Judassohn von Markus Heitz
Hörbuch
Reihe: Judas Teil 2
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Leipzig im Jahr 2008. Theresia Sarkowitz, genannt Sia, ist eine uralte Vampirin, lebt aber unerkannt unter Menschen. Doch sie ist nicht irgendeine Blutsaugerin, sondern gehört zu den mächtigen Kindern des Judas, die über besondere Fähigkeiten verfügen. Sia setzt alles daran zwei Frauen, ihre Nachfahren Emma und deren Tochter Elena, zu beschützen. Doch plötzlich tritt jemand gewaltsam in ihr Leben, der sich an der Judastochter rächen will. Und diese Person hat Sias Schwachstelle längst heraus gefunden. Ihre Liebe zu Emma und Elena...
Nach Die Kinder des Judas widmet sich Markus Heitz, der vor allem durch seine Fantasybücher bekannt geworden und bereits mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet worden ist, wieder dem Vampirgenre zu. Hauptfigur ist wie im ersten Band der "Judas-Reihe" erneut die charismatische Sia. Ihre Geschichte bildet aber nur den Rahmen des Vampirthrillers, der einige Vampirgeschichten aus dem 18. Jahrhundert umspannt.
Die in der Gegenwart spielende Rahmengeschichte ist dem deutschen Autor ausnehmend gut gelungen. Dafür sorgt nicht nur seine sympathische und geheimnisvolle Heldin Sia, sondern auch die temporeiche Handlung. Zudem enthält das Ende des ersten Teils einen spannenden Cliffhanger, der erst gegen Ende des Hörbuchs endgültig aufgelöst wird.
Die Binnengeschichten, welche sich allesamt in der Vergangenheit ereignen, lassen diese Intensität leider etwas vermissen. Die Geschichte um den jungen französischen Schilfbauern Tanguy und dessen Liebe zu einer Frau, braucht zu lange, bis sie wirklich spannend wird. Die folgenden Erzählungen - besonders die des Judaskindes Dominic - sind zwar insgesamt interessanter, erreichen aber trotzdem nicht die Qualität der Rahmengeschichte und lassen Szenen wie deren gut choreografierten Showdown am Ende vermissen. Die Verbindung von Rahmen- und Binnengeschichte, aus der sich die Identität von Sias Gegenspieler ergibt, mutet zudem etwas konstruiert an. Dafür liefert Markus Heitz allerdings einige interessante Ideen, wie etwa die innerfiktionale Begründung für die Existenz des Eurotunnels, der Frankreich und England verbindet.
Johannes Steck hat schon bei vielen Hörbüchern, besonders aus dem Genre Fantasy, als kongenialer Sprecher fungiert. Das war auch schon beim bekannten Zwergenzyklus von Markus Heitz der Fall. Auch bei der Lesung von Judassohn gelingt es Johannes Steck mit seiner angenehmen Erzählstimme die Zuhörer in den Bann der Geschichte zu ziehen. Diesmal zeigt er zudem eine Spur von Witz, wenn er eine Gruppe von Werwölfen "sächseln" lässt.
Fazit:
Auch wenn der eher durchschnittliche Mittelteil nicht ganz halten kann, was der sehr gelungene, temporeiche und spannende äußere Rahmen verspricht, handelt es sich bei "Judassohn" von Markus Heitz - nicht zuletzt wegen des hervorragenden Vortrags von Johannes Steck - insgesamt um ein ansprechendes Hörbuch.