Liebe auf den ersten Biss (Autor: Christopher Moore)
 
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Liebe auf den ersten Biss von Christopher Moore

Rezension von Carina Schöning

 

Ganze 12 Jahre hat es gedauert bis der amerikanische Bestseller-Autor Christopher Moore endlich die lang erwartete Fortsetzung zu „Lange Zähne“ (original „Bloodsucking Friends“) veröffentlichte. „Liebe auf den ersten Biss“ („You Suck“) knüpft nun nahtlos an dem Ende des Vorgängers an und spinnt die Geschichte rund um das etwas andere Liebespaar und deren ungewöhnlichen Alltagssorgen weiter.

 

C. Thomas Flood, auch Tommy genannt ist in „Lange Zähne“ vom ländlichen Indiana in die Großstadt San Francisco gezogen und traf dort seine große Liebe Jody Stroud. Dumm war nur, dass diese zur gleichen Zeit von einem Vampir gebissen wurde und erstmal selber mit ihrer neuen Existenz zurecht kommen musste. Nachdem Tommy freiwillig Jodys Lakai und Allzeit-Blutspender wurde und sie gemeinsam die praktischen Aspekte des Vampirdaseins erkundeten, erschütterte eine ungewöhnliche Mordserie San Francisco. Die blutleeren Leichen erregten auch schnell die Aufmerksamkeit der Polizei, aber die toughe Jody nahm die Aufklärung selbst in die Hand. Zusammen mit Tommy und seinen verrückten Arbeitskollegen aus dem Supermarkt stöberten sie gemeinsam das Versteck ihres Erzeugers auf und überzogen ihn am Ende mit flüssiger Bronze.

 

Nun wurde der angehende Schriftsteller und Weltverbesserer Tommy auch zu einem mächtigen Vampir gemacht und beide könnten eigentlich glücklich bis ans Ende aller Zeiten leben… wenn da nicht wieder das Problem des Blutdursts wäre. Doch wie kommt man an Blut, wenn man nicht gerade wahllos Menschen aussagen will? Erste Versuche enden mit einem geschorenen 35-Pfund-Kater und einem besoffenen Penner im Eingangsbereich. Hinzu kommt, dass durch die wilden Sexspielchen die Wohnung ein wenig ramponiert ist und ein neuer Umzug dringend ansteht. Doch wie soll man sich neue Wohnungen angucken, wenn man als nachtaktiver Vampir regelmäßig tagsüber ins Koma fällt? Beide sind sich schnell einig, dass ein neuer Lakai und Diener her muss. Beim Stöbern im nächsten Drogeriemarkt fällt ihnen das bulimische Gruftimädchen Abby Normal, auch unter dem Sklavennamen Alison bekannt, ins Auge. Beeindruckt von Tommys literarischem Wissen und Jodys Vampirkräfte, folgt sie bereitwillig ihren neuen dunklen Lords und dient ihnen, wenn es ihre strenge Mutter nicht gerade verbietet oder sie zur Weihnachtszeit dem fröhlichen Konsumterror frönen muss.

 

Während des Umzugs erwacht allerdings Jody Erzeuger Elijah aus seinem Bronzeschlaf und ist nicht gerade erfreut über das Verhalten seines alten Zöglings.

 

„Liebe auf den ersten Biss“ ist wie der Vorgänger wieder ein vergnügter Mix aus Vampir-Parodie und Lovestory. Der schmale Band bietet diesmal nur 319 Seiten und ist leider innerhalb weniger Stunden durchgelesen. Im Mittelpunkt steht neben den bekannten Alltagsproblemen aus dem ersten Teil auch noch die Verwandlung von Vampiren, denn plötzlich werden es immer mehr in San Francisco.

Äußerst witzig und unterhaltsam sind auch wieder einmal die kleinen (und manchmal auch gemeinen) Wortgefechte zwischen der selbstbewussten Jody und dem eher trottelige Tommy geworden. Zusammen sind die ungleichen Figuren ein wahres Traumpaar, was sie natürlich nicht gerne zugeben, und obwohl hier das eine oder andere Klischee im Geschlechterkampf altbekannt und eher abgenutzt ist, kann man trotzdem darüber schmunzeln. Mit der Figur der Abby kommt nun Abwechslung dazu. Sie findet das ganze „Vampir-Ding“ unheimlich cool und gibt mit ihrem Lakaiendasein sogar vor ihren anderen Grufti-Freunden an. In kurzen Tagebucheinträgen berichtet sie dem Leser ihre ganz eigene Sicht der Dinge. Dabei ist ihre Sprache gemäß ihrem reifen Alter von 16 Jahren betont jugendlich und hip gehalten. Das wirkt anfangs recht frisch und witzig, nervt dann aber zunehmend nur noch durch den zu stark vereinfachten und überzogenen Sprachstil.

Ansonsten treten im Roman die üblichen Verdächtigen auf wie der stadtbekannte Kaiser mit seinen zwei Hunden Boomer und Lazarus, die freundlichen Polizeibeamten Rivera und Cavuto und auch Charlie Asher aus dem Roman „Ein todsicherer Job“ hat hier einen kleinen Gastauftritt. Das Ganze wird vom Autor gewohnt flott und humorvoll erzählt, wobei die Handlung sehr dialoglastig ausgefallen ist. Der Schluss der spaßigen Lovestory enttäuscht leider. Er wirkt lieblos daher gebastelt, als ob der Autor nur noch schnell fertig werden und sich dabei dennoch die Option auf eine nächste Fortsetzung offen lassen wollte. Apropos Fortsetzung: nirgendwo ist der Hinweis vermerkt, dass sich hierbei um eine solche handelt? Das könnte für einige Neuleser vielleicht enttäuschend oder auch ärgerlich sein, denn es gibt keinen „was-bisher-geschah-Überblick“ und da die Handlung direkt an dem Ende des Vorgängers anschließt, könnte das vielleicht zu Verständnisproblemen führen?

 

Insgesamt ist „Liebe auf den ersten Biss“ eine charmante und kurzweilige Parodie auf die gängigen Vampirklischees geworden, aber der kurze Roman bietet von der Handlung und den Personen her zu wenig Neues aus dem sonst so skurrilen Universum von Christopher Moore, um wirklich voll überzeugen zu können. Stellenweise liest sich der Roman eher wie ein lauwarmer Aufguss von „Lange Zähne“. Fans und Stammleser können jedoch bedenkenlos zugreifen. Alle anderen empfehle ich eher den Griff zu den gehaltvolleren Werken des Autors wie der Klassiker „Die Bibel nach Biff“ oder das schwarzhumorige „Ein todsicherer Job“.

 

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Liebe auf den ersten Biss

Autor: Christopher Moore

Deutsche Erstausgabe 2008

Amerikanische Originalausgabe 2007 „You Suck“

Übersetzung Jörn Ingwersen

Goldmann Verlag

Taschenbuch, 319 Seiten

ISBN 978-3-442-54253-6

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.03.2008, zuletzt aktualisiert: 19.01.2023 14:14, 6180