Lord of Shadows von Cassandra Clare
Reihe: Die dunklen Mächte Band 2
Rezension von Christel Scheja
Cassandra Clare siedelt ihre neue Serie „Die dunklen Mächte“ fünf Jahre nach „Die Chroniken der Unterwelt“ an. Die Spuren des „Dark War“, der die magischen Wesen ins Chaos stürzte sind weitestgehend aufgearbeitet, die damaligen Helden erwachsen. Dafür treten jetzt die in den Mittelpunkt, die damals noch Kinder waren und gelegentlich auftauchten: Emma Carstairs und Julian Blackthorn, die inzwischen im Institut in Los Angeles leben und von dort aus operieren.
Einen Schatten der Vergangenheit hat Emma bereits aus ihrem Leben entfernen können: Sie hat den wahren Mörder ihres Vaters enttarnen und seiner gerechten Strafe zuführen können. Aber gleichzeitig sind auch neue Probleme aufgetreten, die in der Zukunft noch Ärger machen können.
Zum einen ist da die Tatsache, dass sie sich in ihren Parabatai Julian verliebt hat, was eigentlich verboten ist, und die Zerstörung des Bandes zwischen ihr und dem langjährigen Freund zur Folge haben kann.
Zum anderen ist da auch noch Mark, Julians Halbbruder, der durch sein halbelfisches Erbe auch noch zwischen den Welten steht. Lange Jahre war er ein Gefangener der „Wilden Jagd“ und das wirkt immer noch nach, denn sein Freund Kieran hält eine folgenschwere Verbindung zu ihm aufrecht.
Nach und nach kristallisiert sich heraus, das auch noch andere „Dunkle Mächte“ am Werk sind, die nur darauf gewartet haben, zuschlagen und einen weiteren Krieg entfachen zu können.
Denn ausgerechnet Mark, Emma und Julian sind diejenigen, die der Auslöser für einen neuen Konflikt in den Welten jenseits der Sphäre der Menschen sein könnten, wollen sie doch nur einen Freund retten.
Der zweite Band der Reihe führt nun nach und nach die Andeutungen zusammen, die immer wieder in den Geschehnissen des ersten ausgestreut wurde. Man merkt auch, dass die Ereignisse um den Mörder von Emmas Eltern mitnichten nur ein Zwischenspiel waren, sondern viel mehr die Spitze eines Eisbergs an Ärger, der nun auf die Helden zurollt.
Nun kommen auch die Wesen ins Spiel, die bisher nur am Rande aufgetaucht sind – eines der Feenvölker, beziehungsweise deren König, beginnt nun einen lange durch Intrigen vorbereiteten Plan in die Tat umzusetzen.
Wie man sich denken kann, stecken Emma, Julian und Mark mittendrin. Während die beiden ersteren immer noch mit ihren Gefühlen hadern und sich fragen, warum es eigentlich verboten ist, dass sie zwei Seelengefährten lieben, kämpft der Dritte mit Hass und Liebe zu den Mächten und Gestalten, die ihm fünf Jahre ihres Lebens geraubt haben und auch jetzt immer noch versuchen, in ihre Intrigen mit hinein zu ziehen.
Auch hier erzählt Cassandra Clare sehr routiniert eine gut durchdachte Geschichte, in der alles an seinem Platz ist und die Erwartungen der Leser erfüllt werden. Gleichzeitig erlaubt sie sich immer noch kleine Wendungen, damit die Spannung entsprechend hoch bleibt und nicht all zu sehr durch das zwischenmenschliche Geplänkel herunter gedrückt wird.
Die vielen Gespräche mögen zwar actionverwöhnten Lesern irgendwann auf die Nerven gehen, erlauben es aber, die Beziehungen plastischer darzustellen von denen die Serie ebenfalls lebt. Natürlich nimmt auch die Romantik dadurch einen größeren Teil in der Geschichte ein, als bei einer reinen Abenteuergeschichte.
Die Figuren sind freilich so glatt gebügelt wie im ersten Band. Ganz auf die junge Zielgruppe ausgerichtet, modern denkend und mit so gut wie keinen Ecken und Kanten, damit sie gleich ans Herz wachsen.
Um in diesem Buch alles verstehen zu können, sollte man auf jeden Fall „Lady Midnight“ gelesen haben, ansonsten bleiben zu viele Dinge unerklärt, die die Autorin als selbstverständlich voraus setzt.
„Lord of Shadows“ ist die Fortsetzung der Saga um „Die dunklen Mächte“ und schafft es nun in einer spannenden Handlung, die Andeutungen des ersten Bandes zu konkretisieren und dann langsam auf den großen Konflikt hin zu arbeiten. Natürlich werden auch die romantischen Anteile der Geschichte ansprechend in Szene gesetzt und mit der Handlung verwoben, so dass vor allem Leserinnen ihren Spaß am Mittelband der Saga haben dürften.
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