Lose Gedanken unerfüllter Sehnsucht (Autorin: Little Shakespeare)
 
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Lose Gedanken unerfüllter Sehnsucht

Autorin: Little Shakespeare

 

"Schäferstündchen..." Giles saß immer noch der Schreck in den Knochen und sein Kopf dröhnte. Das würde wahrscheinlich eine Beule geben. Warum mußte auch ausgerechnet dieser dämliche Baum im Wege stehen? Nun gut, er bremste ihn aus, bewahrte ihn zudem vor einer peinlichen Erklärung gegenüber Buffy. Doch sie würde nachher zum Training erscheinen und dann müßte er ihr unweigerlich in die Augen blicken, nur im Moment wußte er nicht wie er das machen sollte. Viel zu peinlich war ihm die ganze Situation. Die ganze Zeit über hatte er krampfhaft versucht und es auch geschafft seine Gedanken, seine Gefühle zu verbergen. Es wäre einfach zu gefährlich gewesen, wenn Buffy seine wahren Gedanken hätte lesen können. Nein, nicht die Erinnerungen an diesen Ausrutscher mit Joyce, das war ihm in diesem Moment eigenartiger Weise gar nicht in den Sinn gekommen. Nein, er hatte eher panische Angst davor, daß Buffy mit dem Lesen seiner Gedanken in sein Innerstes hätte schauen können und die Gefühle, die sie dort wo möglich entdecken würde, kämen einem Geständnis gleich.

 

Jetzt im Nachhinein erinnerte Giles sich sehr wohl an diesen einen bewußten Abend, auch wenn er bisher alle in dem Glauben gelassen hatte, danach mehr oder weniger an einer Art Gedächtnisschwund gelitten zu haben. Er war nicht sonderlich stolz auf die Ereignisse, aber er konnte sie auch nicht mehr rückgängig machen und eigentlich würde er lügen, wenn er jetzt sagte, es hätte ihm nicht gefallen. Also war es im Grunde egal was er versuchte Buffy zu erzählte, denn für eine Entschuldigung, eine Erklärung war es ohnehin zu spät. Trotz allem verwirrte ihn die momentane Situation mehr als er sich selbst eingestand. Gedankenverloren saß er an seinem Schreibtisch und ließ einen bewußten Teil des Abends noch einmal Revue passieren.

 

***

 

Der Polizist war außer Gefecht gesetzt und stellte alles andere als eine Bedrohung dar. Ach, das fühlte sich gut an, als er diesen Kerl einfach so niederstrecken konnte und es machte ihm ungeheuren Spaß in ihren Augen der große Held zu sein. Als sie ihm dann offen ihre Bewunderung zeigte, konnte er einfach nicht mehr an sich halten und mußte sie küssen. Dem ersten leidenschaftlichen Kuß folgte eine verrückte Jagd um den Polizeiwagen. Alles war so normal, so einfach und unkompliziert. Als sie ihn dann auch noch atemlos aufreizend anblickte, war unübersehbar was sie wollte. Seine Wagenknochen knirschten und er zog sie derb an sich. Er spürte ihren Atem in seinem Gesicht und er konnte nicht widerstehen sie zu küssen. Nicht sanft, nicht liebevoll, sondern leidenschaftlich fordernd, alle Regeln und Zwänge vergessend. Sanft drängend schob er sie vor sich her, bis sie rücklings an den Wagen stieß. Ihre Arme schlagen sich um ihn. Energisch preßte sie ihren Oberkörper gegen seinen. Während er sich mit einer Hand umschlungen hielt, öffnete er mit der anderen Hand den Knoten seines um den Bauch gebundenen Hemdes und legte es hinter sie auf die Motorhaube des Polizeiwagens. Währen dessen bahnten sich ihre Hände einen Weg unter sein Shirt. Vorsichtig strich sie über die nackte Haut bis zu seinen Lenden. Spürbar zuckte er zusammen. Zufrieden grinsend berührte sie ihn erneut und grub ihre Nägel in sein Fleisch. Für einen Moment schloß er die Augen und stöhnte kaum hörbar auf. Sein Nacken spannte sich, als er den leichten Schmerz fühlte. Fester drückte er sie gegen das Auto und sein Mund suchte erneut ihren. Das alles hatte nichts mit Liebe zu tun. Es war Leidenschaft die sie überrannte und den Verstand ausschaltete. Jugendliche Begierden hervorgerufen durch die stetig wirkende Droge der Schokolade. Der Druck seines Körpers nahm ihr kurz den Atem, doch sie genoß es und als er sie abrupt auf den Kühler des Autos hob, ließ sie es geschehen. Seine Finger begann die Seiten ihres Rockes nach oben zu schieben, all die versteckten Stellen zu ergründen und freizulegen. Ein heißer Schauer durchströmte sie. Die Beine um seine Hüften schlingend, forderte sie ihn stillschweigend auf nicht aufzuhören. Ziel gerichtet glitten ihre Hände zu seiner Jeans und öffneten den Gürtel. Mit einem tiefen Blick in seine Augen, jede Reaktion genau beobachtend schob sie die Finger tiefer in den Hosenbund. Seine Mundwinkel zuckten und sein Blick verschleierte sich als ihre Hände immer frecher werdend, alles eroberten. Gierig zog er sie von der Motorhaube nach vorn auf seine Hüften. Ihre Augen klammerten immer noch an seinen und er wußte das sie es wollte, genauso wie er. Ihre Beine schlangen sich fester um ihn und als er ihrem Fordern nachgab, krallten sich ihre Finger mit einem Stöhnen in seinen Rücken. Er spürte den Schmerz, den Rausch des Augenblicks und die Befreiung danach. Alles ging so schnell und war in Sekunden Bruchteilen vorbei. Keuchend schob er sie zurück auf die Motorhaube. Lächelnd strich er ihr eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Es gab nichts was sie ihm oder er ihr hätte sagen mögen. Beide wußten auch nicht was sie denken sollten. Zufrieden leuchteten ihre Augen, spontan gab sie ihm einfach einen Kuß und das Spiel begann von Neuem. Nur dieses Mal war sie es die dirigierte und seinen Händen den Weg wies. Eine Einladung, die er sich nicht entgehen ließ. Schweigend folgten seine Hände den ihren. Dann suchte sie sich erneut ihren Pfad. Es war kein Zeichen von Schwäche an ihm zu erkennen und sie lauerte nur darauf ihn ein zweites Mal zu spüren. Intensiv und ungestüm. Doch er gab ihrem Drängen nicht sofort nach, sondern überraschte sie nach einem Moment abrupt, endgültig.

 

Wieder ging es schnell vorbei. Doch es machte ihnen nichts aus. Sie fühlten sich jung, ungebunden, glücklich und frei. Es kam ihnen nicht in den Sinn tiefer über das Geschehene nachzudenken. Sie genossen es einfach. Es war schön, es war passiert und sie erlebten ohne zögern den nächsten Augenblick.

 

***

 

Hätte Giles sich in seinem Büro sitzen sehen können, wäre er wahrscheinlich selbst vor sich erschrocken. Unbewußt hatte er sich die Haare zerzaust und die Stirn so sehr in Falten gelegt, daß diese sich gar nicht wieder glättete. Er fragte sich was das war, was ihn in dieser Nacht dazu trieb. Das war nicht allein die Droge in der Schokolade. Es war die Sehnsucht nach etwas, was er glaube nie haben zu können. Ein Versuch es sich auf einem anderen Weg zu holen. Doch dieser Weg bestand aus Verleumdung und war falsch. Dort gab es keine Liebe, es war nur rohe Leidenschaft gewesen. Ohne Zärtlichkeit und mit dem inneren Drang nach mehr. Doch das wollte er nicht. Er wollte die Zärtlichkeit und Liebe nicht von ihrer Mutter sondern von ihr. Er wollte es von dem jungen Mädchen, welches zur Frau gereift war und ihn begann allmählich um den Verstand zu bringen. Eine Tatsache die ihm immer schmerzlicher bewußt wurde, die jedoch nie geschehen durfte. Er hatte Angst, große Angst damit alles zu zerstören was sie bisher verband. Der Gedanke daran durfte gar nicht existieren. Denn sie jemals zu verlieren, unter Umständen auch dadurch, das durfte er nicht zulassen und nicht riskieren. Damit würde er nicht leben können und das wußte er nur zu gut. Wenn er aber an die letzten Tage, Stunden dachte, dann überkam ihn wieder dieses Gefühl dessen er sich nicht erwehren konnte. Wie sie sich an ihn lehnte, als die wirr einströmenden Gedanken sie fast ohnmächtig machten. Wie sie fest seine Hand hielt, als sie ihn bat sie nach Hause zu bringen und wie sie sich wild wehrend in seinen Armen wand, als das Gegenmittel langsam ihren Körper und Geist befreite. Es war nicht Angel nach dem sie griff, nicht Angel der sie in ihrer Raserei vermochte zu beruhigen. Es waren seine Arme die sich um sie schlossen, sie festhielten, drückten und sie ganz langsam friedlich in den Schlaf wiegten. Obwohl ihm die Anwesenheit ihrer Mutter und die unumstößliche Präsenz Angels in diesem Augenblick mehr als bewußt war, so genoß er diesen einzigen intimen Moment mit ihr ganz heimlich. Seine große Angst und die tiefen Gefühle für sie waren so eng miteinander verschlungen, daß es ihm körperlich weh tat sie so nah und doch unerreichbar bei sich zu haben. Kopfschüttelnd massierte er sich den Nacken. So konnte das nicht weiter gehen. Er mußte diese Gedanken und Gefühle los werden. Diese Intensität die von ihnen ausging, war so erschreckend real und menschlich, doch gleichzeitig zerstörerisch und gefährlich. Eine Gradwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit.

 

Als Buffy mit Giles den Weg entlang lief und ihm ganz nebenbei die Angelegenheit mit ihrer Mutter an den Kopf knallte, klang es zwar beiläufig und spitz, aber tief im Inneren hätte sie weinen können. Nachdem all die wirren Gedanken wieder aus ihrem Gehirn verschwunden waren, hatte sie sich die Zeit genommen, all das zu verdauen, zu verarbeiten und darüber nachzudenken. Doch die Tatsache, daß Giles, ihr Giles mit ihrer Mom geschlafen hatte, diesen Gedanken bekam sie einfach nicht los. Es war so unvorstellbar für sie. Nicht die Tatsache als solche, doch die Vorstellung, daß Giles mehr für ihre Mutter als für sie empfinden konnte, brachte sie durcheinander und tat ihr weh. Wie konnte er nur? Er war doch immer für sie da, wenn sie ihn brauchte. Sie hatte bisher immer fest daran geglaubt, daß sie die wichtigste Person in seinem Leben ist. Der Gedanke, daß sich irgend jemand zwischen sie drängen könnte war ihr nie gekommen. Gut, da war Miss Calendar gewesen und sie wußte auch, daß er sie aufrichtig geliebt hatte, doch sie war ein schmerzlicher Teil der Vergangenheit, den alle hofften überwunden zu haben. Hier und jetzt war die Zukunft und die offenbarte Buffy eine Erkenntnis die sie tüchtig verwirrte. Immer wieder schossen ihr Fantasiegespinste durch den Kopf, die ihre Mutter in den Armen von Giles zeigte. Innerlich begann sie ihre Mutter dafür zu verfluchen. Sie hatte kein Recht ihn ihr weg zu nehmen, nicht nach all dem was sie zusammen erlebt und empfunden hatten. Sie war es gewesen, die ihn nach dem Tod von Jenny in die Arme nahm. Sie war es die ihm die Kraft gab, die sein Ziel war weiter leben zu wollen und sie war es die zurück kam, weil sie wußte, daß er sie brauchte. Buffy fragte sich, was nur mit ihr los war. Über all das hatte sie bisher noch nie nachgegrübelt und jetzt auf einmal konnte sie an nichts anderes mehr denken. In ihrem Kopf drehte sich plötzlich alles nur noch um diesen einen Gedanken. Er darf niemand anderem gehören. War sie egoistisch? War sie eifersüchtig? War sie verliebt? Himmel, was war nur los mit ihr?

 

Nachdem Buffy auf die Uhr geschaut hatte, bemerkte sie die ganze Zeit völlig orientierungslos durch das Schulgelände gelaufen zu sein.Den Unterricht konnte sie nun vergessen, dafür war es ohnehin zu spät. Notfalls konnte sie als Ausrede anbringen, daß es ihr wieder schwindlig geworden war. Eine direkte Lüge war es nicht, denn sie fühlte sich wirklich irgendwie eigenartig bedrückt. Komisch, noch nicht einmal Willow oder Xander waren ihr über den Weg gelaufen. Auf eine Art war es vielleicht besser, denn womöglich hätte sie nur dummes Zeug von sich gegeben, so durcheinander wie sie war. Aber andererseits hätten die zwei sie eventuell ein wenig abgelenkt und wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht. So mußte sie jetzt erst einmal alleine damit klar kommen und irgendwie versuchen die anstehende Trainingsstunde mit Giles heil über die Runden zu bringen. Allerdings hatte sie absolut keine Ahnung, wie sie ihm unbefangen unter die Augen treten sollte?

 

Als sie in die Bibliothek trat war natürlich, wie zu erwarten, weit und breit niemand zu entdecken. Tief durchatmend lief sie leise weiter. Insgeheim hoffte sie, daß Giles das Training vergessen hatte und sie es somit auf später, wenn auch die anderen da waren, verschieben konnten. Als sie jedoch um das Pult in der Bibliothek bog, sah sie ihn am Schreibtisch seines Büros sitzen. Den Kopf gesenkt, eine Hand in die zerzausten Haare geschoben. Seine Brille lag neben ihm und Buffy wußte sehr genau, daß dort drin ein Mann saß, den etwas stark beschäftigte. Sie konnte sehen, wie er die Hand aus den Haaren in den Nacken schob und begann sich selbst zu massieren. So sehr wie sie angefangen hatte die Gabe des Gedanken lesen zu hassen, so sehr wünschte sie in diesem Moment es wieder zu können. Sie hätte alles dafür gegeben, in diesem Augenblick zu wissen was in seinem Kopf vor sich ging. Egal wie schmerzlich oder wie erschreckend es auch hätte sein mögen. Sie wollte an seinem Leben teilhaben, ein bewußter Teil davon sein. Sie wollte mehr als nur die Jägerin für ihn sein. Doch wo möglich waren das nur unreelle Hirngespinste, falsche Hoffnungen und Gefühle die sie gar nicht haben durfte.

 

Erschrocken schritt sie zurück als Giles sich plötzlich von seinem Stuhl erhob. Dabei trat sie rücklings vor das Pult und machte somit unweigerlich auf sich aufmerksam. Erstaunt drehte er sich um und blickte sie an. "Buffy... was, was machst dennduschon hier? Und warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?" Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er wirklich erstaunt und auch etwas verwirrt. Wie lange stand sie schon da? Und konnte sie wirklich keine fremden Gedanken mehr lesen? Leichte Panik, Angst beschlich ihn. Nein, denn sie durfte es niemals erfahren.

 

Ganz ungewöhnlich für Buffy, war es ihr plötzlich peinlich Giles beobachtet zu haben. Um daher heil aus der Situation zu gelangen, überging sie es einfach. "Ähm... ja Giles, nun ich habe mich eher los geeist und dachte mir, da haben wir etwas mehr Zeit zum Trainieren. Ich ziehe mich nur schnell um und sie.... sie können sich ja schon mal überlegen, was heute auf dem Plan steht." Mit diesen Worte verschwand Buffy in Giles Büro und klappte die Tür hinter sich zu.

 

Umziehen...Trainieren... Plan... Giles hatte noch nicht einmal einen Plan wie er die nächsten ein, zwei Stunden ruhig mit ihr über die Bühne bringen sollte, ohne ständig abgelenkt zu werden. Schon allein das Wissen, daß sie sich gerade in seinem Büro umzog machte ihn völlig konfus. Er fühlte und benahm sich wie ein Teenager, der sich noch nicht einmal traute das Mädchen, das er mag, ins Kino einzuladen. Krampfhaft versuchte er sich völlig auf das Training zu konzentrieren und vor allem darauf, was er mit ihr trainieren sollte. Irgend etwas wobei er nicht unbedingt körperlich mit ihr in Berührung kam. Viel fiel ihm allerdings nicht ein, nur Fechten. Dabei konnten sie sich wenigsten beide auf Distanz halten.

 

Während Giles die Schutzwesten und die Floretts holte, hatte Buffy sich schon umgezogen und wartete nun auf ihn. Mit den Waffen in der einen und den Westen in der anderen Hand kam er aus dem sogenannten Waffenlager. Für einen Moment blieb er stehen und sah Buffy an. Sie hatte keine Ahnung wie reizend sie doch in ihrem Trainingsoutfit, den engen, kurzen Hosen, dem ärmellosen Hemd und den halb zerzaust nach oben gesteckten Haaren aussah. Er mußte wirklich schwer schlucken um sich nichts anmerken zu lassen und legte die Westen auf den großen Bibliothekstisch. Dann zog er stillschweigend seine Jacke aus, knöpfte seine darunter liegende Weste auf, hängte auch diese fein säuberlich über den Stuhl und zog die Schutzweste über. Dabei war er so mit sich selbst beschäftigt, daß er gar nicht bemerkte wie Buffy ihn sehr interessiert beobachtete. Ihr war noch nie aufgefallen, wie sorgsam er jeden einzelnen Knopf an der Jacke öffnete. Wie bedächtig er sie über den Stuhl hängte und wie elegant er die Weste über seine Arme strich. Obwohl sie mit Willow und den anderen oft heimlich über seine Outfit lästerte, so mußte sie jetzt gestehen, es alles andere als uninteressant zu finden. Es machte ihn irgendwie anziehend und attraktiv. Eine Erkenntnis die ihr schon seit längerem nicht verborgen geblieben war.

 

Wie es wohl sein würde ihn einfach zu berühren, ohne all diesen Stoff, ohne all die Zwänge der menschlichen Natur? Einfach ihre Finger auf seiner Haut gleiten lassen, ganz sanft, vorsichtig, neugierig. Bei diesem Gedanken erschrak Buffy selbst über sich und doch konnte sie sich dieser Vorstellung nicht erwehren. Es war einfach zu verlockend, zu reizvoll.

 

"He Buffy... träumst du? Wir können anfangen, falls du deinen Tagtraum beendet hast." Auffordernd schaute Giles sie von der Seite an und reichte ihr eine Weste. Erschrocken wich sie seinem Blick aus. Wenn er nun ahnte...? Nein, wie sollte er, daß war unmöglich.

 

"Ja... ähm nein, gut dann legen wir los." Um ihre Verlegenheit zu verbergen, drehte sie sich schnell um und ließ sich in das dicke Schutzteil helfen.

 

Verwundert musterte Giles Buffy. Was war mit ihr los? Sie wirkte irgendwie anders. So als sei ihre etwas peinlich. Mit Sicherheit lag es an der Sache mit ihrer Mutter und nun wußte Buffy nicht wie sie ihm entgegen treten sollte. Wie sollte sie das auch wissen, wo es ihm ja nicht viel anders ging? Was mußte sie jetzt nur von ihm denken und halten? Schon allein deswegen waren seine absurden Gedanken ihr gegenüber noch viel sträflicher, aber sie waren einfach da und er konnte sich nicht dagegen wehren. Als er ihr in die Schutzweste half, war es für ihn fast wie eine Marter, als er sie unweigerlich dabei berühren mußte. Seine Hände streiften ihre Schultern und er fühlte ihre warme Haut. Es war wie ein kurzer Blitz der ihn durchfuhr und schnell die Finger wieder wegziehen ließ. Als sie sich mit der übergestreiften Weste zu ihm drehte und nach den Floretts griff, glaubt er einen ungewöhnlichen Ausdruck in ihren Augen zu sehen, aber er war so sehr damit beschäftigt seine Hände zu beruhigen, daß er nicht weiter darüber nachdachte.

 

Natürlich war Buffy die Berührung nicht entgangen, als er ihr mit der Weste behilflich war. Es war so ein eigenartiges, gleichzeitig schönes Gefühl als seine Finger ihre Schulter streiften und für einen Moment wünschte sie er möge nicht aufhören. Doch noch ehe sie es richtig genießen konnte, war es auch schon als nichts sagende Geste vorüber. Schnell faste sie daher nach ihrem Florett und ging sogleich in Kampfposition über. Buffy wußte, daß Giles ein ausgezeichneter Fechter war und sie hatten schon oft miteinander trainiert. Obwohl sie sicherlich noch nicht alle Tricks beherrschte, so hatte sie heute und ganz besonders in diesem Augenblick das dringende Bedürfnis ihm zu zeigen, nein ihm zu beweisen das sie eindeutig besser war als er. Noch ehe Giles sein eigenes Florett richtig in der Hand hielt, attackierte Buffy ihn schon von der Seite. Geschickt wich er ihr aus und parierte entgegen. Wieder mal war Buffy erstaunt über die Geschicklichkeit ihres Ex-Wächters und vor allem über die Eleganz die er dabei an den Tag legte. Trotz seines Alters bewegte er sich leicht, fast unbeschwert. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Buffy interessiert erkennen, wie sich bei gezielten Hieben die Muskeln unter seinem Hemd anspannten. Jede seiner Handbewegungen wirkten durchdacht und zielsicher, wogegen Buffy zwischendurch einfach nur wild darauf los focht. Ihr spezieller Vorteil war ihre Wendigkeit und eine Minute der Unachtsamkeit von Giles. Genau in diesem Augenblick schnitt ihr Florett sich tief und sauber in die Oberfläche seiner linken Hand.

 

Giles machte es einen Heiden Spaß mit Buffy zu fechten. Sie war eine gleichwertige Partnerin, die es verstand ihn zu fordern. Hin und wieder brauchte sie ihn zwar mit ihren unkontrollierten, wilden Hieben aus dem Gleichgewicht, aber gerade das war der Reiz an diesem kleinen Kampf. Wie geschickt sie es verstand sich aus dem Radius seines Floretts zu drehen und wie wunderschön ihr Körper dabei anzuschauen war. Seine verträumten Gedanken rissen ihn in einen Moment der Unaufmerksamkeit. Ein heftiger Schmerz holte ihn in die Gegenwart zurück und vor lauter Schreck ließ er sofort das Florett fallen. Warmes Blut lief ihm über den Handrücken. Die Wunde war wie ein sauber geschnittener Winkel geformt und das Fleisch klappte halb zur Seite. Sekunden verwirrt starrte er auf seine Hand. Erschrocken ließ auch Buffy alles fallen, trat neben ihn und berührte ihn sacht am Arm. "He Giles... alles o.k? Das tut mir leid, wirklich... das wollte ich nicht. Mensch, sie sind hier doch der Fechtexperte nicht ich... hallo, hören sie mich überhaupt..." Selbst verständlich hörte er sie und er spürte auch ihre Berührung, aber der erste Schreck über diesen plötzlichen Hieb steckte noch in ihm. Ganz langsam rührte er sich wieder und lächelte sie an. "Puh... also ich sollte dich und deine Fechtkünste nicht unterschätzen. Ich glaube das reicht dann erst einmal für heute." Mit diesen Worten streckte und bewegte er leicht die Finger der linken Hand. Es schmerzte und das Blut begann noch mehr aus der Wunde zu treten, aber wenigsten schienen keine Sehne zerschnitten zu sein. Buffy beobachtet ihn von der Seite und schob ihn dann plötzlich in Richtung Bürotür. "Ja, sie haben recht, es reicht wirklich für heute, aber selbst wenn sie sich ihre Wunde noch eine Weile weiter begutachten, wird es auch nicht besser davon. Keine Widerrede... sie kriegen da jetzt erst einmal einen Verband darauf." Giles konnte gar nicht so schnell schauen, wie Buffy ihn auf seinen Bürostuhl verfrachtete, seine Hand ergriff und begann mit den nötigen Sachen aus einem kleinen Sanikasten die Schnittwunde zu versorgen. Sie machte das wirklich gut und obwohl es nur leicht brannte, merkte er doch wie seine Hand unkontrolliert und übermäßig zitterte. Alle seine Sinne reagierten völlig über als ihre Finger ihn berührten und den Verband anlegten. Es war ihm einfach nicht möglich dieses Zittern abzustellen und allmählich wurde auch sein ganzer Körper davon ergriffen. Es war nur noch ein Angelegenheit von Sekunden ehe sein Verstand sich ausschalten und die Gefühle die Oberhand gewinnen würden. Eine Reaktion die er nicht herauf beschwören durfte. Obwohl er nicht wollte, daß sie ihn los ließ, zog er schnell seine Hand aus der ihren. Dies brachte ihm einen verärgerten Blick von Buffy ein. "Giles, was soll das? Soll ich sie nun verbinden oder nicht? Sie benehmen sich ja wie... was weiß ich, auf jeden Fall nicht wie.... Verdammt noch mal, halten sie endlich still!" Abrupt zog sie die verletzte Hand wieder zu sich, drückte den Verband an und befestigte ihn. Was war nur mit ihm los? Warum sträubte er sich, sich von ihr helfen zu lassen? Alles an ihm zitterte und nicht nur seine Hand zuckte in der ihren. Aufmerksam schaute sie in sein Gesicht. Auf seiner Stirn war ein tiefe Falte zu erkennen. Eine Zeichen großer innerer Anspannung und Beherrschung, die er nur mit äußerster Mühe verbergen konnte.

 

Für einen Moment schaffte sie es seinen Blick einfangen und entdeckte darin etwas, was sie nicht deuten konnte. Ein Art Bitten und Flehen, Schmerz und Leidenschaft. Obwohl die Wunde versorgt war, wollte Buffy ihn noch nicht los lassen. Sie wollte in seinen grünen Augen lesen, was er ihr nie sagen würde. Doch außer einem faszinierenden braunen Schimmer konnte sie nichts entdecken, denn er senkte sogleich seinen Blick und entzog ihr endgültig die Hand. Einen kurzen Moment glaubte Buffy noch seine Wärme an ihren Fingern zu spüren, aber das konnte auch Einbildung sein. Da stand plötzlich etwas zwischen ihnen was bisher nicht da war. Etwas was beide sehr wohl wahrnahmen, fühlten und doch nicht trauten auszusprechen. Etwas was in seinen Augen falsch und in ihren unerfüllbar war.

 

Da Buffy merkte wie unwohl Giles sich in seiner Haut zu fühlen schien, beschloß sie ihn allein zu lassen. Er würde ja doch nicht mit ihre reden. Weder über sich, noch über die Geschehnisse mit ihrer Mutter, noch über sonst irgend etwas was ihn bedrückte, geschweige über das was er wirklich fühlte. Das tat er nie. Noch nicht einmal wenn sie sich so nah waren wie jetzt oder so nah wie vor ein paar Tagen, als er sie in seinem Arm hielt, als sie aus diesem Wirrwarr von Träumen aufwachte. Es war sein Gesicht welches ihr als erstes zulächelte. Seine Arme die sich schützend um sie schlossen und ihr dieses wunderschöne, vertraute Gefühl gaben. Seit der Sache mit Angel und Faith war etwas in ihr zerbrochen und auf ihrer unbewußte Suche nach Frieden, fand sie viel mehr in ihrer unmittelbaren Nähe. Da gab es Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und unausgesprochene, verborgene Leidenschaft. Dinge die sie bisher nicht in der Lage gewesen war zu sehen und erst durch Anflug von Eifersucht in ihr wuchsen.

 

Buffy saß noch immer mit seinen Blut an den Händen da und starte vor sich hin. Giles war schon längst wieder nach draußen gegangen und hatte begonnen die Fechtausrüstung wegzuräumen, als Buffy sich aufraffte und zu einem kleinen Waschbecken in seinem Büro ging. Es war ein eigenartiges Bild das Blut, sein Blut von ihren Händen zu spülen. Ein Bild was ihr Angst einflößte. Gerade als Giles wieder aus dem Waffenlager kam, war Buffy gerade im Begriff zu gehen. "Ich denke wir sind sicherlich fertig für heute und vermute mal stark, sie haben bestimmt keine Lust sich mehr von mir verarzten lassen zu müssen."

 

Das Gesagte sollte eigentlich locker klingen, aber Buffy gelang der dementsprechende Tonfall nicht recht und Giles deutete richtig, daß sie enttäuscht über seine Reaktion war. Es tat ihm leid, doch wie hätte er sich sonst gegen seine Gefühle wehren könnten. "Buffy... ich wollte... es sollte nicht so aussehen als ob..." Abwehrend winkte Buffy ab und ging weiter zur Tür. "Vergessen sie es Giles, sagen wir einfach der Schnitt hat weh getan und womöglich kaufe ich ihnen das sogar ab. Also daher.... bis später irgendwann." Damit drehte sie sich um, lief hinaus, nein rannte hinaus, nur weg von dieser Bibliothek und diesem starrköpfigen Mann, der sich mit seiner verdammten Vernunft immer wieder selber im Wege stehen würde.

 

Es war schon fast Abend als Giles beschloß nach Hause zu gehen. Weder Buffy noch die anderen hatten sich noch einmal in der Bibliothek blicken lassen. Das war schon eigenartig, aber nicht unbedingt ungewöhnlich. Auf eine Art war es Giles sogar recht, an diesem Tag niemanden weiter um sich haben zu müssen. Er war völlig durch einander, daß er sich sogar dabei ertappte Kaffee am Nachmittag zu trinken. Nicht nur eine sondern gleich drei Tassen. Jetzt schlug sein Blutdruck förmlich Purzelbäume und er bewegte sich wie ein aufgezogenes mechanisches Kinderspielzeug. Die einzige Alternative wieder einiger Maßen Herr der Lage zu werden, sah er in einer ausgiebigen Dusche. Nach dieser Fechtaktion hatte er ohnehin das Gefühl furchtbar verschwitzt zu sein. Wobei es nicht allein nur die Anstrengung gewesen war, die ihm den Schweiß aus allen Poren getrieben hatte.

 

Ganz langsam begann er sich zu entkleiden. Es drängte ihn niemand und er hatte den ganzen Abend für sich allein. Die Schnittwunde begann wieder zu bluten und der Verband war durchdrängt, aber er wollte ihn noch nicht abnehmen. Beim Ausziehen seines Hemdes bemerkte er kurz die rauhe Oberfläche der Binde auf seiner Haut und unweigerlich dachte er an sie, wie sie ihm vorhin in die Augen geblickt hatte, fast so als würde sie in seinem Innersten suchen. Nach etwas, was er so tief verborgen hielt wie es ihm nur möglich war. Doch scheinbar bahnte sich dies nun doch seinen Weg und er konnte es kaum noch vor ihr verbergen. Immer wieder kam dieser eine Gedanke, diese Gedanken die sich nur um sie drehten. Sich derb die Stirn reibend warf Giles sein Hemd einfach in eine Ecke, ebenso die Socken und die Hose. Er war wütend auf sich. Er wollte diese Gefühle abstellen und es ging nicht. Die Hoffnung, daß wenigstens das Naß der Dusche ihm dabei helfen würde, erfüllte sich leider nicht. Ganz im Gegenteil, das entspannende Niederprasseln der Wassertropfen verstärkte die Sehnsucht nur noch mehr. Resigniert wehrte er sich nicht dagegen. Beide Hände vor sich an die Wand gestützt, den Kopf nach unten gerichtet, schloß er die Augen und ließ das warme Wasser über seinen Nacken und den ganzen Körper fließen. Die Sehnsucht gaukelte ihm vor, es wären ihre Fingerspitzen, die ihn zärtlich berührten. Die ihn erschauern ließen, als das Empfinden sich einen Weg über seinen Rücken nach unten bahnte. Zwischen den Beinen nach unten rollte und von den Zehen aufgefangen wurde. Immer wieder auf ein Neues. Seine Finger zogen sich zusammen und die Spitzen suchten halt in den rauen Fugen. Eine Phantasie jagte die nächste. Es waren seine Hände die sie begannen sanft zu streicheln, liebkosten und mit jeder Berührung erneut erbeben ließen. Sein Körper der sich gegen den ihren preßte, fordernd, sehnsüchtig wartend. Es waren ihre Beine, die ihn fest umschlangen, hielten und nicht wieder freigaben. Ein gegenseitiges Spiel des Geben und Nehmens.

 

Der Verband der verletzten Hand war gänzlich aufgeweicht und sein Blut vermischte sich mit dem im Abfluß verschwindenden Wasser. Die Wunde begann zu brennen, riß ihn aus seinem Traum. Die Augen öffnend blickte er gedankenverloren dem verschwindenden Rinnsal hinterher. Langsam rutschte die andere Hand an den Fließen hinunter. Immer tiefer, unaufhaltsam bedacht eine kaum noch zu unterdrückende Spannung zu befreien und dem Körper die Befriedigung zu geben, die er verlangte. Es wäre ein leichtes gewesen, den Traum mit einem eigens herbei gezauberten Glücksmoment zu vermischen, doch er entschied sich dagegen und die Hand griff nach dem Metall an der Wand. Drehte den Hebel kurz nach der Seite und änderte das entspannende Warm zum ernüchternden Kalt. Die eisigen Tropfen huschten genauso schnell über seine Haut doch die Empfindungen waren lebendiger realer und wirklicher. Eine ganze Weile stand er einfach nur da und ließ es geschehen, bis sein Körper sich aus diesem Traum löste und begann sich frierend zusammen zuziehen.

 

Tropfend naß stieg er aus der Dusche. Sein Griff nach dem Bademantel ging ins Leere. An der Badezimmertür hing nichts. Da fiel ihm wieder ein, daß er das Teil bei der letzten Wäsche mit 90 Grad gekocht hatte und es nun nur noch ein Stück eingelaufener Stoff war. Wo war er nur mit seinen Gedanken die letzte Zeit? Das war nicht der erste und einzig Fehler dieser Art der ihm neuerdings passierte. Routinierte Kleinigkeiten oft nur, die aber völlig der Quere gingen und immer wieder war da dieses Gefühl, dieser Gedanke an sie. Wassertropfen aus dem Gesicht wischend griff er nach einem Badehandtuch und schlang es sich um die Hüfte. Gerade als er nach einem zweiten greifen und sich die Haare trocknen wollte, hörte er es an seiner Tür klopfen. Erstaunt blickte er auf. Wer sollte um diese Zeit zu ihm wollen? Er erwartete keinen Besuch. Immer noch naß, lief er barfuß durch seine Wohnung. Das Klopfen war so energisch, daß er es noch nicht einmal mehr schaffte, sich etwas über zu ziehen. Aus diesem Grund öffnete er auch nur einen Spalt, steckte den Kopf hervor und verschwand bewußt mit dem Körper hinter der Tür. Falls da jetzt unliebsamer Besuch stand, hätte er verdammt schlechte Karten zum Fliehen. Doch dieser Gedanke kam ihm eindeutig etwas zu spät, denn er hatte die Tür schon geöffnet. Den Besuch konnte er nicht gerade als unliebsam bezeichnen, aber dafür als überraschend und das zeigte sich auch an seinem Gesichtsausdruck. "Bu... Buffy, was machst du denn hier? Bist du heute nicht auf Patrouille? Was... was ist passiert?"

 

Mit verschränken Armen stand Buffy da und wunderte sich, daß Giles sie nicht herein bat. "Was los ist, sollte ich sie eigentlich fragen? Ich hämmere mir hier seit einer geschlagenen halben Stunde die Faust an ihrer Tür wund. Wo haben sie gesteckt Giles?"

 

Die Tür einen fingerbreit weiter öffnend hielt er sich mit der verletzten Hand an der Einfassung fest. Dabei fiel ihm auf, daß der Verband nur noch recht wie schlecht total aufgeweicht an seiner Hand hing. Auch Buffy sah das und warf ihm einen fragenden Blick zu.

 

"Ich... ähm, ich war duschen und da habe ich dich nicht gehört." Das Ganze war ihm mehr als peinlich, vor allem da er fast nackt in seiner Wohnung stand. Buffy herein zu bitten schien ihm in dieser Situation und in seiner momentanen Verfassung nicht gerade sehr ratsam.

 

Duschen? Buffy trat einen Schritt beiseite und konnte sich einen leicht gesenkten, versucht neugierigen Blick um den Türspalt nicht verkneifen. Leider erhaschten ihre Augen nur seine Füße und den Zipfel des Handtuches. Oh, damit hatte sie nicht gerechnet und sie wußte nicht so recht was sie sagen sollte. Unter anderen Umständen wäre wieder Gehen sicherlich das naheliegende gewesen, aber sie hatte schon den ganzen Nachmittag einen Grund, nein einen Vorwand gesucht Giles aufzusuchen. Jetzt stand sie hier, wollte ihn eigentlich fragen, wie es seiner Hand ging und fand ihn frisch geduscht, fast nackt vor. Eine interessante Vorstellung, die ihr ein geheimnisvolles Lächeln auf das Gesicht zauberte. Wie er wohl regieren würde, wenn sie einfach die Tür aufstieß und zu ihm eintrat? Wäre es ihm peinlich? Was würde er tun? Es geschehen lassen, wenn sie ihm das Handtuch weg zog? Ob ihm auch wie Angel kleine Härchen bis zum Bauchknöpfchen wuchsen? Wie es sich wohl anfühlen würde, seinen warmen, schweren Körper auf ihrem zu fühlen? Die unausgesprochene Zärtlichkeit seiner Augen als Berührungen auf ihrer Haut zu empfinden. Seine Hände, die es gewohnt wahren vorsichtig die Seiten alter Bücher umzuschlagen, forschend über sich gleiten zu lassen. Wie es wohl wäre ihn ganz nah, bedingungslos und endgültig bei sich, in sich zu spüren? Gedanken die völlig absurd und doch auch so reell waren, daß es Buffy ängstigte. Sie begehrte diesen Mann, daß wurde ihr in diesem Augenblick mehr als bewußt. Ein Bewußtsein, welches sie gleichzeitig erschreckte und benommen machte. Wie sollte es nun weiter gehen?

 

Ihre Augen waren immer noch gesenkt und Giles konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie es im Gedanken schaffte durch diese Tür hindurch zu sehen. Was sollte diese Lächeln in ihrem Gesicht und warum sagte sie nichts?

 

Giles hatte keine Ahnung welche körperliche Präsenz er in diesem Moment auf Buffy ausübte. Mehr denn je war sie versucht, ihn beiseite zu drängen und einfach die Tür aufzustoßen. Zu ihm zu treten und zu sagen was sie empfand, aber etwas hinderte sie daran. Es war seine Vernunft die sie stoppte. Seine verdammte Ehrenhaftigkeit, die immer zwischen ihnen stehen würde. Die ein „uns", ein „wir" und eine andere Gemeinsamkeit nie zu lassen würde, daß wußten beide.

 

Schweigend standen sie sich gegenüber. Buffy bemerkte, daß Giles begann zu frieren, aber er machte keine Anstalten die Tür zu öffnen oder zu schließen und sie keine zu gehen. Sollte er sich doch erkälten, wen interessierte das schon! Wütend über die Erkenntnis, daß ihre Mutter das hatte was sie nie haben würde, schleuderte Buffy Giles plötzlich entgegen: "Was ist los mit uns? Warum können wir uns plötzlich nicht mehr unbefangen in die Augen schauen? Warum stehen sie einfach nur stumm da? Warum hasse ich sie dafür, daß sie meiner Mutter gaben was wir nie haben werden? Warum...Warum lassen sie nicht zu, daß wir mehr für einander empfinden?"

 

Diese Worte, Fragen waren wie Faustschläge in Giles Gesicht. Er wollte etwas erwidern, nach draußen treten und dem übermächtigen Gefühl sie in die Arme zu ziehen nachgeben, aber er schaffte es einfach nicht. Die Macht der Vernunft stand zwischen ihnen.

 

Buffy sah seinen inneren Kampf und sie wußte ganz genau wer gewinnen würde, aus diesem Grund wandte sie sich ab. Als sie die ersten Stufe der Treppe hinauf und weg von ihm lief, drehte sich kurz um. Tränen standen in ihren Augen. "Giles, irgendwann.... wenn es zu spät ist, irgendwann wenn die Einsamkeit und Sehnsucht sie beginnt aufzufressen, dann werden sie bereuen diese Tür nicht geöffnet zu haben. Was glauben sie machen Zwanzig Jahre Unterschied schon aus? Sind nicht die Empfindungen das wichtigste? Ich habe jemanden geliebt der zweihundert Jahre älter war. Warum glauben sie, kann ich das dann nicht ebenso für sie empfinden? Doch ich weiß, sie haben Angst mich zu verlieren, wenn sie es zu lassen. Doch sie verlieren mich auch so, wenn sie es nicht tun. Und wahrscheinlich haben sie mich jetzt eben sogar schon verloren...."

 

Alles drehte sich und Giles war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Hatte sie gerade Angel und ihn in einen Atemzug erwähnt? Hatte sie ihm und sich eingestanden, daß er ihr etwas bedeutete, daß sie ihn liebte? Das sie mehr für ihn empfand als er je zu hoffen, zu träumen gewagte hatte.

 

Der nasse, Blut durch drängte Verband löste sich von einer Hand und fiel platschend zu Boden. Die kalte Abendluft fuhr in die Wunde und brachte sie erneut zum Brennen. Ratlos starte Giles auf die Stelle wo Buffy sich vor wenigen Sekunden zu ihm drehte. Jetzt tänzelte dort nur ein einsames Laubblatt hin und her. Ihm wurde bewußt, daß sie einfach gegangen war. Er war wieder allein und fror. Das war alles kein Traum, das war Wirklichkeit. Aber hatten sie beide in dieser Wirklichkeit überhaupt eine Zukunft oder war es doch nur ein schöner Traum?

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281049465a517b14
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Fandom:

Buffy - Die Vampirjägerin

Disclaimer:

Alle Rechte an der Fernsehserie "Buffy the Vampire Slayer" und ihren Charakteren gehören Joss Whedon, Mutant Enemy, Sandollar Productions, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television und dem WB Television Network. Die Geschichte entstand aus reinem Spaß an der Serie und am Schreiben. Sie dient nicht zu kommerziellen Zwecken. Mein einziger Lohn sind hoffentlich viele nette Feedbacks.


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Erstellt: 24.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 732