Gwydion - König Arturs Verrat von Peter Schwindt
Reihe: Gwydion Band 3
Rezension von Christel Scheja
Die Artus-Sage ist wohl mittlerweile die auf der Welt am meisten nacherzählte Sage, da es offensichtlich dazu gehört als renommierter Fantasy-Autor wenigstens einmal in diese Welt der Ritter und Mythen einzutauchen.
So ist es erstaunlich, dass neue Romane dem Stoff immer noch bisher unbekannte Variationen und Facetten abgewinnen können, so wie der Gwydion-Zyklus von Peter Schwindt. Angesiedelt in der Spätzeit der Tafelrunde zeichnet der Autor ein eher düstere Bild des Sagenkönigs und seiner Ritter.
Gwyn Do Griflet kennt inzwischen seine wahre Herkunft und seinen richtigen Namen: Er ist Gwydion Desert, der letzte Nachfahre der Gralshüter und damit der Fischerkönig. Sein ist das Wappen des Einhorns. Doch König Artus gegenüber muss er dieses Wissen geheimhalten, denn dem alternden Monarchen ist geweissagt worden, dass eines Tages das Einhorn den Drachen stürzen würde.
Über Camelot ziehen ohnehin düstere Wolken auf. Nicht nur das Merlin eines Tages spurlos verschwindet, Rowan, Sir Kays Sohn hat ganz offensichtlich seinen eigenen Vater niedergestochen und ist geflohen, nachdem Prinzessin Aileen ihm klar gemacht hat, das sie ihn nicht heiraten will, sondern einen anderen Kandidaten ins Auge gefasst hat.
Der König ist außer sich vor Zorn und wird dabei ungerecht. Deshalb ziehen es auch Gwydion und Sir Lancelot vor, den Hof zu verlassen und auf der Suche nach Rowan noch einige andere Geheimnisse, die sich um die Herkunft des jungen Knappen ranken zu lösen.
Denn um das, was Artur einst aufgebaut hat überhaupt zu retten, muss der Junge den Gral wieder finden. Noch aber fehlen ihm entscheidende Hinweise. Diese hofft er in der finsteren Feste Chulmleigh zu finden, die von dem grausamen Sir Gore beherrscht wird.
Er ahnt nicht, dass auch noch ein anderer Feind seine Hand nach der Burg und ihrem Geheimnis ausstreckt. Mordred, der bisher seine Wunden geleckt hat, die Gwydion ihm schlug, weiß ebenfalls, was dort ruhen könnte und greift den Stammsitz an, als der junge Knappe und sein Ritter gerade entdeckt haben, was der finstere Turm von Chumleigh eigentlich verbirgt...
Es erweist sich als Glücksgriff, dass Peter Schwindt seinen Zyklus in die Spätzeit der Saga verlagert hat, denn so kann er gleichzeitig die alten Recken und eine neue unverbrauchte Generation auftauchen lassen, die ihre Schwingen gerade erst am erproben ist. Dass dabei die eigentlichen Helden nicht immer so strahlend im Vordergrund stehen und manchmal auch düstere Seiten zeigen, macht gerade dieses Buch noch interessanter. Nicht oft erlebt man einen Artus, der durch zunehmende Senilität zu einem cholerischen Tyrannen geworden, ist, der kaum noch zwischen richtig und falsch unterscheiden kann.
Gleichzeitig ist der Band für Gwydion auch noch eine Bewährungsprobe. Wenn er das Britannien, das er kennt, nicht verlieren möchte, muss er seine Herkunft und sein Erbe akzeptieren und als Gralshüter und Fischerkönig vor die Welt treten. Doch er fühlt sich dem manchmal noch nicht so ganz gewachsen. Das macht ihn sehr menschlich und glaubwürdig, Eigenarten, die man auch vielen anderen Figuren des Buches zugestehen kann. Dazu kommt, dass der Autor historische mit fiktiven, christliche und heidnische Elemente gleichberechtigt und nicht im Widerstreit miteinander verknüpft. Tatsächlich gelingt es ihm ein vielschichtiges Bild einer Epoche im Wandel gelungen darzustellen.
Auch „König Arturs Verrat“ verknüpft eine spannende Abenteuerhandlung mit der Vermittlung von Wissen über Kultur und Geschichte zu verknüpfen. Obwohl das Buch nicht sonderlich in die Tiefe geht, weil es junge wie ältere Leser angenehm zu unterhalten, und das macht den Gwydion Zyklus zu einer interessanten Variation des Artus-Mythos.
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