James Bond - Ein Quantum Trost (Wii)
 
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James Bond - Ein Quantum Trost (Wii)

Rezension von Björn Backes

 

Rezension:

Die Tücken eines Lizenzspiels, an ihnen ist auch schon so mancher Konsolen-Ableger der 007-Reihe gescheitert. Ausgerechnet die erste ernstzunehmende Variante für das N64 bleibt hier als Koryphäe des Genres immer noch im Hinterkopf und schaffte es zu jener Zeit, das Action-Shooter-Genre noch vor Sonys und Microsofts bester Zeit zu revolutionieren. Vor dem Start des laut Kritikermeinung vielleicht sogar besten Bond-Streifens „Ein Quantum Trost“ war es nun an Activision, die guten alten Zeiten des 007-Games wieder zu reproduzieren. Doch diese Aufgabe sollte sich erneut als sehr, sehr schwierig herausstellen…

 

Inhalt:

Hierzu muss man aber auch sagen, dass die Entwickler sich bei der Konzeption des Spiels selber einige Steine in den Weg gelegt haben. Statt sich nämlich konsequent auf die Story des neuen Streifens zu konzentrieren, ist „Ein Quantum Trost“ eine leicht chaotische Mischung aus „Casino Royale“ und dem aktuellen Kinofilm geworden, die in Sachen Handlung sogar haufenweise unabhängige Passagen einfügt. Nach einem etwas durchwachsenen Intro, in dem der Spieler mit einer ganzen Reihe simpel strukturierter Balleraufgaben konfrontiert wird, folgen schließlich noch zwei kurze Episoden, die sich tatsächlich auf die neue Kinohandlung beziehen. Anschließend erlebt man noch einmal die wilde Verfolgungsjagd aus der letzten Verfilmung und stöbert in weiteren Flashbacks noch tiefer in der Vergangenheit des Craig-Bonds herum.

 

Andererseits spielt die Story eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, da sie nicht ausschlaggebend für den Verlauf des Spiels ist. Die Levels sind zwar linear aufgebaut und lassen einzelne Zusammenhänge zu den übrigen Kapiteln des Spiels erkennen, gestalten sich aber weitestgehend unabhängig voneinander. Das Gameplay orientiert sich unterdessen an den typischen Shooter-Simulationen. Man bewegt seinen Agenten entweder in der First- oder Third-Person-Perspektive und sieht sich hierbei vorrangig Horden an gegnerischen Ballermännern gegenüber. Das Waffen-Repertoire ist hierbei eines 007 wirklich würdig. Schnellfeuerwaffen, legendäre Pistolen, Automatik-Knarren: Man kann durchaus aus dem Vollen schöpfen, hat aber auch immer alle Hände voll zu tun, die Bösewichte über die Planken zu jagen. Dieser Aspekt ist aber auch der womöglich ermüdenste im gesamten Spiel: Die Aufgabenverteilung variiert zwar von Level zu Level, und auch wechseln die Szenarien und das Spieltempo erstaunlich deutlich, aber letzten Endes kämpft man sich fast immer durch die einzelnen Welten und schießt auf all das, was einem vor die Flinte läuft. Ab und zu muss man zwar auch einige Geschicklichkeitsübungen meistern, muss Überwachungssystemen ausweichen, einer Komplizin Deckung geben, aus einem Hubschrauber heraus das MG-Feuer eröffnen. Dazu gibt es auch einige Nahkampf-Aufgaben, Missionen, in denen der Granatwerfer vorausgesetzt wird, und hier und dort muss man auch schon einmal geschickt einen Hinterhalt auflösen. Auf dem Papier ist dies alles recht vielseitig und abwechslungsreich; in der Praxis jedoch läuft es aber meistens darauf hinaus, dass man seine Waffen bündelt, die Levelkarte analysiert und dann dafür sorgt, dass die feindlichen Agenten vor Erreichen des letzten Levelabschnitts das Zeitliche gesegnet haben.

 

Nicht ganz so einfarbig sind hier die Multiplayer-Optionen. Im Online-Game kann man mit bis zu vier Spielern gleichzeitig antreten. Hier unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Modi, die beide ihren ganz speziellen Reiz haben. Im Battle-Konflikt geht es darum, die übrigen Mitspieler auf einer recht großen Karte ausfindig zu machen und zu eliminieren. In der sogenannten Hatz hingegen geht es darum, bestimmte Missionen analog zu bestreiten und auf Zeit zu meistern. Derjenige Spieler bzw. das Team, das hier die beste Zeit hinlegt bzw. den anderen zuvorkommt, ist individuell siegreich. Wer schließlich auf die Netzwerkverbindung verzichten möchte, kann immer noch im Splitscreen gegen einen manuellen Gegner antreten. Zumindest im Multiplayer-Game haben sich die Spieldesigner ein bisschen was einfallen lassen.

 

Technik/Grafik:

Die technische Umsetzung von „Ein Quantum Trost“ ist auf der Wii ziemlich durchwachsen. Die Steuerung geht zwar völlig in Ordnung und kann sich auf das kalkulierte Pointer-System verlassen, so dass sie in diesem Bereich noch eine Art schmales Highlight darstellt. Was allerdings das Leveldesign bzw. die grafische Untermalung anbetrifft, ist der neue Bond auf Nintendos Star-Konsole eher unbefriedigend. Ständige Einbrüche der Framerate auf der einen, pixelige Hintergrundanimationen auf der anderen Seite machen die eigentlich recht ordentlichen Kulissen zu einem ziemlich schwerfälligen Genuss. Aber auch die Physik offenbart ständige Logikfehler, was sich gerade in den Ballerszenen negativ bemerkbar macht. Oftmals kommen die Kugeln nicht durch ‚unsichtbare’ Hindernisse hindurch, was zu ständigen Frustmomenten führt. Gerade im direkten Vergleich zu den Stars des Genres zeigt sich, dass Activisions neuer Action-Shooter nicht so recht mit der Konkurrenz mithalten kann.

 

Spielspaß:

Vom Spielsystem her unterscheidet sich „James Bond – Ein Quantum Trost“ nicht wesentlich von den typischen Vertretern des Action-Shooter-Segments, wirkt in seiner Konzeption daher aber auch ein bisschen schematisch. Die Levelanimationen sind zudem nicht wirklich abwechslungsreich, und auch das Gameplay ist auf viele Ballersequenzen ausgerichtet, wodurch der Spielreiz auf Dauer natürlich deutlich schrumpft. Auch die Story, die ja in einer Bond-Adaption grundsätzlich eine der Stärken sein sollte, fällt als positives Bewertungskriterium heraus, da sie nicht an die linearen Levelabschnitte gekoppelt ist. Viele unabhängige Passagen werden hier zu einem interessanten, aber nur lose zusammenhängenden Grundkomplex verwoben, der in seiner Gesamtheit nicht wirklich begeistern kann. Da auch die technische Seite des Spiels ihre Schwächen hat und es abgesehen vom fortschrittlichen Online-System (wir sprechen hier immerhin von der Wii!) keine wirklich packenden Inhalte gibt, fällt „Ein Quantum Trost“ daher auch in den Durchschnittsbereich hinab, begünstigt durch eine stumpfe Gegner-KI und Einschränkungen in der Physik. Langfristigen Spielspaß wird man daher auch maximal mit dem Multiplayer-Game haben.

 

 

Fazit:

Der neue Kinofilm verspricht einen Schritt in Richtung Bodenständigkeit, avancierte jüngst aber zu einem der besten Streifen in der ellenlangen Bond-Reihe. Auf der Konsole, zumindest auf der Wii, ist „Ein Quantum Trost“ hingegen alles andere als ein revolutionärer Titel, der sich mit den Knallern im Shooter-Bereich überhaupt nicht messen kann.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042320572031596986
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James Bond - Ein Quantum Trost

von Activision

Plattform: Nintendo Wii

USK-Einstufung: Ab 18 Jahren

ASIN: B001CSPVBW

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.12.2008, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 7895