Kim und die Verschwörung am Königshof von Eva Maaser

Rezension von Lars Perner

 

Rezension:

Kim ist halb Chinese und halb Deutscher. Aufgewachsen in der quirligen Millionenmetropole Shanghai ist es für ihn sehr schockierend in ein biederes deutsches Dörfchen umziehen zu müssen. Neugierig von den Nachbarskindern beäugt, mißtrauisch von Tante Betty beobachtet und von den Klassenkameraden verprügelt - das ist Kims neues Leben. Kein Wunder, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als zurück nach China zu Großvater Kao zu kommen. Glücklicherweise hat der Großvater ihm vor der Abreise eine geheimnisvolle Uhr überreicht. Diese soll Kim es ermöglichen, jederzeit zu ihm zu reisen. Nach einiger Anstrengung hat Kim es dann auch geschafft auf den Dachboden der Tante zu gelangen, wo er die Uhr versteckt hat. Warum nur muß ausgerechnet die freche Nachbarstochter Lisa und ihr moppliger Bruder Dennis ihn dabei stören. Doch Kim hat keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn plötzlich bewegt sich zuerst die Uhr und dann der ganze Dachboden.

 

Als die Kinder wieder zu sich kommen, müssen sie sich erst einmal orientieren. Für Kim wird dies nach seinem Umzug der nächste Kulturschock. Zunächst scheint ihnen die Frage wichtig, wo sie sind. Doch bald merken sie, dass etwas viel unglaublicheres passiert sein muß. Denn die eigentliche Frage lautet plötzlich: Wann sind sie. Die nächsten 24 Stunden werden über ihr weiteres Schicksal entscheiden. Nur soviel Zeit bleibt ihnen, wieder in ihre gewohnte Zeit zurück zu kommen.

 

Eva Maaser nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in das Paris des beginnenden 17. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Der junge Leser hat dabei mit den 3 Kindern genügend Identifikationsfiguren, um sich wirklich in die Geschichte hineinzuversetzen. Hilfreich ist hier auch, dass die Protagonisten durchschnittliche Kinder und keine Helden sind. Durch diese begegnet man vielen unbekannten aber bedeutenden historischen Personen - unter anderem Concino Concini und Ludwig XIII. Wer jetzt spontan an den berühmten Sonnenkönig denkt, liegt gründlich falsch. Das war der vierzehnte Ludwig. Hier dreht sich alles um seinen Vater. Zum Zeitpunkt, an dem die Handlung des Buches spielt, ist davon aber noch nicht die Rede. Gerade mal 15 Jahre alt ist Ludwig XIII. nämlich. Bevor die eigentliche, recht rasant erzählte Geschichte beginnt, führt die Autorin die Charaktere insbesondere den Titelhelden aber erst einmal ein. Dabei ist der Titelheld alles andere als ein Held, eher das Gegenteil. Kim ist ein überzeugter Feigling. Diese Vorgeschichte nimmt fast ein Fünftel des Buches ein. Was entsprechend weniger Platz für die eigentliche Handlung läßt, die danach kommt und den Leser kaum Atem schöpfen lässt. Die drei Kinder rennen förmlich durch die Flure des Louvre. Einerseits auf der Flucht, weil sie etwas mit angehört haben, was nicht für fremde Ohren bestimmt war und andererseits weil sie ständig auf der Suche nach ihrem entlaufenen Hund sind, der auch noch genau wie der Hund der Königin aussieht.

 

Das alles ist genug Material für die spannende Erzählung. Allerdings bekommt der Leser ein stark verzerrtes und einseitiges Bild geschildert, das hinterfragt werden sollte. Obwohl zum Beispiel Ludwig XIII. die selben drastischen Methoden wie seine Widersacher nutzt und auch vor Verrat und Mord nicht zurückschreckt, wird er als gute Figur geschildert. Seine Widersacher hingegen werden als abgrundtief böse dargestellt. Dies vereinfacht die Geschichte natürlich sehr. Aber ganz so simpel sollte sich die damalige Situation am französischen Hofe wohl nicht dargestellt haben.

 

Das Buch ist hervorragend verarbeitet einschliesslich der Goldschriftprägung auf dem Cover und einem Leseband. Auf Grund des Themas und Textes ist es für Leser ab 10 Jahren geeignet. Die kleinen Zeichnungen von Joachim Knappe am Ende jeden Kapitels sind leider nicht wirklich eine Bereicherung und verzichtbar.

 

Fazit:

Keine Ahnung warum der 24.April 1617 so blutig und doch wichtig für die französische Geschichte ist? Dann kann das Buch einiges erläutern! Eine schöne Einführung in die Zeit der gepuderten Perücken und Musketiere ohne diese aber zu thematisieren. Doch auch wenn Tatsachen der Erzählung zu Grunde liegen, man sollte das Buch mit kritischem Verstand lesen und sich sein eigenes Urteil bilden.

 

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