Legenden. Das Geheimnis von Otherland (Herausgeber: Robert Silverberg)
 
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Legenden. Das Geheimnis von Otherland hrsg. von Robert Silverberg

Rezension von Christel Scheja

 

Bereits im Frühjahr 2005 erschien der erste Teil der von Robert Silverberg herausgegebenen Geschichtensammlung als "Legenden. Lord John, der magische Pakt" im Piper-Verlag. Damals kamen Autoren wie Diana Gabaldon und George R. R. Martin zu Wort, diesmal sind es Tad Williams, Anne McCaffrey, Raymond E. Feist, Elizabeth Haydon, Neil Gaiman und Terry Brooks. Nach einer kurzen Vorstellung der Universen und Werke des Autors folgt die entsprechende, extra für diesen Band verfasste Kurznovelle.

 

Tad Williams erzählt in "Otherland: Der glücklichste Junge der Welt", wie es mit Orlando, einem seiner wichtigsten Helden nach dessen physischen Tod weitergeht, denn sein Geist hat in den virtuellen Welten von Otherland eine neue Heimat gefunden. Auch wenn er in dem Sinne keinen Körper mehr hat, so sind seine Erlebnisse doch ganz menschlich. Auch wenn man die Saga nicht kennt, so kommt man recht schnell in die Geschichte hinein, die spannend und stellenweise auch sehr amüsant zu unterhalten weiß.

 

Um "Unbeugsam" von Terry Brooks zu verstehen sollte man zumindest einige Bände gelesen haben, um zu verstehen, was Jair Ohmsford, einem der Helden aus dem "Zauberlied von Shannara"-Zyklus dazu bewegt, sich auch nach den Abenteuern mit seiner Schwester und seinen Freunden noch einmal auf den Weg zu machen. Anders als Tad Williams liefert er nicht genug Erklärungen um den Leser auch ohne Vorkenntnisse von seiner Welt zu überzeugen. Insgesamt liefert er ein solides aber nicht weltbewegendes High-Fantasy-Abenteuer ab.

 

Anne McCaffreys "Drachenreiter von Pern" sind wohl mittlerweile zu einem der Klassiker der Science Fantasy geworden. In "Jenseits des Dazwischen" beschäftigt sie sich mit der Frage, ob der Raum, den die Drachen bei ihren Teleportationssprüngen durchqueren wirklich so leer ist wie er sich immer anfühlt, und was mit denen passiert, die sich in ihm verlieren.

Ihre Heldin Moreta ereilte einst dieses Schicksal, und nun versucht sie wieder in die richtige Welt zurück zu kommen. Etwas gefühlsduslig und von der Spannung her nicht mehr so überzeugend wie in ihren früheren Romanen begeht die Autorin Geschichtsfälschung, holt sie doch eine ihrer eigentlich als tot geltenden Heldinnen aus dem Schattenreich zurück.

 

Neil Gaiman lässt seinen Helden Shadow in "Der Herr des Tals" weitere Geheimnisse der Welt der "American Gods" ergründen. Diesmal kommt er alten Sagen und Mythen in Nordschottland auf die Spur und erlebt sein blaues Wunder.

Wer hier aber eine klassische Gespenstergeschichte erwartet wird enttäuscht - es läuft ganz anders ab als erwartet und fordert von dem Leser leider mehr Kenntnisse der Welt, als die kurze Einführung geben kann.

 

Raymond E. Feist ist vor allem durch seine Midkemia-Saga bekannt geworden, die auf seiner eigenen Rollenspielwelt fußt. "Der Bote" erzählt realistisch und düster die Abenteuer eines Meldereiters auf seinem Rundritt von einem Kriegsschauplatz des Spaltkrieges zum anderen. Obwohl er Schwarzweiß-Malerei betreibt und die Beschreibungen knapp hält, kann man als Leser die Erschöpfung und Angst des Boten doch sehr gut nachvollziehen. Kenntnisse der Romane und Welt sind nicht unbedingt von Nöten, da er keine Kenntnisse des Hintergrundes voraussetzt.

 

In der "Rhapsody"-Saga konzentrierte sich Elisabeth Haydon vor allem auf ihre drei Helden, die das Schicksal eines ganzen Zeitalters bestimmen sollten, und selber aus ihrer eigenen gerissen wurden. Der Untergang ihrer Heimat ist für sie damit nur noch Legende. Die Kurzgeschichte "An der Schwelle" erzählt vom den letzten Tagen der Insel Serendair und denen die zurückgeblieben sind.

Die melancholische und traurige Geschichte ist eine stimmungsvolle Ergänzung zu der Saga, kann aber auch gut für sich alleine stehen und zeigt eindrucksvoll, welche Schwerpunkte die Autorin in ihren Romanen setzt.

 

"Legenden" bietet somit höchst unterschiedlichen Lesestoff und eignet sich damit durchaus als Geschenk, mit dem man nicht unbedingt viel falsch machen kann..

Für jeden ist etwas dabei: Fans der Urban-Fantasy dürften die Geschichten von Tad Williams und Neil Gaiman mögen, die High-Fantasy vertreten Elisabeth Haydon, Terry Brooks und Raymond E. Feist, an die Grenze zur SF geht es bei Anne McCaffrey.

Diejenigen, die die Autoren schon kennen, werden sich über die bisher unveröffentlichten Texte freuen, die die Romanzyklen ergänzen oder erweitern, während sich Neueinsteiger sich zumindest einen kleinen Überblick über Stil und Vorlieben der hier im Band Versammelten verschaffen können.

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Buch:

Legenden. Das Geheimnis von Otherland

Herausgeber: Robert Silverberg

Taschenbuch, 461 Seiten

Piper, März 2006

Titelbild von Christophe Vacher

 

ISBN: 3-492-75005-2

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.03.2006, zuletzt aktualisiert: 19.01.2023 14:14, 2025