Kelten-Kochbuch von Ingeborg Scholz
Rezension von Christel Scheja
Ein Kelten-Kochbuch ist sicherlich eine schwere Sache, denn keines der Völker, die Europa in den letzten Jahrtausenden besiedelten, ist unterschiedlicher als die Gruppen, die sich letztendlich nur zu einer Sprachengemeinschaft zusammen fassen lassen. Deshalb beziehen sich die Gerichte des»„Kelten-Kochbuchs« auch überwiegend auf die Erkenntnisse, die man aus den Funden in Mitteleuropa gefunden hat. Ingeborg Scholz präsentiert eine interessante Sammlung, die auch zuvor noch nirgendwo erschienen ist.
Auf die Schwierigkeiten, die Kelten als Volksgemeinschaft zu erfassen, geht die Autorin in einem sehr langen Vorwort ein und erzählt ein wenig über die Geschichte und die Erkenntnisse, die die Archäologen gemacht haben, bis sie dann am Ende auf die Speisen eingeht, die sich natürlich auch mit wachsenden Kontakten zu anderen Regionen erweitert haben.
Der Rezeptteil ist daher auch entsprechen aufgegliedert. Zunächst finden sich die klassischen Gerichte, die man anhand der Grab- und Kloakenfunde rekonstruieren konnte, dann die Entwicklungen, die sich durch römischen Einfluss im keltischen Siedlungsraum ergeben haben. Und letztendlich geht sie auch auf einige typische Rezepte ein, wie sie heute noch in den vornehmlich keltischen Regionen gekocht werden.
Das macht die Sammlung zu mehr als einem einfachen Kochbuch – Ingeborg Scholz geht auch ein wenig auf die Kulturgeschichte der Kelten ein und beschreibt wie vor allem die Stämme im mitteleuropäischen Raum gelebt haben. Daher beruhen die meisten Gericht auf Funden aus der Hallstatt- oder La-Tene-Zeit. Man findet Rezepte für Getreidebreie und Eintöpfe, Brot und Käse aber auch die Dinge, die die Oberschicht bei ihren Gelagen gespeist haben müssen, wie etwa glasierten Schweinebraten oder »Häuptlingskonfekt«. Gerade hier werden auch viele Vegetarier ihren Spaß haben, denn die meisten der Rezepte verzichten so gut wie auf Fleisch. Auch ein paar interessante Jahreszeiten-Gerichte werden vorgestellt.
Der zweite Rezept-Teil geht auf die Veränderungen im Speiseplan der Kelten ein, zeigt, wie vor allem die Römer nach der Eroberung Galliens eine Menge verändert haben, vor allem bei der Oberschicht. Und auch Amerika und Afrika hatten Auswirkungen. Der dritte Teil ist dann noch eine Verbeugung vor den heute noch keltisch geprägten Regionen in Europa wie die Bretagne, Wales oder Schottland.
Das Buch ist mehr als gelungen eigenen sich doch viele Gerichte auch für den Alltag, weil sie nicht ganz so aufwendig zu machen sind und auch nicht ganz so viele Zutaten brauchen. Letztendlich wird viel mit Körnern und Getreiden abseits des Hafers gearbeitet, was auch für die interessant sein kann, die Gluten nicht gut oder gar nicht vertragen.
Die Rezepte sind übersichtlich und einfach beschrieben, bei den Bildern setzt man allerdings mehr auf Ambiente als auf die Ansicht fertiger Gerichte.
Fazit:
Das »Kelten-Kochbuch« ist eine Bereicherung für den Bücherschrank jedes Fans, der sich mehr mit der Kultur dieser Volksgruppe beschäftigen und vielleicht auch einmal ausprobieren will, wie man in Hallstatt und Co. speiste. Und auch Reenactor-Mittelalter und Live-Rollenspieler werden nette Ideen für zünftiges Essen auf ihren Treffen finden.
Nach oben