Leutnant Blueberry: Das Südstaatengold (Die Blueberry Chroniken Bd. 7)
 
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Leutnant Blueberry: Das Südstaatengold

Die Blueberry Chroniken Bd. 7

Rezension von Christian Endres

 

Zum nunmehr bereits siebten Mal schwingt Western-Held Mike S. Donavan alias Mike S. Blueberry sich in den Sattel, um im neuesten Band der Ehapa-Werkausgabe seiner Abenteuer einem sagenhaften Schatz nachzureiten: Dem Südstaatengold, einer halben Millionen Dollar in Gold, die in den Wirren des Bürgerkriegs verloren gegangen sind. Dabei erübrigt es sich wohl, eigens zu erwähnen, dass Blueberry nicht der einzige mehr oder minder schießwütige Wildwestheld oder -Schurke ist, der dem üppigen Schatz jenseits der mexikanischen Grenze hinterher jagt. Entsprechende Schwierigkeiten sind also vorprogrammiert, als die Konföderierten des Nordens, die Rednecks aus dem Süden, die mexikanische Armee, Kopfgeldjäger, Schauspieler, Spione und anderes Western-Gelichter allesamt dem Reichtum in harter Edelwährung nachstellen. Und dabei nach und nach der eigentlichen Wahrheit hinter dem Schatz auf die Schliche kommen...

 

Das Südstaatengold gilt gemeinhin als einer der besten Zyklen aus dem Wendekreis von Autor Charlier – doch das war an dieser Stelle schon ein paar Mal zu lesen. Kein Wunder, zählt Charlier doch zu den ganz Großen des europäischen Comictums. Vom nicht weniger großen Moebius abermals kongenial in ausufernden Bildern festgehalten, erwecken Charlier und Giraud den Mythos des Wilden Westens zu neuem Leben. Gleichzeitig ist die Hatz nach dem Südstaatengold aber auch der Startschuss zu Blueberrys vielleicht härtestem Kampf, der sich beinahe zwanzig Jahre in Alben-Form erstrecken sollte. Am Ende abermals als Verräter gebrandmarkt und gar als Sündenbock missbraucht, beginnt hier der große Zyklus um Blueberrys Bemühungen, seine Unschuld zu beweisen und seinen ohnehin schon zweifelhaften Ruf wieder rein zu waschen.

 

So entpuppen sich die in diesem einmal mehr schön aufgemachten und redaktionell vorbildlich betreuten Chroniken-Band gesammelten Alben dann auch als etwas schwere Kost, ja man möchte fast sagen, als Beginn eines richtigen Western-Epos mit Hang zur klassischen Odyssee – absolut kein Abenteuer oder kurzweiliger Comic für zwischendurch! Jean-Michel Charlier hat hier wirklich alle Register gezogen und ein unglaublich komplexes, vielschichtiges und zum Teil auch stark verworrenes Szenario mit einer Vielzahl widersprüchlicher, aufregender und charismatischer Charaktere entworfen, die dem Leser mit der Lektüre ein ganzes Stück Arbeit bescheren, ihn am Ende aber eben auch mit einem Meilenstein der glanzvollen Blueberry-Historie belohnen. Denn schnell entwickelt die Jagd nach dem Schatz sich von einem rasanten Abenteuer zu einem politischen Thriller weiter, der vor einer üppigen Western-Kulisse spielt.

 

Diese wiederum schäumt schier über vor Leben und Realismus – zum einen wegen Charliers Fähigkeit, mit Leichtigkeit Figuren entstehen zu lassen und in der Folge mit einem schier riesigen Ensemble an kleinen wie großen Handlungsträgern zu agieren; und zum anderen natürlich aufgrund des Artworks von Jean Giraud alias Moebius, dessen Zeichnungen den Wilden Westen auf den überformatigen Albenseiten mit unglaublicher Leichtigkeit und Lebendigkeit scheinbar wieder auferstehen lassen. Obschon in den 1970ern zum ersten Mal im Original erschienen, haben Moebius Panels nichts von ihrer Wirkung verloren – nicht einmal die etwas antiquierte und etwas übertriebene Kolorierung kann ihnen etwas anhaben.

 

Ein Artwork, das über jeden Zweifel erhaben ist, und ein Skript, das aus einer abenteuerlichen Schatzsuche einen Polit-Thriller und eine Odyssee durch den Wilden Westen macht, an deren Ende der Held als vogelfreier Schurke dasteht und wieder einmal als großer Verlierer und gefallener Stern hervor geht – das ist der Stoff, aus dem Klassiker und Legenden der Comic-Literatur gemacht sind! Ein paar Szenen oder Details hätte Giraud sich hie und da vielleicht schenken können, um die Alben nicht gar so zu überladen. Davon abgesehen, ist Das Südstaatengold ein beeindruckend epischer, opulenter und unglaublich üppiger Western-Comic, der im Sammelband und unter dem Label der Ehapa-Werkausgabe in so etwas wie seiner endgültigen Fassung gesammelt vorliegt.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328090825d97e245d
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Comic:

Leutnant Blueberry: Das Südstaatengold

Reihe: Die Blueberry Chroniken 7

Autor: Jean-Michel Charlier

Zeichner: Jean »Moebius« Giraud

Ehapa, Oktober 2007

Hardcover-Album, 176 Seiten

ISBN-Code: 3770431413

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 11.10.2007, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 5044