Könige der ersten Nacht (Autor: Bernhard Hennen)
 
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Könige der ersten Nacht von Bernhard Hennen

Rezension von Christel Scheja

 

Auch wenn das Titelbild es suggerieren mag, „Könige der ersten Nacht“ ist weder ein Fantasy-Roman aus der Feder Bernhard Hennens, noch eine Neuerscheinung, sondern nur eine überarbeitete Neuauflage. Der historische Roman erschien bereits 1999 bei Rütten & Loening und 2003 im Bastei-Verlag.

Zu den großen christlichen Reliquien des Abendlandes gehören neben dem Grabtuch von Turin auch die Gebeine der Heiligen Drei Könige im Dom zu Köln. Allerdings befanden sich diese nicht schon immer in dieser Stadt, sondern kamen erst im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts an den Rhein.

 

Im Winter 1189 ist der arme Ritter und Minnesänger Hartman von Ouwe auf dem Weg nach Köln und froh darüber, die Nacht auf Gut Waldeck verbringen zu können, auch wenn es ihm zunächst nicht gut bekommt, da der geheimnisvolle Besitzer Ingerimm ein rechter Wüterich zu sein scheint.

Aber als die beiden alleine sind, vertraut ihm der alte Mann, der immer eine Maske trägt ein Geheimnis an, welches das Ziel des Reisenden, der eigentlich am Schrein der „Heiligen Drei Könige“ beten und sich dann dem Kreuzzug Friedrich Barbarossas anschließen will in einem anderen Licht erscheinen lässt. Denn Ingerimm weiß sehr genau, unter welchen Umständen die Reliquien gut ein Vierteljahrhundert zuvor nach Köln kamen.

Bei der Belagerung von Mailand im Jahr 1162 hat Friedrich Barbarossa nicht nur den Wunsch, die mächtige Stadt in die Knie zu zwingen, er will auch einen großen Kirchenschatz an sich bringen – die Gebeine der „Drei Heiligen Könige“, die dem neugeborenen Christus Geschenke brachten.

Fürsterzbischof Reinald von Dassel soll die Reliquien sicher nach Köln bringen lassen. Dieser betreut die jungen und aufstrebenden Ritter Rother, Anno, Ludwig und Heinrich mit der Aufgabe. Allerdings ist diese nicht ganz so einfach zu erfüllen wie gedacht, denn bei der Bergung der Gebeine gibt es eine große Überraschung. Ehe sie sich versehen sind die jungen Männer auf einer gefährlichen Queste, die sie nach Konstantinopel und bis ins Heilige Land führen, nicht ahnend, dass sie dort auf ein noch gefährlicheres Geheimnis treffen werden, dass die ganze Christenheit erschüttern könnte.

 

Man merkt, dass Bernhard Hennen im Genre der Abenteuergeschichten zu Hause ist, egal, ob sie nun im historischen oder einem phantastischen Umfeld spielen. Er weiß nämlich genau, welche Figuren und Charakterkonstellationen er aufbauen muss, wie viel Drama, Entwicklung und auch Liebe von Nöten sind, und in wie weit der entsprechende Lokalkolorit stimmen muss.

Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass er sich bekannter Handlungsmuster und –Elemente bedient, viele Gestalten eher archetypisch sind und nicht unbedingt Leben entwickeln oder auch Klischees bedient werden, die man aus genügend anderen Mittelalterromanen kennt, sei es nun die willige Magd, die jugendlichen Ritter voller Selbstzweifel oder der Erzbischof, der weniger Kirchenmann als Machtmensch und Politiker ist.

„Könige der ersten Nacht“ ist flüssig geschrieben, besitzt keine Längen und wartet immer dann mit einer überraschenden Wendung auf, wenn die ansonsten geradlinige Handlung an Kraft verliert.

Zudem hat er genug recherchiert, um seine Ideen zu den Gebeinen im Kölner Dom glaubwürdig und ansprechend zu präsentieren und zum Nachdenken anzuregen, da sie durchaus Hand und Fuß haben könnten.

 

Alles in allem geht „Könige der ersten Nacht“ zwar nicht sonderlich in die Tiefe, vermag aber alle Freunde des historischen Abenteuerromans – und jene die es werden wollen – gut zu unterhalten.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418124814f965b9a6
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Buch:

Könige der ersten Nacht

Autor: Bernhard Hennen

Heyne, erschienen November 2010

broschiert, 590 Seiten

Titelbild: Nele Schütz Design, Karte: Andreas Hancock

ISBN-10: 3453533615

ISBN-13: 978-3453533615

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 04.02.2011, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:46, 11521