Iwein Löwenritter von Felicitas Hoppe

Die Bücher mit dem Blauen Band

Rezension von Christian Endres

 

Irgendwann um das Jahr 1200 ließ sich der deutsche Dichter Hartmann von Aue die Saga des Arthus-Ritters Iwein aus dem Alfranzösischen übersetzen und fügte die Teile im mittelhochdeutschen Versmaß aus dem Gedächtnis heraus zu einer Neuerzählung zusammen. Nun macht sich Felicitas Hoppe für Fischers Bücher mit dem Blauen Band daran, den Stoff um den legendären Löwenritter abermals neu aufzubereiten - mit all der sprachlichen Pracht und Farbigkeit guter Ritterromane, die jung und alt begeistern können, aber primär eben für eine eher jüngere Zielgruppe.

 

Dass Hoppe also vorwiegend die jüngeren Leser und Ritterfreunde im Visier hat, merkt man »Iwein Löwenritter« durchaus an - im Guten wie im Schlechten. Die sprachlich verjüngte Neuinterpretation nimmt dem von Haus aus stets etwas schwerfälligen, behäbigen Stoff der Ritter-Sagen über die sprachliche Ebene die epische Steifheit - das führt manchmal dann jedoch eben auch zu etwas seltsamen, anachronistisch anmutenden Metaphern und etwas gefühlsduseligen Ausdrucksweisen. Auch wird die ganze Geschichte stellenweise arg verharmlost, während der Fokus klar auf Iweins Gefühlswelt liegt, die auf für Jugendbücher typische Art und Weise (und zuweilen arg extrovertiert) geschildert wird. Davon abgesehen ist Hoppes »Verjüngungskur« der altgedienten Übertragung von Aues Saga um den säumseligen Iwein eine angenehm gefällige Rittergeschichte, die die wichtigsten Motive des Originals einfängt, aber eben auch mit dessen hausgemachten Untugenden - Naivität, Sprunghaftigkeit - leben muss.

 

Die Bücher mit dem Blauen Band sind ein bibliophiler Genuss - anders kann man das nicht sagen, so ritterlich-objektiv man freilich stets sein möchte. Fischer bringt in dieser Edition seit März 2008 alle zwei Monate ein Buch in wunderbarer Aufmachung mit Illustrationen und im Pappschuber mit Fenster-Stanzung: Roman-Neuauflagen, Sachbücher, Erstausgaben, Klassiker - bunt gemischt soll sie sein, die Reihe mit dem charakteristischen Blauen Band, stilecht in blauem Leinen und - natürlich - mit blauem Lesebändchen. Vor allem jüngere Leseratten sollen sich angesprochen fühlen und für hochwertige Buchausgaben im Hardcover begeistert werden. Ein Ansinnen so nobel wie die Ritterwürde zu König Artus Zeiten, möchte man fast sagen.

 

Hoppes für ein jüngeres Publikum aufbereiteter Klassiker unter den Ritterromanen verdient sich - wie Gawein und Iwein im Buch selbst auch - rasch sein eigenes Blaues Band und sollte trotz kleinerer Abstriche allen noch etwas jüngeren Ritterfans großen Spaß machen.

 

Ein schöner Auftakt für die Bücher mit dem Blauen Band.

 

 

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