Kennen sie Di? (Brettspiel)
 
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Kennen sie Di?

Rezension von Björn Backes

 

Kennen sie Di? Diana Spencer etwa? Tja, zum Beispiel. Und dazu noch rund 300 weitere Persönlichkeiten, die sich hier mit jeweils drei oder sechs schicksalsträchtigen Ereignissen aus ihrer persönlichen Laufbahn vorstellen. Mit „Kennen sie Di?“ hat „Bohnanza“-Autor Uwe Rosenberg ein recht außergewöhnliches Wissensspiel kreiert, in dem Teamwork, logisches Denken, Kombinationsfähigkeiten und rege Interaktion gefragt sind. Und ganz nebenbei scheint sogar eine gewisse Partytauglichkeit inbegriffen, was „Kennen sie Di?“ rein äußerlich schon mal zu einem echten Universaltitel macht. Nur rein äußerlich?

 

Spielidee:

In „Kennen sie Di?“ geht es darum, weibliche Personen aufgrund von nicht näher datierten Ereignissen besser kennen zu lernen bzw. zu erraten, in welchem Jahr genau welcher Karrierepunkt eingetreten ist. Anhand von Themenkarten werden die Personen kurz namentlich vorgestellt und schließlich eines der drei darauf befindlichen Ereignisse vorgelesen. Alle Spieler, außer der vorlesende natürlich, müssen sich nun auf eine Jahreszahl einigen, in der dieses besondere Ereignis nun stattgefunden haben soll. Je näher sie an das richtige Ergebnis herankommen, desto mehr Minuspunkte erlangt der Vorleser. Und wer nach 3-5 Runden (abhängig von der Spielerzahl) die wenigsten Minuspunkte gesammelt hat, der hat das Spiel gewonnen.

 

Ausstattung:

Die Spielmaterialien sind auf den ersten Blick ein wenig irreführend, da sie aufgrund ihrer quietschbunten Grafik und des schrillen Pinktons der Verpackung darauf schließen lassen, dass die Zielgruppe ausschließlich weiblich ist. Und dies ist ein absoluter Trugschluss!

Davon abgesehen sind sowohl Karten als auch der übersichtliche Spielplan richtig fein ausgearbeitet und gewährleisten eine gute Spielübersicht. Nur dieser grelle Farbton, der könnte so manchen potenziellen Interessenten abschrecken – auch wenn dies in der Gesamtübersicht eigentlich irrelevant ist…

 

Spielvorbereitungen:

Vor jeder Partie werden die insgesamt 180 Karten gemischt. Es empfiehlt sich, vorher bereits einen kleineren Stapel zu selektieren, da man im Spiel sowieso nur mit recht wenigen Karten spielen wird. Laut Spielregel soll nun jeder Spieler eine der Karten auf die Hand nehmen und mit ihr die erste Runde als Vorleser bestreiten. Dies ist in der Praxis aber nicht so günstig. Es empfiehlt sich, stattdessen einen Nachziehstapel auszulegen und vor jedem Zug eine neue Karte zu ziehen. Da in der Konzeption sogar an eine Abdeckkarte gedacht wurde – ein Lob hierfür – besteht auch nicht die Gefahr, dass man bereits vorher in die beidseitig bedruckten Karten hineinlauert.

Somit bekommt jeder Spieler nur drei der Hilfschips und legt diese offen vor sich aus. Dazu wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt und die beiden Pfeile darauf präpariert. Einer ist für die Jahrhundert- und einer für die Jahresleiste zuständig. Ein Spieler übernimmt zuletzt die Rolle des Schreibers und notiert auf dem beigefügten Block die Minuspunkte.

 

Spielablauf:

Abhängig von der Mitspielerzahl verläuft das Spiel über drei, vier oder fünf Runden, wobei eine Runde dann abgeschlossen ist, wenn jeder Spieler einmal vorgelesen hat. Der Ablauf ist dabei immer gleich, wobei nur die erste Runde eine Ausnahme darstellt und sozusagen als Orientierungsphase dient. Das Ganze stellt sich wie folgt dar:

Der jeweils aktive Spieler zieht eine neue Karte und wählt eine der beiden Personen auf der doppelseitig bedruckten Karte aus. Zunächst nennt er den Namen, dann entscheidet er sich für eines der drei Ereignisse, die auf der Karte mit Jahreszahl genannt sind. Nun liest er dieses Ereignis ohne Jahreszahl vor und bittet seine Mitspieler, die zugehörige Jahreszahl zu erraten. Die Karten sind dabei noch einmal in vier Kategorien unterteilt, die sich nach Bekanntheitsgrad und Aktualität unterscheiden. Dabei gilt die Faustformel: Je bekannter die Figur, desto einfacher ist schließlich auch der Weg zum richtigen Ergebnis. Um nun jedoch eine Übervorteilung zu vermeiden, ist die Fehlertoleranz bei den schwierigeren Aufgaben größer. Sobald sich nämlich die ratende Fraktion aller Mitspieler auf ein Jahr festgelegt hat, wird dieses auf dem Spielplan mit den beiden Pfeilen festgehalten. Nun nimmt der Vorleser den Punktemarker in der Farbe der Karte und legt ihn an die richtige Antwort an. Sollte sich die Antwort der anderen Spieler noch im Rahmen der Punkteleiste befinden, bekommt der Vorleser je nach Präzision der Antwort mehr oder weniger Minuspunkte gutgeschrieben. Hier greift nun der unterschiedliche Schwierigkeitsgrad der Karten, denn abhängig von der Farbe sind die Punkteleisten kürzer oder länger. Wer bei aktuellen Fragen also weit daneben liegt, wird dem Vorleser womöglich keinen Schaden zufügen können. Sollten indes Ereignisse des letzten Jahrhunderts gefragt sein, darf man sich auch schon mal um zehn Jahre verschätzen, kann aber dennoch Minuspunkte austeilen.

 

Damit die Fragestellungen nicht über alle Maße knifflig sind, stehen sogenannte Hilfschips zur Verfügung, de von den Mitspielern genutzt werden dürfen. Jeder Spieler legt seine Chips offen vor sich aus, so dass die übrigen Spieler hiervon profitieren können, sobald man vorlesen muss. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Hilfschips für alle hilfreich sind, nur nicht für jemanden selbst. Daher verschwinden sie auch nach einmaliger Nutzung in die Ablage. Zuvor sollten sie jedoch einen guten Dienst erwiesen haben. Man kann zum Beispiel Geburts- und evtl. Sterbedatum der jeweiligen Person zur Orientierung erfragen, den Versuch unternehmen, die Trefferquote mit der Punkteleiste einzugrenzen oder sich alle Ereignisse vorlesen zu lassen, um eine genauere Einordnung über das Verweilen der Person vornehmen zu können.

 

Die erste Runde ist schließlich noch von der Besonderheit gekennzeichnet, dass zunächst eines der Ereignisse mit Jahreszahl genannt wird und anschließend erst das Ereignis, um das es in der Raterunde geht, genannt wird. Auch dies dient zur Orientierung und Starthilfe, stellt den Vorleser aber auch vor eine echte Herausforderung. Schließlich muss er nun herausfinden, mit welcher Kombination er am wenigsten über die Person preisgibt.

 

Die Punktewertung erfolgt nun nach jeder Vorlesephase und wird sofort notiert. Sollte ausnahmsweise einmal eine Rategruppe so weit daneben greifen, dass keine Minuspunkte verteilt werden, nimmt jeder Spieler einen neuen Hilfschip an sich. Der Vorleser muss direkt zwei Chips an sich nehmen. Am Ende einer jeden Runde bekommt außerdem derjenige bzw. diejenigen, die die wenigsten Minuspunkte innerhalb dieser Runde einstreichen mussten, einen Chip ‚Ereignis mit Jahreszahl’. Dieser Marker ist genauso einzusetzen wie ein Hilfschip und fordert den Vorleser auf, ein weiteres Ereignis mit Jahreszahl vorzulesen – genauso wie in der ersten Spielrunde.

 

Nachdem die letzte Runde abgeschlossen wird, kommt es zu einer Schlusswertung. Der Spieler, der nun die wenigsten Minuspunkte auf seinem Konto hat, ist der Sieger.

 

Spielspaß:

In „Kennen sie Di?“ wird Wissen einmal auf etwas lockerere, vor allem aber innovative Weise vermittelt. Für den Spielreiz ist diesbezüglich sicherlich wichtig, dass sich das Spiel in die Welt der Stars und Sternchen hineinwagt und man viele Personen wiedertrifft, von denen man schon einiges gehört hat. Da thront Diana Spencer neben Marilyn Monroe, Sarah Connor und Drew Barrymore ringen mit Lady Thatcher, und zwischendrin gibt es asiatische Nobelpreisträgerinnen und südamerikanische Freiheitskämpferinnen- die Mischung stimmt auf jeden Fall und bringt den Anspruch auf ein recht hohes Level. Die Altersempfehlung – „Kennen sie Di?“ wird für Spieler ab 14 Jahren angeboten – ist dementsprechend völlig in Ordnung, in mancherlei Hinsicht vielleicht sogar noch zu niedrig angesetzt. Allerdings wird auch so mancher Inhalt durch Raten und Schätzen erreicht, weshalb diese Empfehlung grundsätzlich gut getroffen ist.

Derweil glänzt das Spielsystem mit einer angenehmen Frische und zeigt sich richtig kommunikativ. Gerade dann, wenn man die maximale Spielerzahl ausreizt, darf man sich über ein sehr dynamisches Brettspiel freuen, welches zudem ein richtig anständiges Humorpotenzial aufweist. Lediglich der Rundenmodus ist ein wenig zäh und könnte manchmal ein bisschen Auflockerung vertragen, da hier nur wenig Abwechslung geboten wird. Da eine Partie aber immer noch vergleichsweise kompakt strukturiert ist und das Tempo für einen größeren Spielerkreis wirklich angenehm ist, fällt dieser Aspekt nicht sonderlich schwer ins Gewicht.

Weniger spannend ist „Kennen sie Di?“ eigentlich nut mit 2-3 Spielern. Hier ist der kommunikative Gedanke kaum bis gar nicht anzutreffen, womit das Spiel letzten Endes ziemlich langatmig und unambitioniert erscheint und somit kaum mehr Spaß bereitet. Ganz im Gegenteil zum Spiel zu sechst: Hier hat „Kennen sie Di?“, nicht zuletzt wegen dem großen Kartenschatz, ein gehöriges, langfristiges Potenzial!

 

Fazit:

Man sollte sich von der schrillen Verpackung und dem eigenartigen Titel nicht verunsichern lassen. „Kennen sie Di?“ ist nämlich ein richtig gutes, interaktives wie kommunikatives Familien- und Partyspiel, das dazu noch eine ziemlich interessante, künftig sicher noch häufiger zitierte Spielidee mitbringt. Gerade für größere Spielrunden hat Rosenberg hier wiederum einen wirklich empfehlenswerten Titel erstellt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191430460ca71448
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Kennen sie Di?

Autor: Uwe Rosenberg

Verlag: Kosmos (März 2008)

Spielerzahl: 2-6 Spieler

Spieldauer: 60-75 Minuten

Altersempfehlung: ab 14 Jahre

ASIN: B0013NVC8M

Erhältlich bei: Amazon

 

Spielmaterial:

* 180 Personenkarten

* 1 runder Spielplan

* 37 Hilfschips

* 8 Besten-Chips

* 4 Punkteleisten

* 2 Pfeilplättchen

* 1 Auswertungsblock

* 1 Bleistift

* 1 Spielanleitung


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Erstellt: 22.10.2008, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 7567