Was einstmals als Kurzgeschichtensammlung begann, ist inzwischen zu einem eigenen Universum geworden, in dem Comics, eine Romanserie, ein Computerspiel und sogar eine Streamingserie ihren Platz gefunden haben. Das ist Grund genug für Andrzej Sapkowski noch einmal zu seinem Helden zurück zu kehren und in Kreuzweg der Raben dessen Vorgeschichte zu erzählen.
Geralt hat gerade erst seine Ausbildung hinter sich und gerät gleich in Schwierigkeiten, weil er unschuldige Reisende gegen Wegelagerer verteidigt und deswegen einen Menschen tötet, etwas, was ihm eigentlich verboten ist. Das bringt nicht nur die Obrigkeit gegen ihn auf, sondern macht auch einen anderen Hexer auf ihn aufmerksam.
Preston Holt nimmt ihn unter seine Fittiche und bringt ihm eine Menge bei, doch durch ihn gerät der junge Mann auch in ein Nest aus Lügen und Intrigen, die all das gefähren, was ihm lieb, teuer und wichtig ist.
Wie auch schon in den Kurzgeschichten und der fünfteiligen Romanreihe bietet der Autor eine interessante Fantasywelt, die zwar alle möglichen fremden Rassen, Kreaturen und Monster bietet, aber dabei immer geerdet bleibt. Der Held mag große Taten begehen, aber anders als in epischen Geschichten wird ihm nicht gedankt – das ist auch wieder sehr gut in dieser Geschichte zu sehen.
Zwar nehmen Dorfbewohner und Adlige gerne schon einmal Hexer in ihre Dienste um Monster los zu werden oder Flüche zu brechen, aber gemocht werden sich in bestimmten Gebieten nicht. Warum dem so ist, verrät dieses Buch, in dem der junge Geralt sich seine ersten Sporen verdient.
Man merkt, dass er noch sichtlich unerfahren ist, aber auch seine Ideale hat. Viel gerissener und dadurch auch interessanter ist sein Mentor Preston Holt, durch den er nach und nach mehr über Geschehnisse vor seiner Geburt erfährt, die auch Auswirkungen auf ihn haben. Trotz seiner besonderen körperlichen und magischen Kräfte ist er absolut kein Superheld und muss auch einiges einstecken.
Der Roman wird auf die für den Autoren so typische distanzierte Weise mit sarkastischen Untertönen erzählt, bietet lebendige Figuren mit Ecken und Kanten, die dafür sorgen, dass die Handlung niemals langweilig wird und immer nachvollziehbar bleibt.
Und auch Neueinsteiger werden ihren Spaß haben können, wenngleich man an einigen Stellen merkt, dass der Autor den ein oder anderen Rückbezug zu den Romanen als »Aha«-Effekt für die altgedienten Fans einbaut.