Lebenssonden (Autor: Michael McCollum)
 
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Lebenssonden von Michael McCollum

Rezension von Peter Sperling

 

Klappentext:

Gegen Ende des 21. Jahrhunderts tritt ein extraterrestrisches Objekt in den Orbit um die Erde ein – eine sogenannte Lebenssonde, die von einer jahrtausendealten Spezies ausgesandt wurde, um mit anderen Zivilisationen Kontakt aufzunehmen. Doch die Erde gleicht politisch und militärisch einem Pulverfass – und die Expedition, die gestartet wird, um zu dem Heimatplaneten der Außerirdischen zu gelangen, droht in eine Katastrophe zu münden...

 

Das vorliegende Taschenbuch vereint die Romane „Sonde 53935“ und „Planetensystem Procyon“ von 1983 und 1985 in einer Neuausgabe. Soviel Mühe sich der Autor als studierter Raumfahrtingenieur mit einem zumindest denkbaren Design der beschriebenen Raumschiffe macht, so gleichgültig ist das dem Verlag bei der Umschlaggestaltung, die keinen Bezug auf den Roman nimmt, sondern ein willkürlich gewähltes Bild mit „irgendeinem Bezug zu Raumschiffen und so...“. Auch der Klappentext hat nur wenig mit dem Inhalt zu tun.

 

Beginnt man dann zu lesen, breitet McCollum die Geschichte eines unbemannten Raumschiffes, das mit einer künstlichen Intelligenz versehen ist, vor dem Leser aus. Diese Sonde, die von einer alten Zivilisation, den Schöpfern, gesandt wurde, hat den Auftrag eine Zivilisation zu finden, die das Rätsel der Überlichtreise bereits gelöst hat. Die Überlichtreise ist für die Schöpfer lebenswichtig, da sie ihr Planetensystem verlassen müssen, weil alle notwendigen Rohstoffe darin in absehbarer Zeit aufgebraucht sein werden. Diese Reise ist ohne die Kenntnis des Überlichtantriebs aber undurchführbar.

Als die Sonde die Vereinten Nationen bittet, in die Erdumlaufbahn einzutreten, hat die Menschheit das Rätsel zwar noch nicht nicht gelöst, aber auf ihrer Reise hat die Sonde im Sternensystem Procyon ein Indiz für die Existenz dieser Technologie entdeckt. Da die Sonde dieses System aber mit ihren Treibstoffvorräten nicht mehr erreichen kann, bittet sie die Menschheit um Hilfe. Als Bezahlung bietet sie das komplette Wissen der Schöpfer. Die Vereinten Nationen haben jetzt in Anbetracht der vielen politischen Konflikte mehr als genug zu tun, um ihre Antwort auf dieses Angebot zu formulieren.

Noch während der Verhandlungen wird die Sonde von Raumschiffen der Panafrikanischen Union beschädigt. Dabei gehen wichtige Daten verloren und die künstliche Intelligenz, die die Sonde steuert, wird zerstört. Übrig ist nur noch ein Unterprogramm der KI, das allerdings auf die Koordinaten des Heimatsystems der Schöpfer keinen Zugriff hat. Die Erde beschließt dennoch, eine Expedition nach Procyon zu starten, deren ungewisser Ausgang über die sowieso schon vorhandenen Probleme noch durch den politischen und gesellschaftlichen Wankelmut der Erdbevölkerung im Verlauf der auf 300 Jahre

Dauer veranschlagten Expedition zusätzlich gefährdet wird.

 

Die Zusammenfassung der beiden Romane „Sonde 53935“ und „Planetensystem Procyon“ in einem Band ist eine runde Sache, da nach dem Lesen von „Sonde 53935“ die Spannung so hoch ist, dass nur nach der Fortführung der Geschichte ein befriedigendes Gefühl zurückbleiben kann. Lediglich die im zweiten Teil immer wieder vorkommenden kurzen Erklärungen der Handlung des ersten Teils stören den Lesefluss etwas, ansonsten ist das Buch unheimlich flüssig geschrieben, es ist stets spannend und an ein Aufhören ist kaum zu denken!

Besonders interessant erschien mir die Idee, die Entwicklung der Menschheit von außen, aus den Augen der Sonde zu betrachten. Das dabei entstandene Bild ist sehr schmeichelhaft für die Erde, hätte aber auch anders aussehen können.

McCollum stellt die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse stark vereinfacht, fast schon modellhaft dar. Diese Vorgehensweise zieht er bis auf die Ebene einzelner Figuren durch, so dass diese prototypisch und klischeehaft wirken. Das muss aber nicht negativ gesehen werden. Zur Betrachtung einer hypothetischen Konfrontation der Menschen mit einer solchen Situation und deren Beobachtung über mehrere Jahrhunderte innerhalb eines Romans ist das wohl unumgänglich und die einzige Möglichkeit, dem Leser einen Überblick zu erhalten. Trotz dieser Reduktionen beinhaltet der Roman eine reichhaltige Umschau unter verschiedenen soziologischen, technischen und weltanschaulichen Konzepten, deren bekannte Entwicklung McCollum in seinem Werk über unsere Zeit hinaus fortführt. Dabei unterhält er erstens blendend und trägt zweites einige Überlegungen zur Science Fiction im Sinne einer Zukunftsforschung bei. Teilweise könnte man denken, der Roman sei als Anleitung für ein Raumfahrtprogramm zur Ausbreitung der Menschheit in der Galaxis verwendbar. Dass McCollum am Ende aber die wissenschaftlichen Grundlagen der Reise mit Überlichtgeschwindigkeit erklärt, ist unnötig und die Erklärung selbst wirkt fast schon esoterisch.

 

Fazit:

Ob McCollum ein bisschen mehr Gewicht auf den Menschen als Individuum hätte legen können, ist als Frage berechtigt. Daran, dass es sich bei „Lebenssonden“ um eine außergewöhnlich dichte und fesselnde Geschichte handelt, ändert sie aber nichts. „Lebenssonden“ sollte man lesen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404251703210a8e4f4b
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Lebenssonden

Autor: Michael McCollum

Broschiert: 748 Seiten

Verlag: Heyne; Auflage: 1 (August 2006)

Sprache: Deutsch

ISBN: 3453522052

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 20.09.2006, zuletzt aktualisiert: 25.01.2021 19:05, 2762