Druckversion: Judastöchter (Autor: Markus Heitz; Judas 3)

Judastöchter von Markus Heitz

Reihe: Judas 3

 

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Wir erinnern uns: Der letzte Kampf zwischen der jahrhundertealten Vampirin Sia und ihrer Nemesis ist geschlagen und zu Gunsten von Theresia Sarkowitz (Sias vollständigem Namen) entschieden. Doch auch die Gewinner kehren niemals unbeschadet vom Schlachtfeld zurück. Den Preis, den Sia für ihr weiteres Dasein hat bezahlen müssen, wiegt schwer. Ausgerechnet Emma Karkow, eine von Sias letzten Nachfahrinnen, ringt nach ihrer ungewollten Mitbeteiligung in einem Leipziger Hospital um Leben und Tod. Die andere Nachfahrin, die aufgeweckte zehnjährige Elena, wird demzufolge von Sia behütet wie ihr eigener Augapfel. Doch selbst mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten kann die Vampirin nicht überall sein – zum Glück für ihre Widersacher, welche die Gunst der Stunde nutzen und das Mädchen beim Eislaufen am Völkerdenkmal entführen. Umgehend setzt Sia sämtliche Hebel in Bewegung, um Elena aus den Händen der Unbekannten zu befreien. Was sie nicht ahnt: längst hat sich eine weitere Fraktion gen Krankenhaus aufgemacht, um auch die komatöse Emma zu entführen. Ein Vorhaben, das ebenfalls gelingt – und reichlich mit Toten und Schwerverletzten gepflastert ist. Doch warum wurden die beiden entführt – und zu welchem Zweck? Und vor allem: Wer steckt dahinter?

Da stößt Emma auf den mysteriösen Eric von Kastell, der im Grunde das gleiche Ziel verfolgt wie sie. Zusammen mit dem Dämonenjäger entdeckt sie eine Spur, welche zu dem getöteten irischen Unterweltboss Harm Byrne führt – ihrer einstigen Nemesis. Nach dessen Ableben befindet sich die hiesige Unterwelt in Aufruhr. Verständlich, gibt es nun jede Menge brach liegende Felder und Einnahmequellen, welche sich die einzelnen Fraktionen nur zu gerne unter den Nagel reißen möchten. Dabei bestehen die jeweiligen Gruppierungen keineswegs ausschließlich aus gewöhnlichen Sterblichen; weit gefehlt. Vielmehr ist die irische Unterwelt in Wahrheit ein Tummelplatz für Gestaltenwandler und andere geheimnisvolle Kreaturen – inklusive eigener Regeln und Hierarchien. Für eine dieser Gruppen soll nun Sia die Auftragskillerin spielen und mittels ihrer Kräfte die Konkurrenz beseitigen. Andernfalls sterben Emma und Elena. Prompt findet sich die unsterbliche Vampirin als Spielball in einem Ränkespiel um Macht wieder. Ein Part, der Sia alles andere als behagt …

 

Mit Judastöchter legt der erfolgreiche Vielschreiber Markus Heitz seinen dritten und (vorläufig) abschließenden Band um die rothaarige Vampirin Theresia Sarkowitz vor. Wer die beiden Vorgänger kennt (und das sollte man), der weiß, dass Heitz’ Konstellationen schwer nach Heftroman-Klischee klingen, davon aber weit entfernt sind. Sicher, auch in »Judastöchter« tummeln sich Dämonen, Vampire, Gestaltwandler und das eine oder andere Wesen aus der irischen Mythologie, bekommen aber eine wohltuende Frischzellenkur verpasst. So ist der Blutsauger von heute gleichermaßen von Handys, Google und Co. angewiesen wie eine normalsterblichen Gegenparts. Ferner hält sich Heitz nicht an klassische Vorgaben, sondern kreiert mittels neuer Reglements eine gänzlich neue Welt übernatürlicher Wesen; manche davon sicherlich auch etwas übers Ziel hinausschießend, aber im Kontext neu und vielfältig. Doch trägt besagte Mannigfaltigkeit auch dazu bei, dass der Roman innerhalb der knapp 600 Seiten dank seines breit gestaffelten Ensembles und diverser Nebenschauplätze sehr oft etwas konfus erscheint. Weniger wäre an dieser Stelle definitiv mehr gewesen. Doch handelt es sich dennoch eher um eine Randnotiz, da »Judastöchter« ungemein temporeich und modern verfasst wurde. Heitz weiß einfach, wie man gelungene Verfolgungsjagden schreibt und auch bei den zahlreichen Kämpfen und Schießereien ist er stets Herr der Sache. Dabei geizt der Bestsellerautor aus der Rosenstadt Zweibrücken keinesfalls an Garstigkeiten. Im Gegenteil: bei ihm wird so mancher Gegner förmlich in Stücke gerissen; es spritzt das Blut, es brechen die Knochen. Ach ja – und mehr als einmal darf deftig geflucht werden. Schon ein wenig erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Heitz momentan an der Spitze der hiesigen Erfolgsautoren in Sachen Phantastik steht und seine Romane demzufolge auch ein möglichst breit gefächertes Publikum erreichen sollen. Ein weiterer Punkt, der ihn von der Konkurrenz Marke Hohlbein & Co. unterscheidet. Vielmehr hat man das Gefühl, dass sich Heitz hier austoben durfte und auch wollte und dies mit Verve und Ideenreichtum auch getan hat.

 

Fazit:

„Judastöchter“, der Abschluss von „Kinder des Judas“ und „Judassohn“ ist erneut ein waschechter Pageturner geworden; moderne Urban Fantasy, temporeich, kreativ und mit spitzen Zähnen. Hervorragend!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404170142454db6a4b0

Buch:

Judastöchter

Reihe: Judas 3

Autor: Markus Heitz

Taschenbuch, 608 Seiten

Knaur, 1. Dezember 2010

 

ISBN-10: 3426652307

ISBN-13: 978-3426652305

 

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 29.11.2022 09:56