Reihe: Mark Brandis 21 und 22
Hörspiel
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Eigentlich möchte Commander Mark Brandis sich mit seiner Frau bei einem Ausflug in den tropischen Regenwald Venezuelas fernab der modernen Zivilisation von den vergangenen Strapazen entspannen. Doch dann wird Ruth von einem Insekt gestochen und erleidet einen schweren allergischen Schock. Mit knapper Not gelingt es dem Commander, sie rechtzeitig zu einer Krankenstation zu bringen, wo sie in ein künstliches Koma versetzt wird. Doch Mark Brandis bleibt keine Verschnaufpause, denn Verbrecher scheinen einen biologischen Kampfstoff in ihre Gewalt gebracht zu haben. Zu allem Überfluss deuten Indizien darauf hin, dass Dr. Nathan West, der Halbbruder des Commanders, in die Angelegenheit verwickelt ist.
„Lautlose Bombe“ wurde von Interplanar als Doppelfolge auf 2 CDs realisiert. Allerdings weist die Adaption nur eine Gesamtlaufzeit von etwas mehr als 100 Minuten auf, wobei die zweite CD nur eine Dreiviertelstunde dauert. Hier hätte die vielschichtige Vorlage durchaus mehr Stoff für eine längere Laufzeit und damit für mehr Unterhaltung geboten.
Auch wenn man über die Quantität meckern kann, gilt das für die hohe gebotene Qualität nicht. Das beginnt bereits bei dem sorgfältig gestalteten Soundteppich, der die Handlung begleitet. So sorgen etwa perfekt gestaltete Hintergrundgeräusche dafür, dass Hörer in die jeweilige Situation regelrecht eintauchen. Am Anfang wird beispielsweise die Dschungelkulisse durch Vogelrufe, das Sirren eines Moskitos, knackende Äste und das Geräusch von Schritten auf feuchten Boden zum Leben erweckt. Zudem kann die Musik überzeugen, die harmonisch eingesetzt wird. Mal unterstreicht sie durch drängende Rhythmen Actionszenen, dann wieder untermalt sie mit melancholischen Klängen die Handlung. Dabei wird auch das bekannte Grundthema der Reihe geschickt variiert.
Selbst nach 35 Jahren – so alt ist die Romanvorlage Nikolai von Michalewsky – wirkt die Story, die sich erst nach und nach entfaltet, ausgesprochen aktuell und überhaupt nicht angestaubt oder eindimensional. Dazu passt die Gestaltung der Hauptfigur Mark Brandis, die sich schon seit den letzten Folgen erkennbar am Rande des Zusammenbruchs befindet und eben nicht als strahlender Held auftritt.
Die überzeugende Darstellung dieses Charakters wird einmal mehr durch eine Glanzleistung des erfahrenen Sprechers Michael Lott ermöglicht, der schon Hollywoodgrößen wie Ken Watanabe und James Spader synchronisierte. Der mit dem Deutschen Preis für Synchron ausgezeichnete Sprecher zeigt Mark Brandis angeschlagen, zerrissen und verletzlich. So wird verständlich, warum sich der Commander angesichts persönlichen und globalen Problemen in den Alkohol flüchtet. Auch die anderen Sprecher agieren gewohnt gut. Das gilt sowohl für altbekannte als auch neue Sprecher. Von Letzteren weiß vor allem Andreas Müller zu gefallen. Er verleiht seiner Figur Milosch Stojka eine stimmige fremdartige Aura.
Der erste Teil des Hörspiels wirkt teilweise etwas behäbig und entwickelt primär die Grundsituation und die Figur von Mark Brandis. Dafür bietet die zweite Folge mehr Action. Das reicht von unerwarteten Wendungen bis zum finalen Showdown, bei dem die Freisetzung des Virus droht. Dabei kommen allerdings – wie es öfter bei der Serie der Fall ist – auch ethische Fragestellungen nicht zu kurz und verleihen der Handlung Tiefe.
Fazit:
„Lautlose Bombe“ ist eine zwar etwas kurz geratene und im ersten Teil nicht ganz so temporeiche, insgesamt aber doch gewohnt hochwertige Folge der Erfolgsproduktion „Mark Brandis“, die durch eine tolle Umsetzung, hervorragende Sprecher und Sounds sowie eine aktuelle Thematik nicht nur Science-Fiction-Fans überzeugen kann.
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