Lucifer, Träger des Lichts (Autorin: Catherine Webb)
 
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Lucifer, Träger des Lichts von Catherine Webb

Rezension von Christel Scheja

 

Nicht mehr länger konzentrieren sich die Autoren aus dem angloamerikanischen Raum darauf, eigene Mythologien zu erfinden, oder die vorhandenen zu verfremden und den Bedürfnissen ihres Kosmos anzupassen. In den letzten Jahren setzt sich immer wieder der Trend durch, die bestehenden wild miteinander zu mischen und ohne sie von der Erde zu trennen, einfach mit ihnen zu spielen, Sagen und Mythen miteinander zu vermischen, die eigentlich gar keine Verbindung zueinander haben und die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen zu lassen oder gar ganz umzukehren. Einer dieser Romane ist „Lucifer - Träger des Lichts“ von Catherine Webb.

 

All die Wesen, die wir als Götter der verschiedensten Mythologien kennen sind Nachfahren von Vater Zeit und Frauen, die Tugenden und Fertigkeiten wie Ordnung Liebe, Hoffnung oder Magie verkörperten. Sie sind entweder die strahlenden und helläugigen Kinder des Lichts, die den Sterblichen nur Glück und Leben bringen sollen , oder die der Dunkelheit, die dazu verdammt sind, das Böse zu verkörpern - zumindest in den Augen ihrer Geschwister.

Nur eines dieser Kinder nimmt eine Sonderstellung ein: Lucifer, der unter den Engeln seines Bruders Jehova aufgewachsen ist und lange nicht gewusst hat, dass er ebenfalls ein Sohn von Vater Zeit und der Magie ist. Viele der anderen Unsterblichen fürchten ihn, denn Chronos hat ihm die größte Macht unter ihnen verliehen. Wenn er das Licht entfesselt, dann stürzt er die Erde in den Untergang und reinigt sie von all den düstere und negativen Gedanken. Doch anders als sein toter Bruder Balder ist er dazu verdammt selbst zu Grunde zu gehen.

Nicht nur deshalb hat Lucifer beschlossen, eigene Wege zu gehen. Seit Jahrhunderten lebt er unter den Menschen und pflegt den Kontakt zu Seinesgleichen nur wenn er muss, und wenn er ihnen wirklich vertraut, so wie der Himmelstochter Freya.

Doch als sie überraschend stirbt, gerät er unter Verdacht, sie ermordet zu haben. Nun ist guter Rat teuer. Von den Menschen und den Unsterblichen gejagt, nimmt Lucifer unter seinen Decknamen Sam Linnifer, Sebastian Teufel oder Luc Satise die Suche nach dem Täter und seinem Motiv auf.

Schon bald entdeckt er, dass eine ganze Menge mehr dahinter steckt und das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Denn einige seiner Geschwister spielen falsch, denn sie haben beschlossen sich gegen den gemeinsamen Vater zu wenden und eine Macht zu befreien, die seine Schöpfung vollständig auf den Kopf stellen wird. Und es sind gerade diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet.

 

Es ist sicherlich nichts neues, das in den letzten Jahren zunehmend die mythologischen Bösewichte an Faszination gewinnen, seinen es nun Dämonen, Vampire oder Teufel. Vor allem die gefallenen Engel, allen voran Luzifer, haben es den Autoren, die Horror, Gothic und Fantasy nicht ganz abgeneigt sind, angetan. Durch ihre tragische mythische Geschichte sind diese geradezu dazu prädestiniert zu Helden stilisiert zu werden, die trotz ihres Rufes eigentlich doch ganz nette und hilfsbereite Kerle sind.

Religiös veranlagten Lesern mag dies sauer aufstoßen, zumal die eher positiven Gottheiten anderer Mythenkreise und auch Jehova nun eher die Stellung der Gegner einnehmen, die in ihrem blinden verlagen nach Ordnung auch die Zerstörung der Welt riskieren - aber zumindest der deutsche Titel gibt eine deutliche Warnung ab, was man erwarten darf.

Wer sich jedoch nicht daran stört, wird ein interessantes Konzept vorfinden. Catherine Webb hat sich aus den verschiedensten Mythologien eine eigene zusammengebastelt, die überzeugent funktioniert und mit einigen ungewöhnlichen Ideen aufwartet.

Zwar ist auch hier Lucifer eher der missverstandene Held, den man durch sein sympathisches Verhalten und seinen rebellischen Willen schnell lieb gewinnt, aber durch geschickt eingeflochtene Rückblenden bekommt man ein gutes Bild seines Wesens und seiner Situation und lernt auch das Machtgefüge recht schnell kennen. All das ist eingebettet in eine spannende Handlung mit Krimi-Elementen und einem faszinierenden magischen Überbau.

 

Heraus kommt ein interessanter und überraschend frischer Fantasy-Roman, der eine Gothic-Atmosphäre gelungen mit vertrauten mythischen Versatzstücken verbindet, dabei aber nicht kopiert, sondern neue überraschende Wege geht, die man so bisher noch nicht gelesen hat und neugierig auf mehr machen.

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Lucifer - Träger des Lichts

Autorin: Catherine Webb

Broschiert: 333 Seiten

Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (März 2007)

Sprache: Deutsch

Übersetzung aus dem Englischen von Helmut Pesch

ISBN-10: 3404205642

ISBN-13: 978-3404205646

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.03.2007, zuletzt aktualisiert: 19.01.2023 14:14, 3659