Druckversion: Interview: Markus Heitkamp

Interview mit Markus Heitkamp

geführt von Ralf Steinberg

 

Jedes Jahr erscheinen eine ganze Reihe Phantastik-Anthologien. Daraus hervorzustechen ist gar nicht so leicht. Markus Heitkamp gelang das 2019 mit German Kaiju. Anlässlich der Rezension hier im Fantasyguide baten wir den Autor um ein paar Antworten:

 

Fantasyguide: Hallo Markus, seit Jahren bist Du mit Deiner Frau Hanna Nolden ein fester Bestandteil von Cons und Messen. 2020 ist doch finsterstes Elfenwerk für euch, oder?

 

Markus Heitkamp: Hallo und zunächst einmal Danke, dass ich an diesem Interview teilnehmen darf.

Zur Frage … mehr als das. Dazu muss man wissen, dass ich ja nebenberuflich Autor bin und in meinem Brotjob als Consultant im Außendienst sehr viel unterwegs und quasi 24/7 für meine Firma und die Kunden erreichbar bin. (Ja, dass bin ich zum Teil auch selbst Schuld und ich arbeite daran.) Darunter leidet dann auch ab und an die Arbeit von Hanna, denn die ist die hauptberufliche Autorin in unserem Haushalt. Dementsprechend haben wir einen kleinen, aber feinen Freundeskreis, den wir bis auf wenige Ausnahmen eigentlich nur bei den Cons, Messen oder regelmäßigen Stammtischen treffen. Und das hat in diesem Jahr quasi nicht stattgefunden.

 

Fantasyguide: Was macht den Reiz der Vernetzung im Fandom aus?

 

Markus Heitkamp: Ich glaube, das ist für jeden anders, beziehungsweise, es empfindet jeder anders. Bei mir ist es so, dass ich nicht weiß wohin mit meinen Ideen. Ich bin unglaublich wissbegierig, mitteilungsbedürftig (was man an meinen ausufernden Antworten auf Eure Fragen merkt) und brauche den regen Austausch mit den Kolleginnen, um selbst in einen kreativen Fluss zu kommen und darin zu bleiben. Deshalb versuche ich möglichst häufig und möglichst viel Kontakt zum Fandom zu halten und das auf allen Kanälen. Ich ziehe daraus sehr viel Energie, Information und noch wichtiger ich lerne von anderen, um eigene festgefahrene Gewohnheiten abzulegen und zu ändern. Womit wir zur nächsten Frage überleiten.

 

Fantasyguide: PAN geriet in letzter Zeit unter Beschuss wegen seltsamer Entscheidungen bezüglich Veranstaltungsbeiträgen. Wo ziehst Du für Dich Grenzen?

 

Markus Heitkamp: Zunächst einmal gab es meiner Kenntnis nach nur einen Vorfall hinsichtlich eines strittigen Veranstaltungsbeitrags. Beim zuletzt geplanten (und Corona bedingt ausgefallenem) Branchentreffen haben wir einen Vortrag geplant, der aufgrund der Wahl des Vortragenden auf sehr viel Gegenspruch gestoßen ist. Das Thema selbst, wie man in aktuellen Diskussionen sieht, war nicht das Problem, aber wir hätte letztendlich jemandem ein Sprachrohr geboten, ohne, dass man adäquat Gegenwind, geschweige denn auf Augenhöhe hätte diskutieren können. Letztendlich haben wir den Programmpunkt rausgenommen. Und ja, wir (hier spreche ich jetzt mal nur vom Vorstand PAN) sind Menschen und wir machen Fehler. Und auch weil wir Menschen sind, sind wir nicht davor gefeit, uns in Diskussionen zu eben solchen Fehlern hinreißen zu lassen. Aber der Verein ist jung, der Vorstand macht das alles ehrenamtlich nebenbei und wir sind alle (inklusive der vielen Mitglieder, die uns in solchen Diskussionen Gegenwind aber auch Hilfestellung geben) lernfähig und versuchen hier positiv nach vorne zu schauen. Jetzt habe ich genug gelobhudelt, ich komme zurück auf den Zusammenhang dieser Frage und der davor gestellten. Ich habe aus diesen Diskussionen, der Arbeit im Vorstand Pan (im Fandom allgemein) und von unseren Mitgliedern (und hier möchte ich auch die ausgetretenen explizit in positiver Sicht erwähnen) in den letzten Jahren unglaublich viel gelernt. Gelernt in Hinsicht auf Alltagsrassismus, Feminismus und den Umgang mit der queren Community. Wenn ich eine Grenze ziehen muss, dann ist das nicht so einfach aber ich glaube, man kann viele Themen mit vielem Menschen und unterschiedlichen Gesichtspunkten diskutieren und sollte dazu auch ein Podium bieten. Aber es gibt Grenzen, die ich persönlich auf gar keinen Fall mehr anfassen und überschreiten will. Dazu würde zum Beispiel gehören, einem bekennenden Rechten eine Diskussionsplattform zu bieten.

 

Fantasyguide: Als DPP-Preisträger – Du warst letztes Jahr trotz Unfall zur Verleihung – hast Du vielleicht die Probleme des Preises mitbekommen. Ähnlich dem Horror-Preis Vincent scheint das Engagement der Fans gering zu sein. Stirbt unser Phantastik-Fandom aus?

 

Markus Heitkamp: Ein klares NEIN von meiner Seite. Mal weg von den Problemen des DPP und eigentlich allen »Publikumspreisen« und deren Verleihungsmodalitäten können wir im breiten Spektrum der Phantastik (also inkl. der SciFi, haut mich bitte nicht) gar nicht genug Preise haben. Bernhard (Hennen) und die Stadt Krefeld machen es gerade vor. Der DPP wird bestimmt auch wiederkommen und wenn der Vincent nicht mehr wäre, würde tatsächlich ein Stück Phantastik mit ihm sterben. Das darf meiner Ansicht nach nicht sein. Es gibt einige Preise, die meiner Ansicht nach noch viel zu wenig Ansehen genießen. Ich war in diesem Jahr in der Jury des Seraph, bei dem mir die Modalitäten sehr gut gefallen, aber auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Letztendlich liegt es nicht an den undurchschaubaren Verleihungsmodalitäten (was man ja ändern kann) des ein oder anderen Preis, sondern vielmehr an den Personen und Institutionen, die mit Herzblut im Hintergrund an diesen Preisen arbeiten und die vielleicht auch einfach mehr Unterstützung benötigen. Auch hier sei mir ein Hinweis erlaubt… ich habe die Diskussion beim DPP im Anschluss und beim Vincent im Rahmen der Organisation ja ein wenig mitbekommen, wenn ihr nicht wisst, wie es weitergehen soll. Holt euch Unterstützung im Fandom. Fragt die Verlage, die Vereine, wie eben Pan, gründet selbst Vereine. Warum …, weil wir Autorinnen auch diese Anerkennung einfach brauchen. Aber nochmal NEIN das Fandom stirbt nicht und wir brauchen viel mehr Preise. (Ich warte ja noch darauf, dass jemand kleine »Grummels« verleiht.

 

Fantasyguide: Was gefällt Dir genau an den Seraph-Modalitäten und wie lief das mit der Macht und der Zusammenarbeit?

 

Markus Heitkamp: Nun es gibt eine Jury, die aus unterschiedlichen Bereichen kommt. Leser, Autoren, Verleger, Blogger. Die wechseln andauernd, sodass auch über Jahre eigentlich keine Abhängigkeiten zu den Werken, Künstlern oder Verlagen entstehen können. Dann lesen unterschiedliche Juryteilnehmer die Bücher und bewerten diese. Hier bietet die Phantastische Akademie ganz hervorragende Unterstützung in Form eines Bewertungsbogens, der mir sehr geholfen hat. In diesem Jahr lief das Ganze ausschließlich per Mail. Die Kommunikation war herzlich und freundlich und alles war sauber (auch zeitlich) organisiert. Macht ist so ein starkes Wort. Ich habe das nicht als Macht, sondern wirklich als Ehre empfunden, bei diesem Preis als Juror mitzuwirken. Und am meisten begeistert hat mich, dass dann letztendlich auch tatsächlich die von mir favorisierten Autorinnen gewonnen haben.

 

Fantasyguide: Vom Grummel über Terrorisnuss zum Haselhorn – Deine Nicks sind Legende. Kommt man neben dem Nüsse essen überhaupt noch zum Grummeln?

 

Markus Heitkamp: Also, der Grummel kommt aus meiner unendlich langen Raid-Zeit in WoW. 6 Jahre Hardcore MMORPG mit dem Zwergenjäger Grummel, der regelmäßig einmal die Woche nach Dalaran gezogen ist, um dort in den Mondbrunnen zu pinkeln. Terrorisnuss ist etwas, was in einer Schublade ruht und eigentlich ein Zyklus an Geschichten zu einer Bande marodierender Eichhörnchen ist. Terrorisnuss, Rassisnuss und Vamprisnuss sind teilweise geschrieben und geplottet und irgendwann wird es einen verrückten Verlag geben, der das auch tatsächlich umsetzt. Das Haselhorn ist etwas, was mir ein Herzensanliegen war. Als die Truppe rund um die Herbstlande eben diese im Verlag Torsten Low veröffentlichten, war ich sofort Feuer und Flamme und wollte irgendwie dabei sein. Unendliche Monologe später hatte ich die Autorinnencrew so weichgekocht, dass sie mir zusagten, ich dürfte eine Geschichte in der Anthologie zu den Herbstlanden schreiben. Und da liefen mir meine alten Eichhörnchen über den Weg. »Alter, du schreibst uns ja eh nie fertig, jetzt hast du ne Chance ein wenig was von uns in die Welt zu tragen.« Gesagt, getan … Horn dran und das Haselhorn war geboren. Und ich glaube, die Geschichte ist gar nicht so schlecht, denn da kommt noch was nach. Also über kurz oder lang gibt es Haselhornnachschlag. Komme ich noch zum Grummeln? Liest sich das, als ob ich nicht noch Futter für einiges mehr hätte? Habe ich schon von meinem Pseudonym erzählt? Googelt mal nach Mark G. Rummel.

 

Fantasyguide: Phantastische Kurzgeschichten zu schreiben ist das eine, sie herauszubringen etwas ganz anderes. »German Kaiju« gelang Dir ganz wunderbar – hast du Blut geleckt?

 

Markus Heitkamp: Nun, jetzt müsste ich antworten… wohl nicht in meine Vita geschaut? »German Kaiju« war ein Herzensprojekt, aber nicht mein erster Job als Herausgeber. Vorher gab es bereits die Phantastischen Sportler mit Wolfgang Schroeder Schroeder (Doppelinsider) bei dem bereits erwähnten Verlag Torsten Low und am 01.10. erscheint in Kooperation mit der absolut phantastischen Isa Theobald die Anthologie Räubertochters Kinder bei Edition Roter Drache. Dann liegt noch eine fertige Anthologie mit Ko-Herausgeberin Nele Sickel beim Talawah-Verlag und im Hintergrund werkele ich sehr intensiv an Geschichten aus den Herbstlanden 2. (Ja, ich habe die sehr intensiv weichgekocht.)

 

Fantasyguide: Mir gefiel in »German Kaiju« besonders die große Bandbreite der Geschichten, ich hätte da mit mehr Wiederholungen gerechnet. Dein Verdienst als Siebmeister oder kamen da die Autorinnen und Autoren selbst mit so unterschiedlichen Monster-Spielarten?

 

Markus Heitkamp: Das war tatsächlich Gemeinschaftsarbeit. Ich habe gesagt, ihr schreibt mir einen Pitch, damit ich vorher prüfen kann, ob es Doppelungen gibt und erst dann dürft ihr schreiben. Allerdings gab es keine Doppelungen.

 

Fantasyguide: Apropos Autorinnen – deren Anteil ist in dieser Anthologie doch recht klein. Woran lag’s?

 

Markus Heitkamp: Hört sich an, wie eine Standard Antwort, aber ich habe tatsächlich sehr offen meine Idee mitgeteilt und darum gebeten, dass sich interessierte Autorinnen melden. Der Frauenanteil an Rückmeldungen war sehr gering bis gar nicht vorhanden. Was aber wohl eher an meinem Bekanntheitsgrad und am Thema lag. Mittlerweile habe ich einige Anfragen, die ich, falls eine Fortführung des Projektes geben sollte (lalalala), auf jeden Fall berücksichtigen werde. In meiner neuen Anthologie »Räubertochters Kinder« ist das übrigens gedreht, da sind 8 Autorinnen dabei.

 

Fantasyguide: Wenn man sich so für ein Buch einsetzt und brennt, was erwartet man dann als Feedback und warst Du damit zufrieden?

 

Markus Heitkamp: Auch hier klare Kante. Ich wollte eine Anthologie für Fans machen. Und alle, die mit Kaju nix anfangen können, sollten/sollen die Anthologie kaufen, weil sie einfach nur schön ist. Haptisch was richtig Geiles zum Anfassen, mit Bildern und für ins Regal zu stellen. Beides ist uns gelungen. Kann man tatsächlich so feststellen. Aus dem speziellen Kaiju-Fandom habe ich durchweg ausufernde, positive Rückmeldungen bekommen und das mit dem „ist ein schönes Buch“ habt ihr ja selbst in eurer Rezension sehr schön dargestellt. Eine Anekdote am Rande. Die Geschichte von Christian (von Aster). Ich hatte noch nicht einmal einen Verlag, nur die Idee und hatte ein wenig darüber in den öffentlichen Netzwerken lamentiert, da bekam ich eine von Christians mitternächtlichen Mails. »herr heikamp?« »Ja?« »lesen sie mal!« Einfach so. Und ich las und wollte die Geschichte und er sagte, »ja, dann machen sie mal.« Das ist auch das Fandom, was ich liebe.

 

Fantasyguide: Mit Hanna zusammen hast Du eine sehr spezielle Motorrad-Gang ins Rennen geschickt, die mir sofort ans Herz wuchs. Gibt es da ein reales Vorbild? Wann kommt eine Fortsetzung? Und was ist mit Deinem Führerschein?

 

Markus Heitkamp: Es gibt kein reales Vorbild, obwohl der Protagonist mir schon ein wenig ähnelt. Wann kann ich nicht sagen, aber ich arbeite daran. Und das mit dem Motorradführerschein hat was mit einem dummen Grummel zu tun, der nach seiner Bundeswehrzeit vergessen hat ALLE seine BW-Führerscheine umschreiben zu lassen. Aber da reden wir nicht mehr drüber, ich bin noch jung und wenn ich so weiterschreibe, dann kann ich mir von meinem Tantiemen in 10 bis 20 Jahren einen neuen Führerschein leisten.

 

Fantasyguide: Wie funktioniert das gemeinsame Schreiben mit der Ehefrau?

 

Markus Heitkamp: Wir schreiben nicht wirklich zusammen. Wir plotten gemeinsam, einer schreibt die Geschichte und der andere überarbeitet und gibt seinen Senf dazu. Je nachdem wie viel Senf das ist, nennen wir uns zusammen als Autoren oder halt nur allein. Bei der bald erscheinenden Zombie-Novelle von Hanna habe ich einige Kampfszenen und Zombiebegegnungen geschrieben, die sie dann wieder entschärft hat. Es ist ein Geben und Nehmen.

 

Fantasyguide: Ganz besonders gefiel mir die Aufmachung von »German Kaiju«. Wer hatte die Idee mit dem blutroten Seitenschnitt?

 

Markus Heitkamp: Der blutrote Schnitt war ein Einfall des Verlegers und ich wusste da nichts von, bis ich das Buch das erste Mal gesehen habe. Und ich war sehr begeistert. Ich hatte eine Woche vorher Terra von den Orgel Brüdern in der Hand und hatte Tom Orgel ganz besorgt angeschrieben, dass man jede einzelne Seite auseinanderziehen müsse, wobei er mich beruhigte und sagte, das muss so. Wenn ich jetzt ein »German Kaiju« aus der Hand geben muss, dann zeige ich dem Käufer immer, was es für ein großartiges Gefühl ist, Seiten zu teilen.

 

Fantasyguide: Mit Christian Günther konntest Du einen Volltreffer für die Illustrationen und das Retro-Cover landen. Wie kamst Du auf ihn und was spricht gegen farbige Illustrationen?

 

Markus Heitkamp: Christian wohnt im Nachbarort, ich kenne ihn seit ein paar Jahren und schätze seine Arbeit sehr. Mir war wichtig, dass ich einen Illustrator habe, der sich auf meine Ideen einlässt und aktiv mit an dem Buch arbeitet. Die kurzen Wege und unsere Freundschaft machten ich zur ersten Wahl. Die Mehrfarbigkeit des Covers und die Anlehnung an die Farben des alten Godzilla Werbeplakats in Deutschland waren seine Idee. Eigentlich wollte ich alles Schwarz-Weiß haben. Das habe ich bei den Monsterillustrationen dann auch durchgesetzt, weil es halt ein wenig Old-School sein sollte. Und dann ist viel Farbe auch teurer und das Buch ist eh schon nicht billig. Aber ich glaube, die Mischung ist so genau richtig.

 

Fantasyguide: Welcher Kaiju-Film ist Dir der Liebste? Welchen muss man einfach gesehen haben?

 

Markus Heitkamp: Der liebste ist mir King Kong – Frankensteins Sohn von 1967, wo King Kong gegen einen mechanischen Mechanikong antreten muss. Unbedingt gesehen haben muss den Godzilla von 1954 und die beiden etwas neueren Godzilla, Mothra and King Ghidorah (GMK) von 2001 sowie Shin-Godzilla von Hideako Anni aus 2016. Aus seiner Feder ist auch Neon Genesis Evangelion. Aber frag 10 Kaiju Fans und du bekommst 10 unterschiedliche Antworten.

 

Fantasyguide: Wurdest Du auch schon im Kino enttäuscht?

 

Markus Heitkamp: Ja, ganz oft. In einem meiner Lieblingskinos hatten sie jahrelang Jever Pilsener und dann haben sie die Marke gegen Becks getauscht. Ansonsten war meine allererster Kaiju im Kino, 1974 oder 75 eine große Verarsche, denn der Film hieß Godzillas Todespranke, und handelte von koranischen Monsterverschnitt Yonggari. Das habe ich aber erst Monate später rausgefunden, wie ich dann den ersten echten Godzilla in der Jugendvorstellung sah. Zuletzt richtig enttäuscht war ich von Krampus, denn was da als Horrorfilm verkauft wurde, war eine Lachnummer. Interessant wäre in dem Zusammenhang, dass der Regisseur von Krampus Michael Dougherty ist, der uns den einmaligen Fansupport in Godzilla II: König der Monster im letzten Jahr beschert hat.

 

Fantasyguide: Hast Du ein Lieblingsmonster? Gibt es eine Monsterart, die man noch unbedingt auf die große Leinwand bringen sollte?

 

Markus Heitkamp: Ja, ich habe ein Lieblingsmonster. Baragon, ein Kaiju aus dem Godzilla Universum, was in seiner Art ein wenig dem Kumpel von nebenan gleicht. Sieht süss aus, kann nichts und ist zu nichts zu gebrauchen. Aber so süße Schlappohren. Gibt es ein Monster, dass es unbedingt mal auf die große Leinwand schaffen sollte … ja, der »Löwiathan und die dreiäugigen Zylinderbackenbartfische«. Aber wenn ich zu denen mehr erzähle, muss ich um mein Leben bangen.

 

Fantasyguide: Im Mai konnte man Dich auf dem eBook-Event der Brennenden Buchstaben in Second Life erleben. Dort präsentiertest Du Dich im Bunny-Kostüm und last Showdown im GoGo-In aus der Anthologie Blutige Welten vor, die ebenfalls im Leseratten Verlag erschien.

Virtuelle Lesungen liegen Dir. Was macht für Dich ihren Reiz aus?

 

Markus Heitkamp: Nun, man muss zwischen virtuell und online unterscheiden. Das was zum Beispiel der Kollege Küper mit seinen Brennenden Buchstaben in Second Life auf die Beine stellt, ist schon phantastisch und wird meiner Ansicht nach viel zu wenig beachtet. Das Spiel der Avatare, die Möglichkeit von virtuellen auf den Lesenden abgestimmten Kulissen und der Auftritt als eigener Protagonist ist eine einmalige Möglichkeit, die sich jeder mal anschauen sollte. Daneben gibt es halt noch die Online-Lesungen, die ich aber ebenfalls schätze, da es momentan die einzige Möglichkeit ist, mit dem Fandom in Kontakt zu bleiben und sich mal zu »sehen«.

 

Fantasyguide: Wie sieht es mit Virtuellen Cons aus? Könnten sie eine echte Alternative werden?

 

Markus Heitkamp: Ich glaube nicht, dass sie eine Alternative werden. Eher eine Ergänzung. Momentan ist das so eine »wir haben ja nichts anderes«-Stimmung, die man auch mitnehmen sollte und die uns die Möglichkeit gibt ein wenig aus dem Corona-Alltag auszubrechen. Auf Dauer wird und ist das zu wenig, um vor allem die Kleinverlage und angeschlossenen Autoren über Wasser zu halten. Als zusätzliche Einrichtung und/oder parallel zu tatsächlichen Veranstaltungen zum Beispiel, um diese barrierefreier zu gestalten und Publikum und Akteure einzubinden, die nicht vor Ort sein können, finde ich das ganz hervorragend. Ich habe in diesem Jahr viele tolle Online-Cons mitgemacht und will die nicht missen, allen voran die Buchmesse Saar Online, aber ich möchte auch einfach mal wieder jemanden in den Arm nehmen und die Gläser aneinanderschlagen hören. Aber sollte das mit der Pandemie noch weiter Wellen schlagen, müssen wir dieses Thema wahrscheinlich noch einmal überdenken.

 

Fantasyguide: Du erwähntest »Die Geschichten aus den Herbstlanden«, ein Projekt, auf das man immer wieder in Gesprächen über ganz besondere Zusammenarbeiten stößt. Kannst Du das bestätigen? Was ist das Besondere für Dich an diesem Projekt?

 

Markus Heitkamp: Ich bin mir nicht sicher, was es ist. Vielleicht einfach nur, an etwas teilzuhaben, was sich allein durch die Ideen der Autoren immer weiter entwickelt. Die Herbstlande sind eine Welt, wie es sie schon hundert Mal und doch kein zweites Mal gibt. Und mit jeder Geschichte verändert sie sich. Und da will man einfach teilhaben. bei den »Geschichten aus den Herbstlanden« haben zig Autorinnen mitgewirkt, alle haben ganz eigene Geschichten geschrieben und doch wirkt es wie aus einem Guss. Bei der Premierenlesung im Drachenwinkel vor etwas über zwei Jahren waren über 100 Besucher da, wie mit uns Autoren gelacht und (bei Hannas Geschichte) geweint haben. So etwas bleibt einem im Gedächtnis.

 

Fantasyguide: Was können wir als nächstes von Dir erwarten? Gibt es neue Buch-Projekte?

 

Markus Heitkamp: Wie bereits erwähnt steht »Räubertochters Kinder« in den Startlöchern. Eine Anthologie für Kinder jeden Lebensalters, mit Geschichten die in der Tradition Ronja Räubertochters gehalten sind. Übrigens eine reine Benefizanthologie mit voller Erlösausschüttung an Fit4Charity. Dann liegen noch 2 Kurzgeschichten und eine vollständige Anthologie bei unterschiedlichen Verlagen, bei denen einfach noch keine VÖ bekannt ist und dann gibt es da noch die Novelle, die evtl. über ein Haselhorn … ach warten wir es ab. Im November beginne ich mit einem artfremden Projekt, einem historischen Krimi und auch bei den Kaiju ist das letzte Wort noch nicht gebrüllt. Ach, und im nächsten Jahr wird es bei Talawah die S-Files geben (Sukkubus-Files), bei denen ich die Nachfolgegeschichte meines mit dem DPP ausgezeichneten Wellensittichs Houston einreichen werde. Aber da trete ich ganz normal gegen alle anderen Autorinnen an, die ebenfalls ganz hervorragende Geschichten schreiben werden.

 

Fantasyguide: Was ist mit Romanen, Gedichtbänden oder Drehbüchern?

 

Markus Heitkamp: Wie schon erwähnt, gibt es bereits, was für mich erstmalig ist, einen Kurzroman oder Novelle, der Ende diesen Jahres oder zu Beginn nächsten Jahres erscheinen soll. Es geht natürlich um die Herbstlande und Haselhörner und …

Gedichte sind nicht mein Ding und Drehbücher … auch nicht. Aber gerne darf jemand meine Geschichten verfilmen. Da würde ich gern dem Regisseur auf dem Schoss sitzen und Anmerkungen machen.

 

Fantasyguide: Was sollte man unbedingt von Dir gelesen haben, wollte man einzig wahren Markus Heitkamp kennenlernen?

 

Markus Heitkamp: Ich glaube, eine der authentischen Geschichten, die ich geschrieben habe und in der viel von mir selbst und meinem Leben eingeflossen ist, ist Auch Drachen müssen schlafen. Ursprünglich veröffentlicht in der Anthologie Funken, Flammen, Feuerzungen im Mondwolf Verlag, den es leider nicht mehr gibt, und gerade eben in diesem Jahr in ungekürzter und überarbeiteter Fassung in Drachenlachen – Flammen und Fauchen im Machandel Verlag neu aufgelegt. Und alles vom Haselhorn …

 

Fantasyguide: Vielen Dank und vor allem alles Gute!

 

Markus Heitkamp: Danke und sorry, dass ich den Scheib (»Ich kann nicht kurz-Torsten Scheib«) gemacht habe.

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Buch:

German Kaiju

Herausgeber: Markus Heitkamp

Vorworte: Detlef Claus, Markus Heitkamp und Marc Hamacher

Taschenbuch, 378 Seiten

Leseratten Verlag, März 2019

Cover und Zeichnungen: Christian Günther

Fotografien: Harald Melcker, Tom Daut, Nolden & Heitkamp

 

ISBN-10: 3945230381

ISBN-13: 978-3945230381

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07NL6DSL1

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Inhalt:

  • Thomas Heidemann: Nakama, der Schrecken vom Mond

  • Wolfgang Schroeder: Chaodoru – Das Grauen aus der Tiefe

  • Tom Daut: Der Keim

  • Torsten Scheib: Symbiogenese

  • Thomas Williams: Frankensteins Raketenmonster im Blutrausch

  • Hanna Nolden und Markus Heitkamp: Hansebiker gegen Mutant X

  • Simona Turini: Flammen über Karlsruhe

  • Finnley »Gun« McKinley: Saibotoru greift an

  • Markus Kastenholz: Die Großen Alten

  • Christian von Aster: Großes grünes Monster oder eine retrojapanische Hausmeisterbeichte (Bonus)

, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13