Sy Husmann ist das Pseudonym einer 1964 geborenen Autorin, die mit ihrer Familie, Islandponys und anderen Tieren selbst im ländlichen Schleswig-Holstein lebt und in ihrem Debütroman Kattekerwalden daher weiß, worüber sie schreibt.
Telja hat sich ein kleines Häuschen in einer ländlichen Siedlung gekauft, die in den 1950er Jahren noch viel belebter war als heute, wie ihre nun verstorbene 88-jährige Nachbarin zu berichten wusste. Doch schon bald zeigt sich, dass das Leben an diesem Ort nicht immer so beschaulicher war.
Denn Telja findet in dem Paddock, den sie eigentlich für ihr Shetty reserviert hatte, ein Skelett und beginnt nun in der Vergangenheit zu graben, denn das deutet eindeutig auf ein Verbrechen hin. Und tatsächlich kommt sie schon bald einem Drama auf die Spur, indem auch ihre Nachbarin Bertha eine wichtige Rolle spielt.
Das Buch wird in zwei Ebenen erzählt. Auf der einen Seite begleiten die Leser die Ermittlungen Teljas und ihrer Freunde, die sie in Kontakt mit den letzten Zeitzeugen bringen, aber auch mit Menschen, die nach den Spuren ihrer eigenen Vergangenheit suchen. Genau diese andere Seite beleuchten die in Tagebuchform erzählten Ereignisse aus der Sicht der jüngst verstorbenen Bertha, die damals ein junges Mädchen war, sich den Wünschen ihres gefühlskalten und karrieresüchtigen Vaters fügen musste, auch wenn sie einen anderen Mann liebte.
Auf beiden Ebenen enthüllt sich nach und nach das Drama, dass sich in den 1950er Jahren hinter den Kulissen abgespielt haben muss. Denn wie man sich denken kann, sind einige Personen mehr in die ganze Geschichte verwickelt gewesen und hatten gute Gründe, das bis heute zu verheimlichen.
Die Autorin wirft immer wieder geschickt Hinweise aus, so dass sich Vergangenheit und Gegenwart für den Leser beeinflussen. Nach und nach enthüllt sie so eine Geschichte, die durchaus so hätte passiert sein können – in einer Zeit, in der man noch nicht unbedingt nach verschwundenen Leuten suchte und auch die Ermittlungsmethoden zu einfach und grob waren.
Durch die beiden Zeitebenen bleibt es durchweg spannend, denn als Leser glaubt man einerseits immer mehr als die Figuren zu wissen, auf der anderen Seite wird man wie in einem guten Krimi auch immer wieder in eine falsche Richtung geführt.
Heraus kommt ein Roman, der bis zur letzten Seite spannend bleibt und durch seine realistischen und glaubwürdigen Schilderungen zu punkten weiß. Das Zeit- und Lokalkolorit stimmen zudem. Und nicht zuletzt bekommen auch die Leser etwas geboten, die gerne mehr über Figuren erfahren und eine Bindung zu diesen entwickeln wollen, was hier vor allem in einer Ebene gelingt.