Jack Arnold Western Collection (DVD)
 
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Jack Arnold Western Collection (DVD)

Rezension von Björn Backes

 

Jack Arnold ist den meisten Insidern vornehmlich als Produzent und Regisseur manchmal recht trashiger B-Movies bekannt und gilt als gemeinhin sogar als einer der wesentlichen Initiatoren der ebenso geliebten wie gehassten Spezies der Filmindustrie. Erst jüngst wurden seine Verdienste in diesem Bereich auch entsprechend gewürdigt und auch hierzulande mit einer erlesenen 3er-Box wieder aufgegriffen, in denen drei der bekanntesten Horror-Streifen seiner aktiven Karriere in überarbeiteter Form zu ersten DVD-Ehren kamen. Ein knappes halbes Jahr später setzt man bei Koch Media erneut das Vertrauen in die Produktionen des 1992 verstorbenen Altmeisters. Dieses Mal jedoch konzentriert man sich auf seine Beiträge für das Western-Genre, welches Arnold zu Ende der 50er noch deutlich mitprägte, bevor der Italo-Western in darauf folgenden Jahrzehnt die Szene revolutionierte.

 

 

Inhalt:

 

Des Teufels Lohn

Texas, Ende der 50er: Virgil Renchler hält die Zügel in der kleinen Wüstenstadt Spurline fest in der Hand und gilt allgemein hin als der heimliche Machthaber des verschlafenen Örtchens. Mit seiner Ranch bestimmt er zudem das Arbeitsleben, obschon er vorwiegend auf mexikanische Gastarbeiter zurückgreift, die ihm seine Ernten einholen. Für Renchler könnte das Leben kaum besser laufen, bis es eines Tages zu einem tragischen Zwischenfall auf der Ranch kommt. Ein Mitarbeiter wird von den schurkischen Helfershelfern Renchlers ermordet und anschließend rücksichtslos beseitigt. Der eiserne Boss versucht, den Vorfall unter den Teppich zu kehren, initiiert jedoch alsbald einen Machtkampf mit dem Sheriff, der das Treibend es Großgrundbesitzers schon länger nicht mehr toleriert. Und der Mord ist endlich das gefundene Fressen, welches nötig war, um Renchler zur Strecke zu bringen.

 

 

Auf der Kugel stand kein Name

John Gant gilt als der gewiefteste Auftragskiller der ganzen Gegend. Immerzu gelingt es ihm, seine Künste im Duell auszuspielen und sich bei seinen bisherigen Aufträgen auf Notwehr zu berufen. Als Gant schließlich im kleinen Städtchen Lordsburg aufkreuzt, ist die Furcht vor Gant riesengroß. Der Großteil der Bevölkerung lebt in Angst, bald schon seinen Weg zu kreuzen und der nächste auf der Opferliste zu sein. Lediglich der ruhige Mediziner Canfield ist Mann genug, Gant zwischen die Augen zu treten und Selbstbewusstsein zu demonstrieren – doch ob das wirklich clever ist?

 

 

Auf der Spur des Todes

Alec Longmire ist seiner Rolle als Revolverheld endgültig überdrüssig. Auf dem Weg in ein ziviles Leben werden ihm jedoch schnell erste Hindernisse in den Weg gestellt. In Durango wird ihm zunächst ein Posten als Hilfssheriff angeboten, um in dieser Position zwischen einem skrupellosen Großgrundbesitzern und einigen kleinen Farmern zu vermitteln. Doch der finanzkräftige Henshaw ist nicht bereit, länger mit seinen Widersachern zu verhandeln, und engagiert zur Lösung des Problems einen alten Konkurrenten Longmires. Notgedrungen muss dieser seiner Abstinenz wieder abschwören und ein letztes Mal zum Schießeisen greifen…

 

 

Rezension:

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein erprobter Horror-Regisseur auch im Gebiet des Western sein Glück versucht, gerade wenn man bedenkt, dass Letzterer in den späten Fünfzigern bereits in seiner Blüte stand und die Konkurrenz gerade in den Produktionen um Ikone John Wayne derart stark war, dass jeder Versuch, sich in diesem Segment zu behaupten, auch leichtfertig zur Blamage hätte avancieren können. Arnold jedoch war von seinem Unterfangen spürbar überzeugt und produzierte zu jener Zeit insgesamt fünf aus heutiger Sicht eher unspektakuläre Western, die seinen Ruf aber dennoch festigen konnten und seinen Mut in der Tat auch belohnten.

Die drei vermeintlich besten Titel bilden nun die Auswahl für die „Jack Arnold Western Box“, die der recht ansehnlichen Monster-Box zunächst einmal in nichts nachsteht. Die Aufmachung ist vergleichbar liebevoll, die Restaurierung des Materials wirklich vorzüglich gelungen, aber auch die Auswahl richtig gut, zumal Arnolds Western-Beiträge hierzulande definitiv nicht zu seinen bekanntesten Werken zählen. Doch gerade aus diesem Grund schien eine Box wie diese auch bitter nötig, um einen nicht unwichtigen Ausschnitt seines Schaffens als Regisseur für die Nachwelt transparent zu machen.

 

Den Auftakt macht sofort der vielleicht bestbesetzte Western dieser Box, nämlich der mit Orson Welles und Jeff Chandler relativ prominent bestückte Streifen „Des Teufels Lohn“. Arnold greift hier eine urtypische Western-Thematik auf und präsentiert dabei einen Welles auf der Höhe seines Schaffens, wobei ihm die Rolle des kategorischen Fieslings wie auf den Leib geschneidert scheint. Das Spiel Gut gegen Korrupt läuft in seiner Inszenierung indes kaum ungewöhnlich ab, ist jedoch für einen Film aus den späten 50ern vergleichsweise hart und direkt. Andererseits wird durch die Einbeziehung sozialer Schwerpunkte eine für das Genre nicht immer spürbare Tiefe erzielt, die „Des Teufels Lohn“ zu einem echten Geheimtipp unter der großen Auslese amerikanischer Western-Highlights macht.

Noch einen Schritt weiter geht der Regisseur in „Auf der Kugel stand kein Name“, indem ein erbarmungsloser Revolverheld bei seiner illegalen Arbeit begleitet wird und wegen seiner sadistischen Art in der ganzen Stadt gefürchtet wird. Dementsprechend werden hier auch dezente Elemente des Psycho-Thrillers eingeflochten, da der schießwütige Mörder wie ein versteckter Wahnsinniger durch die Szenerien spaziert und sich in aller Seelenruhe sein nächstes Opfer aussucht. Interessanter ist aber noch die Art und Weise des Vorgehens gegen den Killer, auf dem ein wirklich ansehnlicher Kontrast beruht, der dem Film schließlich die entscheidenden Impulse verleiht. Daher ist „Auf der Kugel stand kein Name“ auch kein ganz gewöhnlicher Beitrag, aber vielleicht gerade deswegen einer der besten seiner Art aus dieser Zeit.

Den, im wahrsten Sinne des Wortes, krönenden Abschluss markiert schließlich eine echte Western-Blaupause, die sich zwar aus einem durch und durch konventionellem Strickmuster zusammensetzt, nichtsdestotrotz der wertvollste und beste Part dieser Veröffentlichung ist. Von schießlustigen Revolverhelden bis hin zu einprägsamen Fieslingen findet man hier alles, was das Fanherz begehrt in einer packenden, manches Mal aber auch tatsächlich überraschenden Inszenierung. Zwar verliert Arnold hier gewissermaßen seine verhaltene Extravaganz als Western-Regisseur, belohnt die Rückkehr zur Basis aber mit einem actionreichen Plot und einem starken Finale, welches auch im Hinblick auf die gesamte Box sinnbildlich für eine sehr gute, zwischenzeitlich gar begeisternde Umsetzung ist.

 

 

Fazit:

Nach dem richtig dicken Package der „Jack Arnold Monster Box“ legt der Verlag nun mit einem nicht minder interessanten und mindestens gleichwertigen Boxset nach. Die „Western Box“ des renommierten Regisseurs bietet drei erstklassige Vertreter seines Genres in einer sehr guten Restaurierung und in einem gewohnt liebevollen, äußeren Rahmen. Besonders Liebhaber des traditionellen amerikanischen Westernfilms kommen aus diesem Grunde nicht umhin, auch in Arnolds Beiträge zu diesem prestigereichen Genre zu investieren.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418233829abce673e
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DVD:

Jack Arnold Western Collection

USA, 1956-1959

Regie: Jack Arnold

Drehbuch: Gene L. Coon, Martin Berkeley

Koch Media, 25.April 2008

Spieldauer: 232 Minuten

FSK: 14

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9

Anzahl Disks: 3

 

ASIN: B0012CF8VQ

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Audie Murphy

Charles Drake

Joan Evans

Jeff Chandler

Orson Welles

Colleen Miller

Rory Calhoun

Martha Hyer

Dean Jagger

Robert Middleton


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Erstellt: 11.06.2008, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 6679