Kolossia (Autor: Kai Seuthe)
 
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Kolossia von Kai Seuthe

Rezension von Thomas Jeenicke

 

Rezension

Ein Mann wacht in einem seltsamen Ödland auf, ohne sich an etwas anderes als seinen Namen – Bakka – erinnern zu können. Mehr noch: Versucht er auch nur, sich seine Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen, durchzuckt ihn schier unerträglicher Schmerz und verhindert alles weitere Nachgrübeln in diese Richtung. Merkt der Leser, der Bakka auf der Suche nach seiner Identität durch Kai Seuthes zweiteiliges Roman-Debüt begleitet, hier schon, dass er es nicht mit einer gewöhnlichen Gedächtnisverlust-Geschichte zu tun hat, so eröffnet sich ihm bald vollends Kolossias phantastische Dimension (man verzeihe dem Rezensenten das Wortspiel).

Bakka begegnet einem jener gigantischen, mehr oder weniger humanoiden Wesen, die das Land durchstreifen: einem Koloss. Widerwillig muss Bakka erfahren, dass er mit diesem Koloss auf Gedeih und Verderb verbunden ist. Er ist jetzt der »Elavi« des enormen Riesen, damit sein Herr und Meister, aber zugleich auch sein Hüter und, flapsig gesagt, Pfleger.

 

Mit seinem Koloss und einem weiteren Begleiter namens Remsin (ebenfalls ein Mann, dessen Vergangenheit im Dunkeln liegt, allerdings deshalb, weil er sich darüber ausschweigt) macht er sich auf, seine Erinnerungen wiederzuerlangen. Inzwischen hat Bakka die Ursache seiner Amnesie herausgefunden: Ihm wurde ein »Zuchtmal« eingepflanzt – jene fragwürdige Strafe, die für welche realen oder vermeintlichen Missetaten auch immer, von den göttergleichen »Deluden«, den mysteriösen Herren der Welt, verhängt wird. Doch es gibt eine Stadt, in der dieses Zuchtmal entfernt werden kann. Sie ist Bakkas erstes Ziel. Das zweite: Rache an den Deluden, die ihm das angetan haben.

 

Die Fantasy-Welt, durch die Kai Seuthe seine Figuren wandern lässt, kommt ganz ohne die bekannten Versatzstücke aus wie Elfen, Orks und Zauberer (oder alternativ Vampire, Werwölfe und Hexen). Nein, hier weicht der Autor erfrischend ab von dem üblichen Einheitsbrei. Auch seine Figuren bedienen kaum die gängigen Stereotypen. Zwar gibt es einige wenige durch und durch unsympathische Charaktere, aber ansonsten vermeidet Seuthe Schwarzweiß-Malerei. Bei all den übernatürlichen Kräften, die manche seiner Protagonisten haben mögen, erweisen sie sich doch als sehr menschlich: sie wollen generell das Gute, scheitern aber allzu oft an ihren eigenen Schwächen. Dem Leser entfaltet sich eine gedankenanregende Geschichte über Macht und Verantwortung, die jedoch niemals ins seminar- oder predigerhafte abzugleiten droht.

 

Dass Seuthe vielleicht nicht der allergrößte Stilist sein mag, hindert nicht am Genuss der beiden Romane; sie sind auch so spannend erzählt. An einigen wenigen Stellen vermisst man die Arbeit eines professionellen Lektorats, aber auch das fällt letztlich nicht ins Gewicht. Unangenehmer ist dagegen eine gewisse Langatmigkeit an manchen Stellen des ersten Teils; hier hätte ruhig ein bisschen gestrafft werden können. Wer sich aber davon nicht abschrecken lässt, den erwartet im zweiten Teil eine desto rasantere Handlung und ein wahrlich episches Geschehen, hängt doch das Schicksal der gesamten Menschheit plötzlich in der Schwebe. Auch ist dort, im zweiten Roman, die Erzähltechnik, mit häufigeren Perspektivwechseln and Rückblenden, wesentlich komplexer. Ein wenig ist es, als würde man bei der Lektüre dem Jungautor Seuthe beim Wachsen zusehen können. Am Ende schließlich wird man die Bücher zufrieden zur Seite legen und auf mehr hoffen. Ich jedenfalls würde mich freuen, erneut ein umfangreiches Werk aus gleicher Feder lesen zu dürfen.

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Buch:

Kolossia

Autor: Kai Seuthe

 

Band 1: Die Suche nach dem Ich

AAVAA Verlag, August 2013

Taschenbuch, 311 Seiten

 

ISBN-10: 3845908068

ISBN-13: 978-3845908069

 

Erhältlich als Buch bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00ECC6CAO

 

Erhältlich als Buch bei: Amazon Kindle-Edition

 

Band 2: Der Sinn im Sein

AAVAA Verlag, August 2013

Taschenbuch, 223 Seiten

 

ISBN-10: 3845908106

ISBN-13: 978-3845908106

 

Erhältlich als Buch bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00FJ8XOH4

 

Erhältlich als Buch bei: Amazon Kindle-Edition

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425091700cc5d9031
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Erstellt: 06.04.2014, zuletzt aktualisiert: 24.02.2024 19:28, 13501