Legendary (PC)
 
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Legendary (PC)

Rezension von Cronn

 

Während über mir der Riese, bestehend aus Abertausenden von Schrottteilen, als Golem durch die Straßen stampft und den Putz von der Decke rieseln lässt, befinde ich mich in den grün schimmernden Abfallkanälen und Abwasser-Schächten der Mega-City und bestaune den hier unten gar nicht mehr so frisch wirkenden Big-Apple, wie die Stadt New York auch genannt wird.

Um mich herum schappt das Abwasser träge gegen die Wände, an denen Rinnsale herabfließen. Sie kommen von einem Schacht in der Wand, in dem sich unablässig ein Ventilator dreht. Die Rinnsale sind bei näherer Betrachtung von roter Farbe. Ich muss schlucken, denn ich ahne, dass es sich hierbei um Blut handelt, wie der metallische Geruch mir bestätigt, der sich in dem Raum breit macht.

Papierfetzen werden vom Ventilator in den Raum geblasen und verteilen sich in dem schummrigen Halbdunkel.

Plötzlich rauscht es unter meinen Füßen. Gottlob stehe ich auf einer Metallplattform, die Teil eines Lochblech-Fußwegs ist, den Kanalarbeiter nehmen, um nicht durch die braungrüne Brühe dort unten laufen zu müssen.

Ich blicke nach unten und erstarre. Eine angenagte Leiche taucht aus den Fluten auf, treibt mit aufgeschwemmten Gliedmaßen an der Wasseroberfläche.

Waren Ratten dafür zuständig?

Insgeheim weiß ich, dass dem nicht so sein kann. Und in der Tat: Schon im nächsten Moment werde ich vom wahren Grund für den Zustand des Toten „besucht“.

Mit einem Kreischen bricht die Metallplattform unter mir ein und ich falle hinab ins Wasser. Gottlob nicht auf die Leiche. Als ich wieder klar sehen kann, bemerke ich einen Fangarm aus dicklicher braungrüner Haut, die wie Leder aussieht. Er umwickelt mich und zieht mich zu sich heran.

Panisch schieße ich mit meiner Pumpgun auf den Tentakel. Treffe ein, treffe zwei Mal. Dann lässt mich das Ding los.

Hektisch ziehe ich mich wieder auf den metallischen Gehweg, dessen eine Hälfte nun im Wasser hängt.

Ich bin mir sicher, dass das nicht die einzige Überraschung war, die hier unten auf mich wartet. Und als hätte ich es vorausgesagt, höre ich ein geisterhaftes Lachen und sehe, wie eine schwere Kiste wie von Geisterhand hochgehoben wird und mir entgegenfliegt.

Nein, allein bin ich hier unten ganz sicher nicht, leider...

 

LEGENDARY heißt der Ego-Shooter von Spark Unlimited, der weltweit von der DVD-Software-Schmiede Activision vertrieben wird. Activision machte zuletzt mit dem Game ALONE IN THE DARK von sich reden, das in einer Neuaufage vorliegt.

Spark Unlimited waren die Entwickler von dem Parallelwelt-Shooter TURNING POINT: FALL OF LIBERTY, der in der Kritik nicht besonders gut wegkam.

Ob sie mit LEGENDARY sich die Kritik zu Herzen genommen haben, soll der nachfolgende Test zeigen.

 

Hintergrund:

Tief im staubigen Keller eines New Yorker Museums liegt das berüchtigtste Artefakt der griechischen Mythologie: die Büchse der Pandora. Als der Kunstdieb Charles Deckard den Auftrag erhält, die Büchse zu stehlen, öffnet er sie aus Versehen und befreit mythische Kreaturen, von denen man bisher dachte, sie seien reine Erfindung. Jetzt beherrschen gigantische Greifen den Himmel, ausgehungerte Werwölfe lauern in den Straßen und Deckard wurde mit einem Siegel gebrandmarkt, welches das Geheimnis zur Rettung der Menschheit birgt. Mit der Unterstützung einer paramilitärischen Geheimtruppe (dem Rat der 98) muss er es schaffen, das Tor zwischen der Realität und der Welt der Mythen zu versiegeln, bevor die Menschheit durch die Zähne und Klauen der Legenden ein grausames Ende findet.

Die Hintergrundgeschichte ist zwar nicht Oscar-reif, zeugt aber doch von genügend Fantasie, dass man stets weiterspielen möchte, um die Wendungen mitzukriegen und am Ende die Büchse der Pandora wieder zu versiegeln.

 

Steuerung und Gameplay:

Die bekannte Steuerung mittels der WASD-Tasten findet auch bei LEGENDARY Anwendung und bringt sich intuitiv ein. Daneben gibt es noch die Verwendung der linken Hand zu beschreiben. Die Linke der Spielfigur Deckard wurde von einem Brandmal der Box gezeichnet. Jetzt ist sie dazu in der Lage, Energie von den getöteten Gegnern zu absorbieren und neu zu verwenden, z.B. um die eigene Lebensenergie aufzufrischen.

Die Idee mit der Hand ist gelungen und bietet eine erfrischende Änderung zu den immergleichen Health-Packs oder der Selbstgenerierung a la den jüngsten „Call of Duty“-Teilen.

Das Waffenarsenal von LEGENDARY ist dagegen konventioneller Natur. Die aus anderen Shootern bekannten Schießprügel finden sich auch hier. Das ist allerdings kein zwingendes Negativum. Auf diese Art und Weise erhält man ein Spielelement, das dem Spieler als „nicht Neu erlernbar“ vorkommt und er sich einfacher in das Spiel reinfindet.

Die Levels sind zumeist streng linear aufgebaut, was manchmal sehr eng wirkt. Gottlob gibt es auch Levels, in denen der Levelschlauch nicht allzu bemerkbar ist, wenn man sich beispielsweise in Außenbereichen aufhält.

Alle Levels sind abwechslungsreich gestaltet, doch dazu mehr im Bereich „Grafik“.

Die Auswahl an Gegnern ist recht unterschiedlich. Zum einen gibt es die bekannten menschlichen Gegner. Aber es sind vor allem die Kreaturen der Büchse, welche LEGENDARY einmalig und interessant vom Gegnerdesign her machen. Da gibt es Greifen, Werwölfe, Kindergeister, einen Schrott-Golem, Minotauren und so weiter. Die Palette an Mythos-Kreaturen ist breit gefächert. Mit Hilfe von Scripten werden die Auftritte der Monster hervorragend in Szene gesetzt. Klasse!

LEGENDARY spielt sich schnell, kompromisslos auf Action getrimmt und damit wie ein waschechter Shooter der alten Schule. Somit gelingt es dem eher konservativen Gameplay auch den Spieler über die gesamte Spieldauer zu unterhalten. LEGENDARY macht Spaß und das ist es schließlich, was unter dem Strich bei einer Spiel-Session herauskommen soll.

 

Grafik und Sound:

LEGENDARY ist in grafischer Hinsicht ein Zwischending. Mal enttäuscht der Detailgrad der Texturen, obgleich die Unreal-3-Engine zum Einsatz kommt. Ein andermal aber ist er dermaßen gelungen, dass sich die Grafik nicht zu verstecken braucht.

Was LEGENDARY sehr gut beherrscht ist der Umgang mit Licht. Egal, ob die Abendsonne zwischen den Bürotürmen von New York City hindurchblinzelt oder Strahlenfächer die Kanalisation in ein dämmeriges Lichtspiel tauchen – stets ist das Lichtmanagement von LEGENDARY über jeden Zweifel erhaben. Besonders die Kanalisationslevel gehören mit zum atmosphärisch Aufgeladensten, was es derzeit im Shooter-Bereich grafisch zu bestaunen gibt.

Der Sound ist mit mal rockigen mal sanften Klängen, sowie einer passenden Geräuschuntermalung ordentlich gelungen und bewegt sich auf gutem Niveau. Einzig die Waffensounds könnten ein wenig wuchtiger klingen.

 

Fazit:

LEGENDARY ist ein klassischer Shooter, der sich mythologischer Elemente bedient. Dabei entsteht eine reizvolle Melange. LEGENDARY ist schnell, unkompliziert und macht über die gesamte Laufzeit hinweg Spaß. Kleinere Springeinlagen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Kern LEGENDARY ein purer Shooter der alten Schule ist. Wenn die Levelstruktur auch oftmals streng linear ist, mag das für den Shooter-Puristen kein Manko darstellen.

Wer einfach mal wieder einen waschechten Shooter spielen will, der mit Scripten den Spieler überrascht und immer wieder durch Gegnerhorden fordert, ist bei LEGENDARY genau richtig.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420101227e27562ac
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Legendary

von Atari

Plattform: Windows XP / Vista

USK-Einstufung: Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG

Erscheinungsdatum: 13. November 2008

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.12.2008, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 7927