Kurzer Prozess – Righteous Kill (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Kurzer Prozess – Righteous Kill (DVD)

Filmkritik von Olaf Kieser

 

Rezension:

Robert De Niro und Al Pacino sind zwei der anerkanntermaßen besten Schauspieler ihrer Generation. Sie sind Galionsfiguren des neuen Hollywood-Kinos, das sich in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts etablierte. Beide haben sich unter Filmfans weltweit einen herausragenden Ruf und große Beliebtheit erarbeitet. Und das mit Recht! Viele der Filme, in denen sie mitwirkten, sind Klassiker und Meisterwerke (Taxi Driver, Casino, Scarface, Die Pate-Triologie, Der Duft der Frauen“, Heat, . . .). Aus irgendeinem Grund trafen diese beiden Schauspiel-Titanen lange Zeit jedoch nie auf der Leinwand aufeinander. Zwar spielten beide in Coppolas Der Pate Teil 2 mit, dort hatten sie aber keine gemeinsame Szene. Das schaffte 1995 erst Michael Mann in seinem Meisterwerk „Heat“. In der legendären Coffeeshop-Szene trafen De Niro und Pacino das erste Mal direkt aufeinander und ein weiteres Mal beim spektakulären Showdown am Flughafen. Nun, über 13 Jahre später, spielen De Niro und Pacino in Kurzer Prozess erneut zusammen in einem Film, dieses Mal sind sie jedoch in fast jeder Szene zusammen zu sehen. Wird „Kurzer Prozess“ also ebenso in die Filmgeschichte eingehen wie „Heat“?

 

Die beiden New Yorker Cops Turk (De Niro) und Rooster (Pacino) sind harte, erfahrene Polizeibeamte, die seit Jahren das Verbrechen der Stadt bekämpfen. Nicht immer ist ihr Kampf von Erfolg gekrönt, selbst dann nicht, wenn sie die Schuldigen verhaftet haben. Da gibt es ja noch die blöden Gerichtsverhandlungen, bei denen sich so mancher Schurke wie ein Wurm herauswindet und freigesprochen wird. Das geht den beiden erfahrenen Cops ganz gewaltig auf die Nerven. Einem Kinderschänder, der freigesprochen wird, schieben sie dann schon mal eine Mordwaffe aus einem anderen Fall unter. Der Pädophile wandert so für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, in den Knast. Für Turk und Rooster stellt das eine Art von ausgleichender Gerechtigkeit dar. Der Kerl gehört schließlich hinter Gitter! Als ein Serienmörder damit beginnt, Kriminelle zu töten, stößt das nicht gerade auf Ablehnung bei den beiden Cops. „Der Kerl verdient ´nen Orden!“, findet Rooster. Natürlich müssen sie dann doch ermitteln, Selbstjustiz geht halt nicht. Bald deutet einiges darauf hin, dass der Täter ein Polizist sein könnte. Die jüngeren Kollegen Perez (Leguizamo) und Riley (Wahlberg), beide ehrgeizig und extrem begierig, sich zu profilieren, verdächtigen dann auch bald Turk. Auch Turks masochistisch veranlagte Freundin Karen (Gugion) stößt, wenn sie sich nicht gerade hart rannehmen lässt, durch ihre Arbeit bei der Spurensicherung auf einige beunruhigende Zusammenhänge. Turk und Rooster kannten alle Opfer. Polizisten in New York sind aber sehr beschäftigt. So wollen Turk und Rooster nebenher noch den Dealer Spider (50 Cent) mit Hilfe einer von ihnen beim Drogenkauf überraschten Anwältin (Glover) überführen. Der erste Einsatz scheitert dramatisch. Bei einem Zweiten Versuch eskaliert eine verdeckte Operation schließlich in Spiders Club. Der Mörder ist nämlich auch da. Und er hat eigene Vorstellungen, was Spider angeht.

 

Die Erwartungshaltung für „Kurzer Prozess“ ist durch die Besetzung der Hauptrollen so enorm, dass sie eigentlich nicht erfüllt werden kann. Hier liegen Fluch und Segen dicht beieinander. Handwerklich betrachtet ist der Film ein solider Mainstream-Copthriller. Man kann die Frustration der Polizisten nachvollziehen, wenn ihre Arbeit kaum Früchte trägt. Tiefe Einblicke in die Polizeiarbeit findet man jedoch eher nicht. Spannung und Unterhaltung stehen eindeutig im Vordergrund und nicht die Aufdeckung von Missständen in den Reihen der Polizei oder gar ein analytischer Blick in die Psyche von Polizisten. Die Cops sind weitgehend Stereotype Gestalten: Aggressiv, hart, immer auf der Suche nach Gegnern. Das Vokabular ist folgerichtig oft aggressiv-sexistisch. Regisseur Avnet raubt seinem Film einen Teil seiner Spannung. Zu früh wird durch die Inszenierung klar, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen und es bestimmt am Ende eine total unerwartete Wendung gibt. Ob das nötig war? Hier hätte es eines versierten Regisseurs samt besseren Drehbuches bedurft. Dennoch findet man eine Reihe von spannenden und unterhaltsamen Szenen. So ist der erste Versuch Spider zu verhaften spannend geraten. Auch die Szene, in der Turk die Anwältin erwischt ist von Unterhaltungswert. Dazu gibt es noch einige kernige Sprüche.

 

Was den Film sehenswert macht sind die Darsteller, besonders De Niro und Pacino. Beide spielen schon länger Polizisten, als die meisten tatsächlich in diesem Beruf arbeiten. Sie scheinen sichtlich Spaß bei der gemeinsamen Arbeit gehabt zu haben. Es gelingt ihnen, die Vertrautheit ihrer Figuren glaubwürdig darzustellen. Beide Stars legen hier eine routinierte Leistung hin, die Spaß beim Zuschauen macht. Auch die Nebendarsteller machen ihre Sache insgesamt ordentlich. So überzeugt 50 Cent fast zwangsläufig als dealender Clubbesitzer. Da wurde jemand richtig besetzt. Ein paar lobende Worte sollen auch zu der eher unbekannten Trilby Glover gesagt werden, die in ihrer kleinen Rolle als Anwältin gefällt. Sie ist ein echter Hingucker, den man gerne mehr gesehen hätte. Blass bleiben dagegen Gugion, Wahlberg und Leguizamo. Ihre Figuren sind einfach zu oberflächlich und eindimensional, um viel daraus machen zu können. Dennehy als Boss von Turk und Rooster zu besetzen, ist natürlich ein sicherer Griff.

 

Ton und Bild der DVD sind einwandfrei. Die Extras bewegen vom Niveau im oberen Durchschnitt. Es gibt einen Audiokommentar. Das Making of ist nicht so ergiebig, wird hier doch eigentlich nur ein Loblied auf De Niro und Pacino gesungen. Besser ist dagegen ein anderes Extra. In „Die dunkle Seite der Polizei“ geht es um kriminelle und korrupte Polizisten. Das ist informativ und auch ein wenig beunruhigend. Positiv ist auf jeden Fall auch das Wendecover. Damit kann man die seit einiger Zeit übertrieben deutliche Altersfreigabe vorne auf dem DVD-Cover dezent nach innen kehren.

 

Fazit:

Insgesamt ist „Kurzer Prozess“ ein solider, durchaus unterhaltsamer Vertreter seines Genres. Einige inhaltliche und inszenatorische Schwächen mindern das Vergnügen und die Spannung aber. Die Leistung des Ensembles entschädigt jedoch dafür und unterhält beim Zuschauen. Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: Ja, „Kurzer Prozess“ wird seinen Platz in der Filmgeschichte finden, dies verdankt er aber ausschließlich dem Schauspieltitanen-Duo Robert De Niro und Al Pacino.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403280812370ef75160
Platzhalter

DVD:

Kurzer Prozess – Righteous Kill

USA 2008

Regisseur: Jon Avnet

Drehbuch: Russell Gewirtz

Musik: Edward Shearmur

Bildformat: 2,35:1 (Anamorph)

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 97 Minuten

Kinowelt, 3. Juli 2009

Tonformat:e: Deutsch. Dolby Digital 5.1, DTS 5.1; Englisch: Dolby Digital 5.1

FSK: 16

Extras: Audiokommentar von Jon Avnet, Making of, Die dunkle Seite der Polizei, „Righteous Kill“-Premiere, TV-Spots, Fotogalerie, Trailer, Wendecover

 

ASIN: B0023ZJP9W

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Robert De Niro

Al Pacino

Curtis „50 Cent“ Jackson

Carla Gugion

Donnie Wahlberg

Tribly Glover

John Leguizamo

Brian Dennehy


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 05.09.2009, zuletzt aktualisiert: 01.07.2023 17:33, 9142