Reihe: Mortal Engines Band 1
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Niemand hatte mit einem Attentat gerechnet. Als das Mädchen mit dem Tuch vor dem Gesicht ein Messer zückt, um den Obersten Historiker Londons, Thaddeus Valentine, umzubringen, kann ihm der junge Gehilfe Tom in letzter Sekunde das Leben retten. Er verfolgt das Mädchen, das jedoch durch einen Entsorgungsschacht in die Außenlande entkommt. Dass Valentine, statt seinem Retter zu danken, den Jungen gleich mit hinausstößt, konnte ebenfalls beim besten Willen keiner ahnen …
Damit beginnt Toms abenteuerliche Odyssee durch die Großen Jagdgründe zurück nach London. Begleitet wird er von der unbeirrbaren Hester Shaw, die fest entschlossen ist, den Mord an ihren Eltern zu rächen. Sie treffen auf Sklavenhändler und Piraten, werden von einem halbmenschlichen Kopfgeldjäger verfolgt und von einer Aeronautin namens Anna Fang gerettet. Und all das, während Valentine plant, mittels einer Superwaffe aus dem Sechzig-Minuten-Krieg die Feinde der fahrenden Städte zu vernichten …
Rezension:
Pünktlich zum Kinostart der Verfilmung von Christian Rivers brachte FISCHER Tor den ersten Band der insgesamt achtbändigen Science-Fiction Jugendbuchreihe Mortal Engines auf Deutsch heraus. Krieg der Städte erschien im Original bereits 2001. Philip Reeve dürfte dem deutschen Lesepublikum aber bereits durch andere Jugendbücher wie Lerchenlicht bekannt sein.
Tausende Jahre nach dem Untergang der großen Zivilisationen hat sich das Antlitz der Erde verändert. Die Menschen leben auf sich fortbewegenden Städten, die sich in Anlehnung an die biologische Evolution, voneinander nähren, Städtedarwinismus genannt. Das heißt, größere Städte jagen kleinere Ortschaften, nehmen sie auseinander, versklaven die Bewohner. Im besten Fall. Oft endet die Auslöschung einer Ortschaft auch mit dem Tod ihrer Bevölkerung.
Die Traktionsstadt London hat schon bessere Zeiten gesehen. Im ausgetrockneten Bett der Nordsee findet sie kaum noch Dörfer zum Einverleiben. Seit zehn Jahren versteckt sie sich vor den größeren Städten, denn inzwischen sind kaum noch bewegliche Städte vorhanden.
Tom ist Waise und Dritter Gehilfe der Historikergilde. Das ist im gesellschaftlichen Leben Londons zwar nicht ganz unten, aber doch deutlich unter der herrschenden Elite um den Bürgermeister und der Ingenieursgilde. Durch Zufall ist er dabei, als auf seinen großen Abenteuer-Held Thaddeus Valentine ein Attentat verübt wird. Doch der verdankt es dem Jungen übel und stößt ihn hinter der Attentäterin über Bord in den Schlamm des ehemaligen Nordseegrundes.
Wohl oder über muss sich Tom mit der jungen Frau verbünden, wenn er fernab jeglicher Nahrung und Unterkunft überleben will. Und er erfährt von dem stark verunstalteten Mädchen bald mehr über London, den Städtedarwinismus und Thaddeus Valentine, als er sich je hätte vorstellen können …
Philip Reeve erzählt in der Übersetzung durch Gesine Schröder und Nadine Püschel in einem recht einfach gehaltenem Stil von den Abenteuern, die Tom mit Hester zusammen erlebt. In einem zweiten Handlungsstrang verfolgen wir, wie Katherine, die Tochter von Valentine, nach und nach die Wahrheit über ihren Vater und ihr eigenen, behütetes Leben herausfindet.
Die großen Veränderungen im Leben der drei Jugendlichen gehen einher mit einer großen gesellschaftlichen Veränderung. Das System der sich jagenden Städte steht wirtschaftlich vor dem Ende. London will in die Gegend hinter dem Wall einbrechen, denn dort blühen stationäre Städte. Leichte Beute für ein London, dessen Elite auf keinem Fall etwas verändern will und hofft, ewig so weitermachen zu können wie bisher.
Das Konfliktpotential besitzt riesige Ausmaße. Garniert mit einem Rätsel aus der Vergangenheit, bizarren Experimenten und ein klein wenig Romantik besitzt »Krieg der Städte« eigentlich alles für eine erfolgreiche Jugendreihe. Allerdings reizt Reeve zumindest in diesem ersten Band die Möglichkeiten des Settings kaum aus. Die schnelle Action verhindert ein intensiveres Umschauen. Selbst die Figurenzeichnungen bleiben oberflächlich, interessante Charaktere haben so keine Chance, sich zu entfalten.
Fazit:
Mit »Krieg der Städte« beginnt Philip Reeve seine rasante Jugendbuchreihe um die »Mortal Engines« mit jeder Menge Action und Abenteuer.