Reihe: Lucas Davenport Bd. 7
Rezension von Christel Scheja
John Sandford ist das Pseudonym des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Journalisten John Camp, der in den Romanen um Lucas Davenport nicht nur viele von seinen Erfahrungen und Erlebnissen während seiner Arbeit einfließen lässt, sondern auch die Umgebung seiner Romane genau kennt, da er selbst in Minneapolis lebt.
Der ehemalige Polizeibeamte Lucas Davenport ist mittlerweile Chef des Amtes für Regionale Ermittlungen , Abteilung öffentliche Sicherheit, im Stab des Governeurs von Minnesota. Von früheren Fällen gezeichnet und inzwischen Oberhaupt einer kleinen aber intakten Familie leistet er zwar inzwischen hauptsächlich Schreibtischarbeit, lässt es sich aber auch nicht nehmen, bei besonders brisanten Fällen selbst an vorderster Front nach Hinweisen zu suchen.
Das ist auch der Fall, als ein Serienmörder die Bewohner von Minneapolis in Angst und Schrecken versetzt. Zunächst wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die vor ihrer Vergewaltigung und dem Tod bis auf die Knochen gegeißelt wurde. Drei Wochen später entdecken Anwohner auf einer Farm einen ähnlich zugerichteten Mann. Auch dieser musste grausam leiden, ehe er starb.
Alle forensischen Hinweise deuten auf den gerade erst aus der Psychatrie entlassenen Sexualstraftäter Charlie Pope hin, der eigentlich als eher harmlos galt. Doch was kann den Mann dazu veranlasst haben, sich zu ändern?
Damit die Öffentlichkeit nicht durchdreht, wenn noch mehr Andeutungen zur Presse durchsickern, forciert Davenport die Ermittlungen und sieht sich die Anstalt selbst genauer an. Im Gespräch mit einigen Insassen keimt ein schrecklicher Verdacht auf. Kann es möglich sein, dass die „großen Drei“– die extrem gefährlichen Psychopathen Carl Taylor, Biggie und Lawrence W. Chase - den Entlassenen nach ihrem Gusto manipuliert haben, um in ihrem Sinne weiter zu morden? Doch wie ist ihnen das gelungen, und zu welchem Zweck haben sie ihn dazu gebracht, auf ihren perversen Spuren zu wandeln?
Während Davenport und seine Leute noch darüber am rätseln sind, ergibt die DNA-Analyse ein überraschendes Ergebnis, die alle bisherigen Ermittlungen noch einmal gründlich über den Haufen wirft und den Fall in ganz neuem Licht erscheinen lässt.
Man merkt, dass John Sanford die Ermittlungsmethoden der Polizei sehr genau studiert hat und selbst die Auswirkungen entsprechender Verbrechen gesehen hat. Denn was er schreibt wirkt glaubwürdig, auch wenn er darauf verzichtet, sensationslüstern jedes kleine Detail zu beschreiben und vieles wirklich der Phantasie des Lesers überlässt, wenn es um die Leichen und Schauplätze des Verbrechens geht.
Um so mehr wird man gefordert, sich selbst einiges vorzustellen und gelangt so unmittelbarer in die Geschichte und an die Figuren heran. Wie so vielen anderen Autoren auch sind ihm diese am wichtigsten, und er nimmt sich sogar die Zeit, um Nebenfiguren einzuführen, die zunächst keine besondere Verbindung mit dem eigentlichen Fall zu haben schein, dann am Ende aber doch eine überraschende Schlüsselrolle spielen. Dadurch entsteht eine spannende Handlung, die genau die richtige Mischung an Action und Beschreibungen besitzt.
Allerdings machen sich auch an der ein oder anderen Stelle Ermüdungserscheinungen breit. Die Story an sich wirkt stellenweise etwas bemüht, gerade wenn es um die Motive des Mörders geht, und gerade zum Ende hin erscheinen einige Erkenntnisse etwas weit her geholt und passen nicht so ganz zu den vorherigen Hinweisen.
Das machten die sympathischen Personen wieder wett. Trotz seiner Erfahrung ist Davenport überhaupt nicht perfekt und besitzt liebenswerte Schwächen, so wie auch sein Partner Sloane. Die einzige Figur, die etwas daneben geraten zu sein scheint, ist beider Gegenspieler - in seinem Verhalten wirkt der Serienmörder doch ein wenig zu skurril und unmenschlich.
Trotzdem ist „Kaltes Fieber“ ein fast filmreifer Thriller mit lebendigen und sympathischen Helden, einem gesunden Maß an Action und einer weitestgehend spannenden Story, in die man relativ schnell eintauchen kann. Für gute Unterhaltung ist damit gesorgt.