Interview: John Moore - Autor von "Hauen & Stechen"
 
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Interview mit John Moore - Autor von "Hauen & Stechen"

Redakteur: Christoph Weidler

 

John Moore ist Ingenieur und lebt und arbeitet in Houston, Texas.

Seine Stories sind in Realms of Fantasy, Tomorrow, New Destinies, Aboriginal SF, Writers of the Future, Marion Zimmer Bradley's Fantasy Magazine und anderen Magazinen und Anthologien erschienen.

 

Über "Hauen & Stechen":

Es gibt stets Schwierigkeiten in Illyria: Drachen wollen erschlagen und üble Schurken bekämpft werden; eine schöne Prinzessin nach der anderen verlangt nach Rettung vor einem Schicksal, welches schlimmer ist als der Tod. Es ist eine erschöpfende Arbeit für Charming, den edlen Prinzen und hauptberuflichen Helden.

Eigentlich ist der junge Prinz urlaubsreif, doch man ist immer auf Abruf im Heldengeschäft. So macht Charming Überstunden, als er in ein neues Abenteuer verwickelt wird: Mit einer bösen Zauberin, einem verwunschenen Schloß, einem erbosten Drachen und nicht weniger als drei wunderschönen Jungfrauen in Not, jede mit eigenen Plänen für den Prinzen und keine vertrauenswürdig genug, um ihr den Rücken zuzukehren ...

 

John Moore hat mit seinen Roman "Hauen & Stechen" die Herzen aller Freunde der humorvollen Fantasy gewonnen und bringt uns mit seinem "Prinz Charming" einen erfrischenden Helden, der eigentlich keiner sein will.

 

Hier nun ein paar Antworten von John Moore auf unsere Fragen:

 

Chris Weidler: Herr Moore, "Hauen und Stechen" hat durch seine humorvolle Art hier in Deutschland viele Fans gefunden, wie sind Sie auf die Idee zu diesem Roman gekommen?

 

John Moore: Ich war in der Kinderabteilung einer Bücherei auf der Suche nach Büchern von Daniel Pinkwater, und da lag ein Bilderbuch offen auf einem Regal. Es zeigte Schneewittchen auf einem Tisch im Wald liegend, mit Blumen und Tieren überall um sie herum. Die Zwerge weinten, die Tiere weinten, und der Prinz war gerade dabei, sie zu küssen.

Und ich fragte mich: "Wie kam es dazu, dass ein Prinz gerade zu dieser Zeit durch die Wälder ritt? Und warum küsst er ein offensichtlich totes Mädchen?" Also dachte ich, dass es an der Zeit war, ein Märchen aus der Sicht Prinz Charmings zu erzählen.

 

 

Chris Weidler: Die Hauptfigur in "Hauen und Stechen", Prinz Charming, wird von seinem Umfeld in die ungewollte Rolle als Held gestoßen und meistert alle damit verbundenen Probleme in seiner eigenen charmanten und humorvollen Art. Ein Held, der keiner sein möchte. Eine gekonnte Persiflage auf die typische Heldenfigur. Was gefällt Ihnen persönlich am meisten an Prinz Charming?

 

John Moore: Charming ist ein wenig eitel, und eigentlich genießt er sein heroisches Ansehen, obwohl es ihn frustriert, wenn er davon abgehalten wird, das Mädchen seiner Träume zu Bett zu führen. Aber er lässt sich nicht durch sein Ansehen oder seine Wünsche davon abhalten, das Richtige zu tun. Ich bewundere ihn darum, ebenso wie um seine Fähigkeit, seinen Kopf in gefährlichen Situationen zu bewahren.

 

 

Chris Weidler: Wenn Sie auf Ihre Karriere als Autor in den USA zurückblicken, was denken Sie?

 

John Moore: Ich betrachte das Schreiben nicht als eine Karriere für mich. Ich behandele es als Hobby, und ich schreibe nur aus Spaß. Ich glaube, dass ich viel Glück gehabt habe, das schreiben zu können, was ich will, und sogar ein paar Dinge veröffentlichen zu können. Und es ist sehr aufregend als Autorenneuling, Einbände von großen Künstlern wie Steve Hickman und Josh Kirby gestaltet zu bekommen.

Lesen ist meine liebste Freizeitbeschäftigung. Als Autor kann ich manchmal zu Verlagsveranstaltungen kommen und mit anderen Autoren reden, deren Bücher mich beeindruckt haben. Das trägt auch zu dem Spaß bei, ein Schreiberling zu sein.

 

 

Chris Weidler: In Deutschland kam ihr Roman "Hauen und Stechen" bei den Lesern sehr gut an, kam diese Entwicklung für Sie sehr überraschend?

 

John Moore: Ein wenig, da ich von deutscher Fantasy immer gedacht hatte, sie sei ernsthaftere Literatur, mit viel Mythologie und Symbolik. Bei einer übersetzten Arbeit hängt der Erfolg stark von der Qualität der Übersetzung ab, daher schätze ich die Arbeit von Michael Sievener sehr.

 

 

Chris Weidler: Herr Moore, ein paar Worte für Ihre deutschen Fans? Sehen Sie einen Unterschied zwischen den amerikanischen und deutschen Fantasyfans?

 

John Moore: Die einzigen deutschen Fans, die ich getroffen habe, sind die, die zu nordamerikanischen Conventions kommen, und die scheinen mir nicht wesentlich anders als amerikanische Fans. Außer natürlich, dass Amerikaner fetter sind. Als ich mit Fandom anfing, wurden mir Robert Taylors drei Gesetze von Fandom beigebracht. Ich denke, dass sie den Schlüssel zum Glücklichsein im Fandom, sogar im Leben selbst, beinhalten, und falls Ihre Leser sie noch nicht gehört haben, werde ich sie nun wiederholen.

 

Tue Gutes.

Vermeide Böses.

Gib eine "room party".

 

Chris Weidler: Herr Moore, wird es auch in Zukunft weitere Romane im Stil von "Hauen und Stechen" geben, oder werden Sie andere Wege gehen?

 

John Moore: Ich möchte nicht die ganze Zeit das Gleiche schreiben, daher werden die nächsten zwei Romane ein bisschen anders sein, obwohl sie beide leichte Fantasy sind. Wie "Slay and Rescue" ist auch "The Unhandsome Prince" eine Mischung dreier Märchen: Rapunzel, Rumpelstielzchen und der Froschkönig. Aber es beinhaltet weniger Witze und mehr Romanze als "Slay and Rescue". Und nun arbeite ich an "The Impractical Hero", in dem es mehr Abenteuer gibt.

Ich habe die Vertrage für "The Unhandsome Prince" letzte Woche zu Heyne zurückgeschickt, also können wir mit dem Buch in circa einem Jahr rechnen.

 

 

Chris Weidler: In Ihrer Biographie schreiben Sie, dass Sie auch ein Hard SF Roman geschrieben haben, um was geht es in diesem Roman?

 

John Moore: Um einen Plan von kanadischen und russischen Unternehmern, den Nordpol zu schmelzen, um an die darunterliegenden riesigen Ölvorkommen zu gelangen. Ich habe das bedacht in einem Technothriller Stil geschrieben, mit vielen Details, um es für den Leser herausfordernd zu erkennen zu machen, was echte Technologie und was Imagination war. Ich denke, mir ist das zu gut gelungen, da alle Herausgeber, die einen Kommentar dazu abgaben, sagten, es sei ein Technothriller, kein Science Fiction.

 

 

Chris Weidler: Sehen Sie eine Möglichkeit, dass Ihr Hard SF Roman irgendwann einmal den Lesern zugänglich gemacht wird? Als Buch oder im Internet?

 

John Moore: Ich habe es vorerst zurückgelegt. Falls ich einen Herausgeber finde, der daran interessiert ist, werde ich es überarbeiten, damit es besser als Science Fiction zu erkennen ist.

 

 

Chris Weidler: Gibt es Autoren oder Bücher die Sie beeinflußt haben, wenn ja welche?

 

John Moore: Hmm. "Three Men in a Boat" von Jerome Jerome. "The Good Soldier Svejk" von Jaroslav Hasek. And "The Many Loves of Dobie Gillis" von Max Schulman.

 

 

Chris Weidler: Welches ist ihr persönliches Lieblingsbuch?

 

John Moore: Ich habe viele Favoriten. Aber wenn ich nur eines wählen dürfte -- "Bill, the Galactic Hero" von Harry Harrison.

 

 

Chris Weidler: Woher ziehen Sie Ihre Inspirationen und Anregungen für Ihre Geschichten?

 

John Moore: Meine Charaktere und Situationen basieren oft auf Personen, die ich kenne oder von denen ich gehört habe, und auf den Erfahrungen, die ich oder sie gehabt haben. Ich glaube, das gilt für alle Autoren. Aber aus rechtlichen Gründen dürfen wir es nicht zugeben. Beispielsweise darf ich Ihnen nicht sagen, dass der Charakter von Cynthia in "Slay and Rescue" eigentlich auf einem Fan namens -- uh -- vergessen Sie's.

 

 

Chris Weidler: Herr Moore, was fasziniert Sie persönlich an Science Fiction und Fantasy?

 

John Moore: Ich bevorzuge Bücher mit sehr viel Handlung -- Ich halte sie für spannender und geistig herausfordernder. Aber das echte Leben hat keine Handlung -- die Dinge passieren einfach. Daher tendiert realistische Lektüre dazu, Charakterentwicklungen auf Kosten der Handlung zu betonen, und man erhält solche Sachen im Amy-Tan-Stil, wo Charaktere seitenlang über ihre Beziehungen nachdenken, ohne dass viel passiert. Wenn man versucht, einen Plot beliebiger Komplexität hinzuzufügen, wird die Hand des Autoren spürbar und lenkt von der Haltung des Lesers, die Geschichte als unwahr zu betrachten, ab, die der Leser entwickeln muss, um die Story zu genießen.

Aber in F&SF befindet man sich in einer Welt, die bereits künstlich ist. Die Einstellung, die Geschichte als unwahr zu betrachten, ist sehr stark von dem Moment an, wenn der Leser die erste Seite aufschlägt. Das gibt dem Autor eine Menge mehr Freiheit, klevere und gewundene Plots zu entwickeln.

 

 

Chris Weidler: Gibt es einen "Geheimtipp", Rat, Tipp den Sie Nachwuchsautoren, die sich mit dem Gedanken tragen Fantasystorys zu schreiben, geben können?

 

John Moore: Ich kenne keine Geheimnisse -- man kann alles über das Schreiben aus Büchern und Workshops von besseren Schreibern als mir erlernen. Ich sage mal, falls man Fantasy schreibt, sollte man nicht zu viel Fantasy lesen, oder die eigene Arbeit wird kopiert klingen. Man sollte versuchen, verschiedenes Nichtfiktionales zu lesen, neue Menschen zu treffen, an andere Orte zu gehen, andere Dinge zu tun, so dass man sich einen tiefen Brunnen voller Erfahrung schafft, aus dem man beim Schreiben schöpfen kann.

 

 

Chris Weidler: Eine letzte Frage, was ist ihr größter Wunsch für die Zukunft?

 

John Moore: Ich wünsche mir eine Welt mit einer stabilen Einwohnerzahl und einem haltbaren Ökosystem. Ich wünsche, dass mein Land weniger kriegerisch wird. Und für mich selbst möchte ich damit fortfahren, meine geschriebenen Dinge veröffentlicht zu kriegen. Und ein richtig heißes Babe treffen.

Diese Dinge sind nicht notwendigerweise nach Wichtigkeit geordnet.

 

 

Chris Weidler: Herr Moore, wir danken Ihnen sehr für dieses Interview und für den guten und sehr netten Kontakt mit Ihnen. Auf diesem Wege möchten wir Ihnen auch alles Gute auf Ihren weiteren Werdegang und viel Erfolg wünschen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024101321515752ddb204
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Erstellt: 21.05.2005, zuletzt aktualisiert: 11.07.2024 19:06, 346