In Gotham City gibt es eine Reihe von rätselhaften Todesfällen. Anscheinend arrangiert ein in chirurgischen Techniken bewanderter Serienmörder die Opfer wie Kunstwerke und gibt sich dabei äußerst große Mühe. Harley Quinn ist dem Täter zusammen mit der Polizei auf der Spur. Doch die clevere Profilerin hat nicht nur ein professionelles Interesse daran, den Täter aufzuspüren. Bald muss sie allerdings erkennen, dass es viel einfacher ist, den Mann, der sich wie ein Clown schminkt, zu finden, als ihn auch zur Strecke zu bringen.
Der überbreite Sammelband Joker/Harley: psychogramm des grauens besteht aus Joker/Harley: Criminal Sanity 1-8 und bietet als Bonus noch Joker/Harley: Criminal Sanity – Secret Files sowie Harley Quinn 30th Anniversary Special (V).
Es handelt sich um einen Beitrag aus der Reihe Black Label, die für düstere und in sich abgeschlossene Geschichten steht, die nichts mit aktuellen Runs zu tun haben und sich deshalb auch ohne Vorwissen lesen lassen. Die Story stammt von Kami Garcia, die sich vor allem durch Beautiful Creatures einen Namen gemacht hat.
Hier inszeniert sie packend die Auseinandersetzung zwischen Harley Quinn und dem Joker, sodass der Comic stellenweise echte Thrillerqualitäten hat. An einigen Stellen fügt sie auch fiktive Textstücke – etwa Ausdrucke von E-Mails oder Leistungsbeurteilungen – ein. Dadurch lässt sie das Geschehen noch authentischer wirken und vertieft die Handlung. Dabei ist es nicht problematisch, dass Harley Quinn und der Joker hier keine Verbündeten, sondern Antagonisten sind. Schwierig ist vielmehr, dass die Autorin die Figur des Jokers ganz anders als gewohnt anlegt. So geht das anarchische Momentum des Clownprinzen des Verbrechens hier komplett verloren. Stattdessen erleben wir einen sehr methodisch vorgehenden Mörder, der sich perfekt unter Kontrolle hat. Das passt aber irgendwie nicht so richtig zur Figur. Hier hätte sich Kami Garcia deshalb besser einen anderen Superschurken gesucht oder selbst einen entworfen. Ein Schwachpunkt der sonst starken Geschichte ist außerdem der Abschluss, der etwas uninspiriert wirkt.
Die Optik des Bandes ist – mit kleinen Abstrichen beim Bonusteil – spektakulär. Verantwortlich für Zeichnungen und Tusche sind Mico Suayan (Punisher), Mike Mayhew (Green Arrow) und Annette Kwok. Dabei sind die Panels, die in der Gegenwart spielen, bis auf einige Akzente, in Schwarz und Weiß gehalten. Vor allem diese Zeichnungen sind herrlich detailreich und toll ausgearbeitet – bis zum Faltenwurf der Kleidung und einzelnen widerspenstigen Haarsträhnen. Das Spiel mit Licht und Schatten unterstreicht wunderschön die düstere Atmosphäre. Aber auch die Visualisierung der in Farbe gestalteten aktuellen Ereignisse kann sich sehen lassen. Lob hat in gleich mehreren Sequenzen auch die sorgsame Bildkomposition verdient. Ein Beispiel dafür ist etwa die visuelle Umsetzung einer Verhörszene, in der sich die Perspektiven geschickt überlappen.