Jenseits von Theben (Brettspiel)
 
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Jenseits von Theben

Rezension von Matthias Oden

 

Was für archäologische Schätze verbergen sich im Wüstensand Ägyptens und Palästinas? Welche im Zweistromland Mesopotamiens und welche auf Kreta oder dem griechischen Festland? Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Indem man gräbt…

 

In „Jenseits von Theben“ übernehmen die Spieler die Rolle von Archäologen in den 20er, 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Um an die antiken Kostbarkeiten heranzukommen, müssen sie erst durch die Metropolen Europas reisen, sich Fachwissen auf Kongressen und durch das Studium von Literatur aneignen, um dann schließlich auf Expedition zu gehen und Ausgrabungen zu tätigen. Wer zum Schluss am meisten aus der Erde Afrikas, Griechenlands und Vorderasiens geholt hat, darf sich zu Recht Meisterarchäologe nennen.

 

Verständlichkeit der Regeln

Dem Spiel liegt eine ausführliche farbige Anleitung, die keine Fragen offen lässt. Die Regeln sind nicht sehr komplex und leicht verständlich. So gute wie jede Regel ist darüber hinaus mit Beispielen versehen, die auch grafisch aufbereitet werden. Höchstnote!

 

Spielziel

Wer nach Ablauf der Spielzeit die meisten Siegpunkte eingeheimst hat, gewinnt „Jenseits von Theben“. Siegpunkte gibt es nicht nur für ausgegrabene Artefakte, sondern auch für Ausstellungen, besuchte Kongresse und für das größte Fachwissen über ein Grabungsgebiet.

 

Spielvorbereitung

„Jenseits von Theben“ lässt sich ohne große Vorbereitung spielen. Die Regeln sind recht schnell erklärt, anschließend müssen die Karten gemischt und auf die jeweiligen Flächen auf dem Spielplan verteilt werden. Jeder Spieler bekommt ein Chronokel (dazu später mehr), und die Artefakte kommen in die Beutel der einzelnen Grabungsgebiete – fertig.

 

Spielablauf

Je nach Spieleranzahl dauert das Spiel zwei bis drei Jahre, die Zeiteinheiten sind die Kalenderwochen. Ungewöhnlich an „Jenseits von Theben“ ist die Zugreihenfolge: Denn es kann durchaus ein Spieler mehrere Male hintereinander am Zug sein. Abhängig ist dies nämlich nicht von der Anzahl der Aktionen, die er durchführt (etwa Ausgrabungen oder Ausstellungen durchführen), sondern von den Wochen, die diese Aktionen in Anspruch nehmen. Das heißt, ein Spieler ist so lange an der Reihe, bis er auf der Zeitleiste mit seinen Zeitstein den eines anderen Spielers überholt hat. Anschließend ist nun der Spieler an der Reihe, dessen Zeitstein als letzter auf der Zeitleiste steht. Wiederum kann er so lange Aktionen durchführen, bis er seinen Vordermann eingeholt hat und dementsprechend nicht mehr der letzte ist. Und so weiter und so fort.

 

Ist ein Spieler an der Reihe kann er zwischen verschiedenen Aktionen wählen:

 

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Er kann Forscherkarten aufnehmen, um sich Spezialwissen über ein Ausgrabungsgebiet anzueignen oder etwa ein Auto zu erstehen, mit dem er schneller zwischen den Metropolen umherreisen kann. Denn Forscherkarten aufzunehmen ist nur in den Städten Berlin, London, Moskau, Paris, Rom oder Wien möglich, und die Reise zwischen diesen Städten – genau, kostet Zeit. Wer diese verkürzen kann, ist also öfter hintereinander an der Reihe.

Besitzt ein Spieler genug Spezialwissen, kann und sollte er eine Ausgrabung durchführen. Dazu muss er in das Ausgrabungsgebiet reisen und festlegen wie viele Wochen er graben möchte. Je nach Können und investierter Zeit kann er aus dem Beutel des jeweiligen Ausgrabungsgebiets eine entsprechende Anzahl von Plättchen ziehen – und so hoffentlich nicht nur wertlose Tonscherben, sondern auch das eine oder andere Artefakt ergattern können.

Verfügt ein Spieler über eine Reihe von Artefakten aus verschiedenen Gebieten, kann er eine Ausstellung durchführen und so der Welt seine Erfolge präsentieren.

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Sind durch diese Aktionen schließlich die vorgegebenen Wochen vorbei, endet das Spiel mit der Punktewertung.

 

Spielspaß

Zu allererst: „Jenseits von Theben“ ist äußerst hochwertig ausgestattet: Das beginnt bei den gelungen Illustrationen auf Spielplan und -karten, wie man es von Queen Games eben gewöhnt ist, das geht weiter bei den Chronokeln, jenen Spielscheiben, auf denen nach Einstellung der Ausgrabungsdauer die Anzahl der Artefakte abgelesen werden kann. Und das endet schließlich bei den schicken Stoffbeuteln, aus denen die Artefakte gezogen werden. Diese Ausstattung trägt natürlich mit zum Spielspaß – „Jenseits von Theben“ ist einfach schön anzusehen und anzufassen.

Das Spielprinzip ist simpel, bietet aber trotzdem einige unverbrauchte Ideen (bspw. das Zugsystem) und Abwechslung. Durch die Entscheidungen, die man treffen muss – doch noch mal ein paar Wochen durch Europa reisen, um mehr Wissen zu erlangen, lieber eine Ausgrabung durchführen oder doch eine Ausstellung? – kommt zudem taktische Tiefe ins würfellose Spiel, das zwar immer noch einen recht hohen Glücksfaktor besitzt (gezogene Karten, gezogene Artefakte), aber trotzdem zum Planen einlädt. Sicher, „Jenseits von Theben“ ist nichts für ausgefuchste Taktiker, aber ein schöner Spielspaß für die ganze Familie, dessen Ausgang nicht ausschließlich durch Glück entschieden wird.

Kritikpunkte gibt es eigentlich nur einen: Man spielt nebeneinander her. Gut, man kann den Mitspielern durch die eigenen Ausgrabungen die Artefakte wegnehmen, aber aktiv beeinflussen lassen sich die Züge der anderen Spieler nicht. Das ist schade, denn es wäre sehr leicht gewesen, durch zusätzliche Karten etwas mehr Pfiff ins Spiel zu bringen – etwa durch Karten, die anderen Spielern die Grabungserlaubnis auf eine bestimmte Wochenanzahl reduzieren, die Ausgrabungen sabotieren oder Zollschwierigkeiten symbolisieren, wodurch wertvolle Zeit verloren gehen würde. Hätte „Jenseits von Theben“ ein paar dieser kleinen Gemeinheiten, wäre es ein Spiel gewesen, dem man ohne weiteres höchste Wertungen hätte geben können. So wird vielleicht verständlich, warum es „nur“ als Spiel des Jahres nominiert war, den Titel letztlich aber nicht bekam.

Ach ja, noch eine letzte Anmerkung: Es ist sprachlich einfach ungenau, wenn man ein Ausgrabungsgebiet „Griechenland“ nennt, aber ein weiteres existiert, das „Kreta“ heißt… Durch die Wahl eines anderen Gebiets statt Kreta (etwa Kleinasien – Troja!) hätte dem einfach entgegengewirkt werden können.

 

Altersgruppe

„Jenseits von Theben“ ist für Spieler ab 8 Jahren gut geeignet.

 

Anzahl von Mitspielern

Das Spiel ist für zwei bis vier Spieler, und mit mehreren macht es deutlich mehr Spaß: Der Run auf die Ausgrabungsgebiete und die begehrten Artefakten ist so wesentlich spannender.

 

Fazit

„Jenseits von Theben“ dauert ungefähr eine Stunde, und für diese Zeit verspricht es hohen Spielspaß. Wie bereits gesagt, Hardcore-Taktiker sind zwar deutlich unterfordert, vor allem aber Gelegenheitsspieler oder Familien, die eine Abwechslung zu „Carcasonne“, „Alhambra“ und den „Siedlern von Cataan“ suchen, dürfen ohne Bedenken zugreifen. „Jenseits von Theben“ hat vielleicht nicht das Zeug, ein Klassiker zu werden wie die gerade genannten. Aber es bietet eine wunderschöne Ausstattung, ein abwechslungsreiches Gameplay und ein atmosphärisches Spielerlebnis. Alles in allem eine Runde Sache.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041907164360b1e6d8
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Jenseits von Theben

Verlag: Queen Games

Autor: Peter Prinz

Grafik: Michael Menzel

Realisation: Bernd Dietrich

Spielerzahl: 2-4

Spieldauer: 90 minutes

Altersgruppe: 10

Erscheinungsdatum: Mrz-2007

Erhältlich bei: Amazon

 

 

 


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Erstellt: 26.07.2007, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 4562