Kàmàrta (Autor: Claudia Heilmann)
 
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Kàmàrta

Autor: Claudia Heilmann

 

Es war noch nicht hell, als Jeanne schweißgebadet erwachte. Schon wieder hatte sie jenen Traum gehabt, in dem diese grausame Stimme sie rief. Es war immer das Gleiche: Sie stand in einem Moor. Es war neblig, und der moosbedeckte Untergrund war von Matsch überzogen. Vor ihr war ein Tümpel, dessen trübes Wasser sich trotz des Windes kaum bewegte. Am anderen Ende des Gewässers stand ein Junge. Er war vielleicht etwas älter als sie und hatte sein langes, braunes Haar im Nacken zusammengebunden. Seine Ohren waren spitz, und sein Gesicht wurde vom Nebel verdeckt. Plötzlich hörte sie einen Schrei und der junge verschwand. Und dann hörte sie diese grausame Stimme die ihren Namen rief. Dann wachte sie auf.

 

Doch heute war es anders gewesen: Der Junge hatte sich vor seinem Verschwinden niedergekniet und seine Hände über den Teich gehalten. Als Jeanne einen Schritt vortrat sah sie, dass das Wasser klar geworden war. Sie spiegelte sich an der Oberfläche. Plötzlich erschrak sie: Der Junge schaute ihr aus dem Teich entgegen. Er sah ihr genau in die Augen. In Gedanken hörte sie seine Stimme sagen: "Flieht, Léana. Hier ist es zu gefährlich!" "Mit wem sprichst du? Und wie kann es in einem Traum gefährlich sein?", fragte Jeanne, doch das Gesicht des Jungen war schon verschwunden. Dann hörte sie wieder diese tiefe, hohle Stimme, und sie rechnete damit, aufzuwachen. Doch sie wachte nicht auf. Sie erinnerte sich an die Warnung des Jungen und rannte los. Plötzlich blieb sie stehen. Eine Gestalt trat aus dem Nebel hervor und kam direkt auf sie zu. Es war eine junge Frau. Ihr schwarzes, zerzaustes Haar reichte ihr bis in die Kniekehlen und ihr blasses Gesicht strahlte mehr Bosheit aus, als Jeanne sich jemals vorstellen konnte. Sie trug ein dunkles Gewand, das nass und schmutzig wirkte. Auf einmal wurde Jeanne von hinten gepackt und fortgezogen. "Komm schon, beeil dich", sagte die Gestalt, die sie weggezogen hatte. Sie erkannte sofort, dass es der Junge war. Plötzlich blieb er stehen und Jeanne sah, dass sich ihre Umgebung verändert hatte: Zwar war der Boden immer noch sumpfig, doch um sie herum standen riesige Laubbäume und der Nebel war verschwunden. "Hier sind wir sicher. Ich bin Feroan. Aber ich weiß nicht, ob du weißt, wer du bist", sagte der Junge. "Was meinst du damit?", fragte Jeanne. "Du bist Léana, die Auserwählte. Du bist aus dem Land Èkjian zu uns gekommen, um eine uralte Prophezeiung zu erfüllen, und du hast die Kraft, Visionen zu empfangen und durch deine Gedanken Nachrichten zu versenden. Du..." "Wovon um Himmels Willen sprichst du? Das Land, aus dem ich komme heißt anders und solche "Kräfte" hab' ich auch nicht. Aber das meinte ich gar nicht. Woher weißt du, dass wir hier sicher sind? Feroan antwortete: "Natara ist die Herrscherin des Nebels. Sie kann sich nur innerhalb des Sóph-Mâijrёan, des Nebelmoors, fortbewegen und auch ihre Kräfte funktionieren hier nicht. Das Land aus dem du kommst wird von uns Elfen Èkjian genannt, den Namen der Menschen für dieses Reich kenne ich nicht. Deine Kräfte hast du nur noch nicht erkannt, du besitzt sie dennoch. Oder hast du nicht vorhergesehen, dass du hierher kommen würdest?" "Naja, nicht direkt... Was meintest du, als du von einer Prophezeiung sprachst und warum nennst du mich Léana?", wollte Jeanne wissen. Feroan antwortete: "Léana ist das Wort der Elfen für <die Auserwählte>. Die Prophezeiung, die ich meinte, wird von uns Kàmàrta genannt. Sie lautet:

 

An dem dritten Tage, an dem sie kam
Wichen Nebel und Krieg
Und die, die uns die Sonne nahm
Seit der Auserwählten Triumph schwieg.

 

Du bist die, auf der die Hoffnungen des gesamten Elfenvolkes ruhen." "Aber... Das ist unmöglich! Ich kann doch nicht...", stotterte Jeanne. Feroan unterbrach sie: "Du musst jetzt zurück in deine Welt. Doch wir werden uns schon bald wieder begegnen." Damit verschwand er, und Jeanne wachte auf. Doch sie wusste, dass es kein Traum gewesen war.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425094044bd8689e0
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Erstellt: 20.05.2007, zuletzt aktualisiert: 25.01.2015 03:31, 3900