit keiner eine Botschaft, ausgenommen vielleicht mit Zum Abschuss freigeben, in der ich das Rentensystem aufs Korn nehme. Dafür verstecke ich aber viele kleine Botschaften, oder besser »Bosheiten«, Seitenhiebe in vielen meiner Erzählungen. Das macht mir einfach Spaß! Nennen wir’s Altershumor.

 

Michael Schmidt: Warum hast du dir p.machinery als Verlag ausgesucht?

 

Helmuth W. Mommers: Michael Haitel macht einen tollen Job für das Clubmagazin ANDROMEDA NACHRICHTEN vom SFCD. Da wusste ich mein Buch in guten Händen.

 

Michael Schmidt: Wird es weitere Sammelbände aus deiner Feder geben oder bleibt »ANDERZEITEN« ein einmaliges Vergnügen?

 

Helmuth W. Mommers: Ich bin jetzt 75. Wenn dieser Band meinen Lesern Vergnügen bereitet, bin ich glücklich. Nach mehr strebe ich nicht.

 

Michael Schmidt: Wie eingangs erwähnt ist »ANDERZEITEN« die erste Veröffentlichung von dir seit Längerem. Der Band enthält aber nur Geschichten, die schon irgendwo erschienen sind. Kann der Leser sich Hoffnung machen mal wieder was Neues aus deiner Feder zu lesen?

 

Helmuth W. Mommers: Die Hoffnung stirbt zuletzt, ich vielleicht früher. Aber alle, die NOVA nicht kennen, dürfen beruhigt sein: Sie werden knapp die Hälfte der Geschichten nicht kennen – sie sind aus dem Computermagazin c’t und erschienen in vereinzelten Anthologien oder nicht so verbreiteten Ausgaben.

 

Michael Schmidt: Ein Blick zurück an der Stelle. Du warst Mitherausgeber von »NOVA« und hast mit der vierbändigen Visionen-Reihe für Furore gesorgt. Erzähle doch mal aus deiner Sicht, wie das damals war.

 

Helmuth W. Mommers: Wie das halt so ist, wenn sich drei Verrückte – Ronald M. Hahn, Michael K. Iwoleit und meine Wenigkeit – zusammentun, um die Welt zu retten: die Welt der deutschen Kurzgeschichte. Die VISIONEN waren – und sind – ein Knaller. Schade nur, dass ich nicht ALLE bis dahin bedeutenden Kurzgeschichtenautoren darin vereinen konnte. Schmerzlich vermisst hatte ich damals vor allem Bach, Brandhorst, Hahn, Jeschke, Maximovic, Pukallus, die Steinmüllers, Ziegler (Zubeil).

 

Michael Schmidt: Du bist ja immer Vorkämpfer der Kurzgeschichte gewesen. Wie siehst du die aktuelle deutschsprachige Kurzgeschichtenszene und welchen Ratschlag würdest du ihr mit auf den Weg geben?

 

Helmuth W. Mommers: In meinem Buch halte ich eingangs »Ein Plädoyer für die Kurzgeschichte«. Bitte lesen. Mein Ratschlag für Autoren: Niemals aufgeben!

 

Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Leser!

 

Helmuth W. Mommers: Habt so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben! Mehr kann ich mir nicht wünschen.

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Interview:

ANDERZEITEN

Erzählungen

Autor: Helmuth W. Mommers

AndroSF 77

p.machinery, Juli 2018

Hardcover, 580 Seiten

Cover: Lothar Bauer

 

ISBN-10: 3957651255

ISBN-13: 978-3957651259

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07GSQVSYX

 

Erhältlich bei: Amazon

Inhalt:

  • Ein Plädoyer für die Kurzgeschichte

  • Immer wieder Sonntag

  • Ein Programm zum Verlieben

  • Incommunicado

  • Personal Android

  • Offline

  • Kanonenfutter

  • Bermuda-Dreieck

  • Zur falschen Zeit

  • Loris Wunderland

  • Geschenk von den Sternen

  • Goodbye James!

  • Zum Abschuss freigegeben

  • Romanze in e-Dur

  • Ein Hund und sein bester Freund

  • Speck für die Maus

  • Habemus papam

  • Mutter Erde, Vater Kosmos

  • Le dernier cri

  • Die Tücken der Zeit

  • Körper zu vermieten

  • Download

  • Gepriesen sei die Große Mutter

  • Stimme des Gewissens

  • Zeitbeben

  • Ruhe in Frieden

  • Wir sind doch keine Wilden!

, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13