König Arturs Verrat von Peter Schwindt
Reihe: Gwydion Band 3
Rezension von Carsten Kuhr
Rezension:
Zum dritten Mal entführt uns Peter Schwindt in die Welt des König Artus und seiner Tafelrunde. Gwyn, der ehemalige Schweinehirt ist mittlerweile Knappe von Sir Lancelot. Eigentlich könnte alles so schön sein. Der Angriff Mordreds wurde zurückgeschlagen, die verfeindeten Sachsen befriedet, die Enkelin von Artus' hat ein Auge auf unseren jungen Helden geworfen, doch allen guten Anzeichen zum Trotz ziehen dunkle Wolken über Camelot auf. Sir Kay, der Haushofmeister und treuester Verbündeter von Artus wurde hinterrücks, scheinbar von Rowan, seinem eigenen Sohn niedergestochen, Artus selbst hat sich in die Jagd nach dem Gral verrannt, und von den einstigen Idealen abgewandt. Die Ritter geben sich dem Suff hin, einzig Lancelot versucht die Ordnung aufrecht zu halten. Doch als er zusammen mit Gwyn die Feste verlässt, brechen dunkle Zeiten auf Camelot an.
Währenddessen macht sich Gwyn, der inzwischen akzeptiert hat, dass er der letzte Nachfahre des Königs der Fischer und damit der legitime Hüter des Grals und der Lanze des Longinus ist, auf die Suche nach seiner Vergangenheit. In einer Feste stößt er auf eine seit vierzehn Jahren gefangen gehaltene Frau und erkennt in dieser seine Tante. Doch das Glück endlich eine Verbindung zu seiner Familie gefunden zu haben wird nur zu bald getrübt. Mordred heftet sich auf seine Fersen, sein Einhornamulett kommt ihm abhanden. Kann es noch schlimmer kommen? Nach Camelot zurückgekehrt wird nicht nur sein Freund Rowan für den vermeintlichen Mord an seinem Vater verhaftet, und auch Gwyn soll am Galgen baumeln, findet man doch Artus Enkelin mit Gwyns Schwert erschlagen im Burghof ...
Boten die ersten beiden Romane doch eher flache Kost, so entwickelt sich Gwyndolyn und seine Umgebung im dritten Band der Reihe zum ersten mal wirklich deutlich. Das Bild des unfehlbaren Artus bricht in sich zusammen, Camelot und alles wofür es steht fällt, die einstige Zierde der Christenheit verkommt zu einem Zusammenschluss von Säufern und Rabauken. Diese Entwicklung wird leider lediglich angerissen, für eine detailreichere Darstellung des äußerlichen Zerfalls der Feste und ihrer Bewohner die nur den inneren Wertewandel widerspiegelt ist in dem recht kurzen Text kein Platz. Dies ist zu bedauern, da gerade diese Entwicklung, die das zyklische auf- und ab von Zivilisationen, von Herrschern und Reichen verdeutlicht gerade auch für die Zielgruppe der jungen Leser interessant wäre.
Den wenigen Platz nutzt Schwindt stattdessen dafür, Gwyn voranzubringen. Von dem jungen Bauern, der mit staunenden Augen die Ritter und ihre Festen bestaunt hat ist nicht viel übrig geblieben. Die Realität, der ständige Zwist der Ritter untereinander, die Missgunst und die Geltungssucht der vermeintlichen Lichtgestalten hat einer ernüchternden Realität platz gemacht. Immer wieder stößt Gwyn bei seinen Reisen durch das Land auf Missbrauch der armen Landbevölkerung, auf Despoten und Ungerechtigkeit. Und Gwyn nimmt aktiv Stellung, ergreift Partei für die Unterdrückten und damit auch Verantwortung. Er akzeptiert, dass er als Fischerkönig entscheidend im kommenden Kampf um die Zukunft Englands eingreifen muss und wird, fühlt sich hier zwar überfordert, nimmt aber nicht länger vor seinem Schicksal Reißaus. Diese Entwicklung wurde diesmal, verpackt in eine muntere Rahmenhandlung sauber und nachvollziehbar herausgearbeitet. Dennoch stößt der Plot an seine Grenzen. Es wird Zeit, dass Schwindt seine Handlung vorantreibt und das ständig im Hintergrund angedeutete Finale präsentiert. Letztlich passiert in jedem Roman zu wenig, um den Leser noch viel länger bei der Stange zu halten.
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