Wenn man in dicht besiedelten Ländern lebt, ist die Natur natürlich oft fern. Oder vielleicht doch nicht? Auch in hochindustrialisierten Ländern gibt es oft noch Fleckchen echter Wildnis – wenn man nur weiß, wo die zu finden sind.
Robert Macfarlane mag Wildnis. In seiner Heimat Großbritannien ist sie aber nicht gerade leicht zu finden. Doch auch hier gibt es Stellen, die echter Wildnis zumindest noch ähnlich sind. Sie besucht er alleine oder mit Freunden, und genau davon handelt dieses Buch.
Soweit zumindest die Theorie, denn – ehrlich gesagt – hatte ich von diesem Buch etwas anderes erwartet, als es tatsächlich ist. Erwartet hatte ich Reise- beziehungsweise Wanderbeschreibungen durch naturnahe Gegenden. Das findet sich hier allerdings weniger.
Natürlich beschreibt der Autor die besuchten Landschaften, wobei sie allerdings eher als Beispiele dienen. So gibt es zum Beispiel ein Kapitel »Moor«, in dem er von einem Ausflug ins Rannoch Moor erzählt. Das ist aber eher eine Einleitung, von der er schnell zu literarischen Erwähnungen dieses, zu Mooren und ihrer Bedeutung für die Natur allgemein und zu (mehr oder weniger berühmten) Menschen übergeht, die eine Verbindung zu diesem und anderen Mooren hatten oder darüber geschrieben haben. Wirklich viel zum Rannoch Moor erfährt der Leser dagegen kaum.
In diesem Stil hält Robert Macfarlane es auch in allen anderen Kapiteln, die sich unter anderem mit »Insel«, »Berggrat«, »Hohlweg« und so weiter befassen. Zwischendurch werden persönliche Gefühle beispielsweise zum Tot eines Wandergefährten eingestreut. Damit hat dieses Buch meine Erwartungen leider nur sehr annähernd erfüllt, denn über die vom Autor besuchten (britischen) Landschaften habe ich dabei nur wenig erfahren.