Kann ein Lord denn Sünde sein? von Felicity D‘Or
Rezension von Christel Scheja
Felicity D‘ Or lebt mit ihrer Familie im schönen Oberbayern, genauer im Chiemgau. Sie liest schon seit ihrer Jugend und hat irgendwann damit angefangen, ihre eigenen Geschichten auf das Papier zu bringen. Angefangen hat sie mit der „Enterprising Ladies“-Reihe, die sie nun mit dem fünften Band „Kann ein Lord denn Sünde sein?“ abschließt.
Annabell hat kein Interesse an der feinen Gesellschaft und schon gar nicht daran, zu heiraten und eine der üblichen Ehen zu führen, auch wenn sie die jüngere Schwester des Earls of Stratham mitbringt. Sie will ihre Zeit nicht mit den üblichen Unterhaltungen der High Society verplempern, sondern viel lieber auf einem eigenen kleinen Gut Tiere, vor allem Pferde züchten.
Ihr Bruder ist gewillt sie zu unterstützen, bittet sie aber zuvor noch an einem gesellschaftlichen Event mit Festen und Jagd teilzunehmen, weil seine eigene Frau unpässlich ist und er weibliche Begleitung braucht. Ausgerechnet dort muss sie sich nicht nur mit einer spitzzüngigen Tante, eifersüchtigen anderen Damen und Mitgiftjägern herumschlagen, sondern auch mit einem Mann, der den schlechtesten Ruf in der Gesellschaft hat.
Aber wie man sich denken kann, springen schon bei der erste Begegnung der Figuren die Funken zwischen den beiden über und auch wenn sie versuchen, es zu vermeiden, kommen sie sich nach und nach näher.
Die Autorin beschreibt aus beider Sicht, wie fasziniert sie voneinander sind und was sie aneinander fesselt, denn beide sind auf ihre Art und Weise Außenseiter. Routiniert, aber durchaus unterhaltsam spinnt sie die Geschichte gekonnt bis zum Ende und fügt alles so zusammen wie es sein soll.
Erfahrene Leser werden sicherlich ahnen, worauf sie hinaus will, aber die Figuren sind so sympathisch geschildert, dass sie in den Bann schlagen. Auch ihre Geheimnisse werden nur Stück für Stück enthüllt, so dass durchaus Spannung entsteht.
Man merkt auch, dass die Autorin die Regency-Zeit gut recherchiert hat, und die Stimmung im Jahr 1817 gut einfängt. Immerhin ist Napoleon erst seit zwei Jahren Geschichte, und eine andere Tragödie bahnt sich im Hintergrund an.
Sie spielt gelungen mit der Bigotterie des Adels, für den der Ruf wichtiger zu sein scheint als das Seelenheil der eigenen Kinder und schürt damit eine Tragödie, die das letzte Drittel des Romans bestimmt und ihn deswegen noch einmal überaus dramatisch und spannend macht. Letztendlich sind es aber tatsächlich die Außenseiter, die den vielschichtigen Charakter zeigen und deswegen Spaß machen, so dass man ihnen das Happy End sehr gönnt.
„Kann ein Lord denn Sünde sein?“ der fünfte Band der Reihe „Enterprising Ladies, Bd. 5“ ist unterhaltsames Kino für den Kopf, wenn man flott geschriebene Liebesromane aus der Regency-Zeit mag. Vorkenntnisse muss man übrigens keine mitbringen, da sich die wichtigste Dinge von selbst erklären.
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