Eine Gursel-Geschichte im Kinderbuchformat? Nun, die Cover-Optik und auch der Titel lassen einen solchen Schluss zu, sollen aber hier nicht irreführen, denn eigentlich ist „Kathi Braun und das Ungeheuer“ eine ganz normale Story für das kleinere Publikum. Naja, zumindest weitestgehend …
Im Vordergrund steht vor allem der Humor, der hier nicht nur durch die leicht bizarren Illustrationen hervorgerufen wird, sondern auch inhaltlich in nahezu jeder Sequenz reflektiert wird. So ist ausgerechnet das so scheußliche Ungeheuer nicht mehr Herr seiner selbst und fürchtet sich im Dunkeln. Ein kleines, unbefangenes Mädchen soll dem weinenden Monster wieder auf die Sprünge helfen und ihm, man höre und staune, sein Schnuffeltuch bringen – und spätestens hier weiß man schon, dass hier die Welten ein wenig verdreht wurden.
Die Erlebnisse werden im Laufe der Geschichte immer skurriler und außergewöhnlicher. Kathi steigt unbedarft in die Höhle der Hexen – natürlich mit ihrem Nachtsichtgerät – und muss ihren Hasen Frederick instruieren, in der eisigen Kälte einen Eisbär abzulenken, um an die Milch für die monströse Nervensäge heranzukommen. Erst als ihre Ungeduld siegt und Kathi das Ungeheuer zur Rede stellt, merkt sie, dass der arme Kerl auch nur menschliche Bedürfnisse und Ängste hat und eigentlich nichts lieber möchte, als von seinen neuen Freunden und seiner Umwelt angenommen zu werden.
Insgesamt betrachtet überzeugt die Geschichte mit einer tollen Schlussmoral, die bei all den witzigen Szenen und Entwicklungen innerhalb der Story keinesfalls zu kurz kommen sollte. Es ist die Geschichte von einem Sonderling, der aufgrund seines Äußeren verstoßen und abgelehnt wird, dabei aber prinzipiell die Wesensmerkmale aufweist, wie der vermeintliche Normalo. Dennoch sollte man letztendlich auch nicht zu viel in die Sache hineininterpretieren, da die Erzählung in erster Linie unterhalten soll – und das tut sie wirklich sehr gut. Dass dabei ein sehr eigenwilliges Zeichenbild und eher ungewöhnliche, innovative Textanordnungen gewählt wurden, spricht schließlich für den Stil von Autorin und Zeichner. Auch hier ist der Gesamteindruck durchweg positiv, gerade was das Design der Charaktere betrifft. Eigenständigkeit auf der einen, eine gute Portion Witz auf der anderen Seite zeichnen das Buch schließlich aus und machen „Kathi Braun und das Ungeheuer“ zu einem echt lesenswerten Abenteuer.